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Biker-Schock: Niedersachsen verbietet Verbrenner-Motorräder auf beliebter Urlaubs-Strecke

Ein Fahrverbot für Verbrenner-Motorräder durch die Hintertür - so sehen Biker das neue Pilotprojekt in Niedersachsen. Zwar geht es hier um Lärmreduzierung und betrifft nur Motorräder mit einem Standgeräusch von 90 Dezibel. Dies betrifft aber nahezu alle Verbrenner. Nicht nur Biker fühlen sich hintergangen, auch die Hotelbranche in der Gegend sieht sich durch das Projekt in Gefahr.

In Niedersachsen im Landkreis Holzminden, läuft derzeit ein Pilotprojekt der Deutschen Umwelthilfe (DUH) mit dem Ziel, die Lärmbelästigung durch Motorräder zu reduzieren. Laut umwelt.niedersachsen.de fühlen sich "zwei Drittel der deutschen Bevölkerung von Straßenverkehrslärm gestört und belästigt". Das Projekt will Fahrten von bestimmten Motorrädern temporär begrenzen und so sogenannte "Lärmpausen" schaffen.

Die Einschränkungen sind umstritten und die Reaktionen darauf gemischt. Einige sehen den Nutzen und die Notwendigkeit der Maßnahmen. Andere, insbesondere Motorradfahrer und einige Geschäftsinhaber haben Bedenken.

Im Rahmen des Projektes "Gegen Motorradlärm", das vom Umweltministerium in Niedersachsen mit 100.000 Euro gefördert wird, ist geplant, die Motorradfahrten zwischen April und Oktober stark zu reglementieren. An jedem zweiten Wochenende wird auf bestimmten Strecken im Weserbergland das Fahren komplett untersagt, an den anderen Wochenenden gilt ein Fahrverbot für alle Motorräder mit einem Standgeräusch von mehr als 90 Dezibel.

Die Motorrad Online-Redaktion kritisiert die Maßnahmen scharf und argumentiert, dass sie auf einer falschen Basis beruhen. Sie behauptet, dass es nicht möglich sei, aus dem Standgeräusch Schlussfolgerungen auf die Lärmemission während der Fahrt zu ziehen. Darüber hinaus wird der DUH vorgeworfen, die Streckensperrungen bewusst als Pilotprojekt auszuweisen, um die Möglichkeiten für Klagen einzuschränken.

Klar ist, dass fast alle Verbrenner unter die dann verbotenen Bedingungen fallen. Somit wären auf der Strecke nur noch Elektro-Motorräder erlaubt – wenn auch durch die Hintertür.

Für die Hotelbranche könnte das Pilotprojekt schwerwiegende Folgen haben. Das bekannte Motorradhotel Villa Löwenherz in Lauenförde ist direkt an den gesperrten Straßen gelegen. Im Falle einer dauerhaften Durchsetzung des Projekts könnte dies dazu führen, dass das Hotel nicht mehr legal mit vielen Motorrädern zu erreichen ist.

Die Diskussion um den Lärmschutz und die damit verbundenen Maßnahmen ist nicht neu und auch nicht auf Niedersachsen begrenzt. Eine vergleichbare Regelung gibt es bereits in Außerfern in Tirol, Österreich. Auch hier ist das Standgeräusch entscheidend, der Grenzwert liegt mit 95 Dezibel allerdings etwas höher als in Niedersachsen.

Das Pilotprojekt der DUH in Niedersachsen ist ein wichtiger Schritt in Richtung Lärmschutz. Lärmbelastung ist ein gesundheitliches Risiko, das zu psychischen aber auch physischen Erkrankungen führen kann. Das ein defacto Fahrverbot für Verbrenner-Motorräder geschaffen wird, ohne dies klar zu kommunizieren, ist jedoch fragwürdig. Trotzdem ist klar, dass auch Motorradfahrer, genau wie Autofahrer Einschränkungen wegen Umwelt- und Gesundheitsschutz nicht gefeit sind ihren Beitrag dazu leisten müssen.