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Weniger Vorteile für E-Autos?!

In Deutschland beschließen Stadtverwaltungen und Unternehmen E-Autofahrern weniger Vergünstigungen einzuräumen und damit mit den steigenden Ladekosten zurechtzukommen. In Norwegen glauben die Behörden stattdessen, dass solche Benefits nicht mehr erforderlich sind - und fokussieren sich auf die Reduzierung des gesamten Autoverkehrs.

Um E-Mobilität zu fördern, hatten viele Städte kostenlose Lade- und Parkmöglichkeiten für Elektrofahrzeuge eingeführt. Die Energiekrise und die steigenden Strompreise, sowie die wachsende Anzahl an Stromern, die solche Angebote in Anspruch nehmen möchten, haben aber Änderungen aufgerufen. Über weniger Vorteile werden E-Autofahrer, zumindest zunächst, profitieren können. In Hamburg und in Baden-Württemberg, wie etwa in Stuttgart und Ettlingen, planen nämlich die Behörden striktere Regeln aufzustellen.  

Mit dem klaren Ziel, nur noch tankenden Autos den Raum zu überlassen, überprüft die Stadt Hamburg gerade die Parkregelungen an den E-Zapfsäulen. Bisher durften E-Autofahrer den Platz vor den Ladepunkten explizit auch als Parkplatz nutzen. Weil der Bestand an Elektrofahrzeugen in der Hansestadt jedoch schnell steigt und folglich immer mehr Elektroautos die Ladesäulen in Anspruch nehmen müssen, will der Senat nicht-ladende Parker vertreiben. Nicht mehr gerechtfertigt – so die städtische Verwaltung - kann die Entscheidung werden, die damals mit der Förderung der E-Mobilität begründet wurde. Noch ungeklärt bleibe aber die Frage, wie lange ein E-Auto die Ladestation nutzen darf und wann der Ladevorgang als abgeschlossen gilt.  

Eine Option wäre zusätzliche Gebühren festzulegen, die ins Spiel kommen sollen, wenn Kunden länger als vorgesehen die Ladesäule nutzen. So könnte die Auslastung der Lademöglichkeiten wieder unter Kontrolle gebracht werden. Aktuell seien solche Aufpreise dennoch vorrangig vom Stromvertrieb der jeweiligen Ladesäule bestimmt. Als Bereitsteller der Infrastruktur hätte die Stadt Hamburg auch grundsätzlich die Möglichkeit, eine solche Überziehungsgebühr gegenüber der Ladesäulenbetreiber einzuführen. Zum Schutz der Kunden, auf den der Aufpreis von den Unternehmen möglicherweise weitergegeben würde, wolle die Stadt die Gebühr nicht erheben – und zuerst die Lageentwicklungen beobachten.  

Auch in anderen Städten werden E-Autofahrer beim Parken nicht mehr geschont. Zum 31. Dezember 2022 werden beispielsweise in Stuttgart kostenlose Parkplätze für E-Autos abgeschafft. Seit etwa zehn Jahren konnten solche Fahrzeuge gebührenfrei in der Stadt abgestellt werden. Damit wollte die Stadt die Nachfrage nach elektrisch-betriebenen und hybriden Autos unterstützen. Wegen der angespannten Parksituation in Stuttgart seien nun Änderungen notwendig. Mit dem kommenden Jahr werden auch sie ganz normal neben Verbrennern den Parktarifen Stuttgarts unterstehen müssen.  

Schon jetzt interveniert stattdessen die Stadt von Ettlingen. Bereits zum 1. September wurde das kostenlose Parken für E-Autos abgeschafft. Denn auch hier wurde die wohlwollende Regel vor 7 Jahren für die Unterstützung des Markthochlaufs von Stromern ausgedacht - was unter den aktuellen Umständen an Notwendigkeit verloren hat, und repräsentiert stattdessen ein Wirtschaftlichkeitsproblem für die Stadt. Nur neben Ladestationen gilt das Gratisparken weiterhin. Demnach werden Elektrofahrzeugbesitzer nichts  zahlen müssen, um beim Laden das Auto abzustellen.  

Nicht nur auf den Straßen vieler deutschen Städte, sondern auch auf den Parkplätzen von Läden und Geschäften genießen E-Autos oft Vorteile. Etwa bei Lidl können Kunden das E-Auto kostenlos laden. Indem viele das attraktive Angebot ausnutzen, ohne jedoch den Discounter eigentlich zu betreten, wolle das Unternehmen mit gezielten Maßnahmen vorgehen.  Das System wird künftig so überarbeitet, dass der Service ausschließlich für Kunden des Lebensmitteldiscounters zur Verfügung stehen wird. Dabei wird der maximal eine Stunde lange Ladevorgang systematisch reguliert. Unter anderem seien eine automatische Beendung der Stromabgabe nach 15 Kilowattstunden, sowie das Einchecken über die Lidl-E-Charge-App, vorgesehen. Zwar wird das System dadurch für Kunden etwas umständlicher, soll dies jedoch Lidl ermöglichen, das Problem der von den „Ladeschnorrer“ blockierten Ladepunkten zu lösen – ohne die Ladestationen komplett abschaffen zu müssen.  

Deutschland sei natürlich nicht das einzige Land, wo Elektroautos anfangen Vorteile zu verlieren. In Norwegen habe die öffentliche Straßenverwaltung sich nämlich dafür entschieden, einige Vergünstigungen zu streichen. Ziel sei es, auch E-Autofahrer für den öffentlichen Verkehr zu gewinnen. Denn, so die norwegischen Behörden, „ein Elektroauto ist dennoch ein Auto, das Platz im Verkehr einnimmt“. Das Ende der E-Auto-Benefits entspreche daher der Mobilitätsvorstellung der teilnehmenden Städte von Oslo, Bergen, Trondheim und Nord-Jæren. Durch den Wegfall von Stromer-Vorteilen zielen sie nämlich darauf ab, den gesamten Verkehr zu reduzieren.  

Dabei geht es nicht nur um Begünstigungen beim Parken auf öffentlichen Parkplätzen - was weiterhin von den Kommunen lokal und eigenständig reguliert wird, sondern auch um weitere Vorteile, die bald außer Kraft kommen werden. Dazu gehören etwa eine Befreiung von der Mehrwertsteuer beim Neukauf, reduzierte Mautpreise, sowie das Fahren auf der Busspur – sollten mehrere Personen im Auto sitzen. Es sei unter den aktuellen Umständen möglich gewesen, die Begünstigungen zu reduzieren, ohne dabei die Wettbewerbsfähigkeit dieser Autos erheblich zu beeinträchtigen. „Die Menschen würden sich immer noch für ein Elektroauto entscheiden“. Diese sei zu mindestens der Konsens in Norwegen, wo Stromer sich auf dem Markt über die Zeit gut konsolidiert haben.  

Das Gleiche kann jedoch nicht für andere Länder in Europa gesagt werden, wo mehrere Länder immer noch relativ niedrigen Bestand an E-Autos aufweisen - welcher tendenziell nicht für eine vollständige Elektrifizierung der privaten Personenbeförderung ausreicht. Hier könnte die Beibehaltung einiger Vorteile für diejenigen, die sich für ein elektrisch betriebenes Fahrzeug entscheiden, noch eine gute Idee sein. Es sind hauptsächlich Unzulänglichkeiten bei der notwendigen Infrastruktur, sowie der offensichtliche Anstieg der Strompreise und entsprechende Ladekosten, die gewisse Abstriche bezüglich der E-Auto-Vorteile aus dem Sichtpunkt von Städten und Geschäften erforderlich machen.  

Künftige E-Autobesitzer sollen ebenso die E-Plakette, sowie das E-Kennzeichen, nicht vergessen. Für beide fallen nämlich Extra-Kosten an, jedoch öffnet sich damit eine Reihe von Vorteilen. Begünstigungen, die aber nach und nach jetzt wegfallen. Lohnt sich der Kauf dann noch? Ja, denn viele Begünstigungen bleiben weiterhin bestehen.