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Umweltzonen: Was, wenn alle ein E-Auto hätten?

Autos stoßen zunehmend auf Fahrverbote und die Elektromobilität setzt sich als nachhaltige Form der zukünftigen Mobilität durch. Könnten dann Umweltzonen, die lokale Emissionen reduzieren und verhindern, ihre Bedeutung verlieren? Unwahrscheinlich, da Motorabgase nicht die einzigen Faktoren sind, die im Zusammenhang mit Autos die Umwelt schädigen.

Ab 2025 soll in der Europäischen Union eine neue Abgasnorm, die sogenannte Euro7, in Kraft treten und die Art und Weise revolutionieren, wie die Behörden Schadstoffemissionen von Straßenfahrzeugen berücksichtigen und kontrollieren. Die Emissionsnorm wird nämlich Fahrzeugemissionen jeglicher Art unter stärkerer Kontrolle setzen – einschließlich diejenigen von Elektroautos. Auch Wagen mit Elektroantrieb sind in der Tat nicht ganz ohne Verantwortung, wenn es um ihre Auswirkungen auf die Umwelt geht. Obwohl sie keine verbrennerartigen Motorabgasen natürlich aufweisen, sorgen Elektroautos durch den Brems- und Reifenabrieb für umweltschädliche Partikel- und Mikroplastikemissionen. Genau diesen soll von der Euronorm 7 unter die Lupe genommen, um solche Non-Exhaust-Emissionen zu verhindern.  

Eine Entscheidung, die von der EU mit der kommenden Abgasnorm fortzusetzen, die viel kritisiert wird. Nicht nur, weil das neue Gesetz eine wesentliche - und teure - Anpassung vonseiten der Automobil- und Reifenindustrie erfordert, sondern auch, weil sie eine oft ignorierte Schattenseite der Elektromobilität beleuchtet. Pauschal werden Stromer als emissionsfrei bezeichnet. Doch die Rede über ihr Umweltverschmutzungspotential durch Reifen- und Bremsenpartikel machen es klar, dass dies in der Praxis nicht stimmt. Und das ist nur unter Berücksichtigung lokaler umweltschädlicher Freisetzungen, und zwar auf der Straße. Wenn in der Tat Elektroautos, wie jedes andere Fahrzeug, einen Kohlenstoff-Fußabdruck in der Produktionsphase ebenfalls haben - zum Beispiel bei der Herstellung von Bauteilen, wie Batterien, sowie des Fahrzeugs als ein fertiges Produkt bereit für den Automarkt. Dazu kommen noch CO2 und weitere Schadstoffe wie Stickoxide, Feinstaub und Schwefeloxide bei den Kraftwerken in Form der Stromproduktion, unerlässlich für die Aufladung der E-Auto-Akkus.  

Die Euro-7-Abgasnorm kann zwar Emissionen nicht auf die Emissionen in der Produktionskette abzielen. Andere Initiativen in- und außerhalb der EU wollen jedoch nun überdenken, wie sauber Elektroautos tatsächlich sind - angefangen bei der irrtümlichen und pauschalen Zuschreibung von Emissionsfreiheit. Wie die Antriebs-Bilanz eines E-Fahrzeugs realistisch berechnet werden soll, ist es noch gestritten. Länder wie China - einer der am weitesten fortgeschrittenen Märkte im Bereich der Verkehrselektrifizierung – wollen aber schon jetzt der weit verbreiteten Praxis, bei Stromern mit null Gramm CO2 zu rechnen, offiziell ein Ende setzen. Denn dies sei nur eine „Wirtschaftstrick der Autobranche“, welcher letztlich nicht der Realität entspricht. 

Die chinesische Regierung will weiterhin auf Verbrenner-Verbote nach Model der EU verzichten, plant sie aber noch strenger mit der Elektro-Quote umzugehen, die Autohersteller bei der Produktion neuer Elektrowagen erfüllen müssen. Dabei habe das Land nach aktuellen Angaben der Behörden vor, Elektroautos bestimmten Grenzwerten in den neuen Effizienz-Regelungen für PKW zu unterwerfen. Etwa ab 2025 soll der Stromverbrauch von Elektrofahrzeugen in ein entsprechendes Benzin- bzw. Diesel-Äquivalent umgerechnet werden. So werden CO2-Grenzwerte für Stromer eingeführt und es wird bereits bei der Gesetzgebung klargestellt, dass alle verbundene Emissionen ein Gewicht beim Klimaschutz haben – erklärt die auf China spezialisierte Beratungsfirma JSC Automotive. Außerdem will China zunehmend in Brennstoffzellen-Technologien investieren, da Wasserstofffahrzeugen einerseits keine oder nur eine sehr kleine Batterie benötigen und anderseits die Volksrepublik gigantischen Mengen an Wasserstoff produzieren kann.   

Unklar bleibt, wie sich die zukünftigen Regeln aus China genau auf den Automarkt auswirken würden. Experten vermuten allerdings, dass deutsche Hersteller im Wettbewerb benachteiligt werden könnten. Vor allem, da deutsche E-Autos - schwerer und stromintensiver im Vergleich zu den chinesischen - einen größeren fossilen Fußabdruck aufweisen würden. Gleichzeitig setzt sich auch in der Europäischen Union das Bewusstsein durch, dass Elektroautos nicht völlig emissionsfrei sind - was den Weg für einen neuen Trend in Sache Umweltzonen freimacht. In den Niederlanden benutzt beispielsweise die Stadt Amsterdam bereits jetzt den Begriff „Lokal-Emissionsfrei“ für ihre zukünftige Umweltzone.  

Was bedeutet diese neue Positionierung der Elektromobilität gegenüber für das breite Umweltzonensystem in Europa? Vorbehaltlich des Erfolges des Euro7 und damit der schrittweisen Annäherung an eine effektive Emissionsfreiheit auf der Straße, ist natürlich die Frage zu stellen, ob Einführung und Verschärfung von Niedrig-Emission-Zonen noch sinnvoll sind. Da die Umstellung des Fahrzeugbestands im aktiven Verkehr auf Euro7-konforme Fahrzeuge jedoch Jahre oder gar Jahrzehnte dauern kann, sollen Umweltzonen weiterhin ihre Wächterfunktion erfüllen und gewährleisten, dass nur normkonforme Fahrzeuge in den Umweltzonengebieten fahren werden. Gleichzeitig haben Umweltzonen, und vor allem die noch strengeren Regelungen der Null-Emissionszonen, eine signalwirkende Rolle, indem sie unter andere die Industrie und Autofahrer dazu bringen, zunehmend auf grüneren Antriebsarten umzusteigen.  

Und schließlich überraschen Fortschritte in der Welt der Technik und der Umweltforschung immer wieder mit Feststellungen, dass das, was früher als nachhaltig galt, sich doch negativ auf das Klima auswirken kann. Wenn die Regelungen der Umweltzonen einigermaßen mit der Zeit gehen, wird die Politik trotz Kritik daher noch auf umweltschützenden Verkehrsmaßnahmen wie Umweltzonen setzen, um diese negativen Folgen vor Ort zu begrenzen. Unabhängig davon, ob dann jeder ein Elektroauto fahren wird oder nicht. Die Durchsetzung der Elektromobilität wird in diesem Sinne kein Ende der Umweltzonen bedeuten. 

All dies liegt jedoch nur in der Zukunft. Bis dahin sollen Autofahrer alle in Europa noch aktive Umweltzonenvorschriften nicht vergessen. Alle Informationen dazu stehen euch wie immer auf unsere Webseite und in der Green-Zones App zu Verfügung.