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AdBlue: Engpässe bedrohen Wirtschaft und Umwelt

Die Energiekosten steigen und damit die Schwierigkeiten vieler Hersteller, ihre Produktionsprozesse aufrechtzuerhalten. Auch die Herstellung der Harnstofflösung AdBlue stehe nun auf dem Spiel - mit verheerenden Folgen für Wirtschaft und Umwelt.

Rohstoff-Knappheit und explodierende Energiekosten – immer häufiger hat die Automobilbranche damit zu tun. Viele Fahrzeughersteller mussten in den letzten Monaten ihre Betriebe stoppen oder vorübergehend einstellen. Obwohl sich die Lage in dieser Hinsicht teilweise stabilisiert hat, stellen die hohen Preise die Unternehmen weiterhin vor Probleme. In Gefahr ist jetzt die Produktion der Harnstofflösung AdBlue - sowie die Lieferkette, worauf Privatleute und Logistikunternehmen stark angewiesen sind. 

Schon seit längerem ist das Diesel-Additiv in Deutschland knapp. Verschärft wurde aber die Situation durch die steigenden Gaspreise und dessen Folgen auf die Herstellung von AdBlue-Schlüsselkomponenten. Etwa Ammoniak, welche als unverzichtbar für die Herstellung der wässrigen Lösung gilt, sei immer knapper und schwieriger zu bekommen. Es sei genau aufgrund dieses fehlenden Nachschubs, dass es zu Engpässen bei der AdBlue-Produktion und -Lieferung kommt. Denn ohne Ammoniak gibt es keine AdBlue. Ein Problem für jeden, der ein Dieselfahrzeug fährt - egal ob Privatperson oder Lkw-Fahrer -, denn praktisch jeder moderne Dieselmotor benötigt AdBlue, um überhaupt laufen zu können.  

Viel ernster als für Pkw-Fahrer sind aber die Konsequenzen des Mangels des Zusatztreibstoffs für die Logistikbranche. Mehr als 70 Prozent aller Güter werden in Deutschland per Lkw transportiert und etwa 90 Prozent der in Deutschland zugelassenen Laster verfügen über einen AdBlue-abhängigen Dieselantrieb mit SCR-Katalysator. Während Nichtverfügbarkeiten bei dem Abgas-Reinigungsmittel sich für Autofahrer zuerst nur durch hohe Preise und geringe Angebot bemerkbar machen, bedeuten Engpässe für die Transportunternehmer das Risiko, ihre Lieferfahrzeugflotte zum Teil oder gar komplett stilllegen zu müssen. Dass die AdBlue-Krise negative Auswirkungen auf den Frachtverkehr und folglich auf die gesamte Wirtschaft Deutschlands und anderer Länder entfalten wird, sei leider nicht auszuschließen. 

Sollte sich dieser Trend nicht umkehren, drohen ernste Folgen nicht nur für die Ökonomie, sondern auch für die Umwelt. Per Gesetz wurde die AdBlue-Lösung zur Pflicht, um eine optimale Abgasreinigung der Dieselfahrzeuge und die Senkung der verursachten Stickoxid-Emissionen immer gewährleisten zu können. Geht der Harnstoff zur Neige, haben Halter keine andere Wahl, außer den dafür vorgesehenen Tank wieder mit AdBlue aufzufüllen. Ohne die Harnstofflösung seien sonst extrem hohe Stickoxidwerte bei Dieselfahrzeugen der Klassen Euro 5 und Euro 6 nicht zu vermeiden. Sollte die AdBlue-Produktion nicht so weit wiederhergestellt werden, dass zumindest die Grundversorgung der betroffenen Fahrzeuge gewährleistet werden kann, könnte eine vorübergehende Umstellung des Systems nötig werden – und etwa Dieselmotoren den Betrieb ohne den Zusatzstoff temporär erlauben.  

So könnte man ein komplettes Stilllegen der Logistikbranche vermeiden. Dies würde jedoch zu erheblichen Verkehrsbeschränkungen für die betroffenen Lkw führen. Etwa in Umweltzonen, wo Schadstoffausstöße stark unter dem Visier der Gesetze sind, müsste die Einfahrt solcher Fahrzeuge untersagt werden. Ohne AdBlue stoßen Diesel-Fahrzeuge bis zu 90% mehr Schadstoffe aus. Indem Umweltzonen in Deutschland, sowie im Rest Europas, immer mehr werden, würden alle Lkw-Fahrer mit einer exorbitanten Anzahl an Fahrverboten rechnen müssen, die nicht zu bewältigen sind.