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Umweltzonen: Verbrenner-Aus für Lkw schon vor 2040

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Ab 2035 werden keine neuen Diesel- und Benzinautos in der Europäischen Union mehr zugelassen. Aber was wird aus zahlreichen anderen Fahrzeugen, wie Lkw und Busse, die nur schwieriger eine grüne Umgestaltung bewerkstelligen können? Was wird das geplante EU-Verbrennerverbot bei Neuzulassungen für solche Großfahrzeuge bedeuten? Welche Städte verbannen Verbrenner bereits früher in den Umweltzonen?

Das Austreten aus fossilen Energieträgern für den europäischen Automarkt- und die -industrie steht bereits fest. Das sogenannte Verbrenner-Aus ist nämlich nur wenige Schritte vor dem endgültigen Beschluss und Inkrafttreten entfernt. Dabei geht es aber ausschließlich um den Pkw- und Transporter-Sektor. Ab 2035 wird die Fahrt nur gebrauchten Diesel- und Benzinautos und -transportern erlaubt sein, während alle Neuzulassungen den Verbrennermotor hinter sich lassen werden. Unklar ist hingegen die Zukunft für Großfahrzeuge mit Verbrennermotor, wie Lkw und Busse. Für diese sei die Umstellung auf umweltfreundlichere Motoren viel umständlicher - vornehmlich aufgrund Mangels an technischen Alternativen, die eine grüne Wende für diese Fahrzeugkategorien schwieriger und teurer machen.  

Es zeichnen sich jedoch erste konkretere Pläne ab, wie auch die sperrigsten und umweltschädlichsten Fahrzeuge die Verkehrswende vollziehen werden, um ebenso Teil einer grüneren Verkehrszukunft zu werden. Frühestens 2040 könnte das Verbrenner-Aus auch für Lkw und Busse kommen. Das ergibt sich aus einem neulich publizierten Papier der EU-Kommission zur Überarbeitung der CO2-Flottengrenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge. Dabei arbeitet die EU an der schrittweisen Reduzierung der Emissionen, die Lkw und andere große Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf den Straßen verursachen. Lastkraftwagen, Stadtbusse und Reisebusse sind allein für 25% der Treibhausgasemissionen im Straßenverkehr verantwortlich. Deswegen ist es durchaus wichtig, gesetzlich gegen verkehrsbedingte Schadstoffausstöße vorzugehen - und neue Regelungen dafür ins Spiel zu bringen. Zu diesem Zweck plane die Kommission derzeit, dass bis 2040 neue Lkw 90% weniger Emissionen (verglichen mit dem Jahr 2019) ausstoßen müssen. Kleinere Zielvorgaben, wie etwa eine CO2-Minderung von 45% bzw. 65%, seien ab den Jahren 2030 und 2035 zu erreichen. Busse - bei denen sich die alternative Antriebstechnologien erfolgreicher durchsetzen konnten als bei den anderen Schwerfahrzeugen - müssen währenddessen bereits 2030 emissionsfrei sein. EU-Förderprogramme sollen die Städte dabei unterstützen, ihre Flotte für die Verkehrswende vorzubereiten. 

Wie der Automobilverband VDA aber selbst betont, muss eine ausreichende Infrastruktur aus Elektrolade- und Wasserstofftankstellen für schwere Nutzfahrzeuge in ganz Europa aufgestellt werden. Nur so können nämlich diese Pläne zur Umsetzung kommen. Pläne, die aber gleichzeitig zu spät einen Unterschied beim Umweltschutz machen könnten. Selbst wenn diese bis ins kleinste Detail beachtet werden, wäre ein de-facto Verbrenner-Aus für Großfahrzeuge im Jahr 2040 „bei einer durchschnittlichen Lkw-Lebensdauer von 18 Jahren zu spät für das Klima“ – kritisiert unter anderem die Umweltorganisation Transport & Environment (T&E). Mehrfach könnte sich aber noch die Meinung der Europäischen Union oder der Mitgliedsstaaten zum Verbrenner-Abschied ändern. 

Bis dahin werden Verbrenner-Lkw weiterhin zugelassen und dem EU-Markt beitreten. Allerdings werden einige europäische Länder schon vor dem Verbrenner-Aus weitere Maßnahmen ergreifen, um die Umweltauswirkungen von Schwerfahrzeugen wie Laster zu reduzieren. Auch wenn das Verbrenner-Verbot für Lkw wahrscheinlich erst 2040 in Kraft treten könnte, werden Diesel-Lkw und -Busse hierfür – durch zunehmende Fahrverbote und kommende Zero-Emission-Zones (ZEZ) - schon viel früher aus den Großstädten der Union verbannt. Oder im Sinne des Umweltschutzes gezwungen auf alternative Kraftstoffarten umzusteigen. Etwa Frankreich, die Niederlande, Belgien, Deutschland und Schweden planen nämlich die vorzeitige und graduelle Einführung von verschärften Fahrverboten für Verbrenner– einschließlich Lkw. 

In Paris werden alle Dieselfahrzeuge im Rahmen eines Verbots für die Plakette 2 ab dem Jahr 2025 verboten. Verschärfen wird sich dies in den folgenden Jahren mit dem Verbot der Plakette 1 ab 2030 – was letztendlich den Bann aller Wagen mit Verbrennungs-, Hybrid- und Gasantrieb bedeuten wird. Nur noch Elektro und Wasserstoff Fahrzeuge mit E-Plakette seien dann auf den Straßen erlaubt. Neben der französischen Hauptstadt wird auch Lyon striktere Gesetze gegenüber Verkehrsemissionen beschließen. Ab spätestens September 2027 soll auch hier die Plakette 2 verboten werden. 

Noch weiter möchte die Niederlande gehen. Städte wie Amsterdam, Arnheim, Delft, Den Haag, Eindhoven, Haarlem und Rotterdam wollen alle Verbrenner schon ab 2025 verbieten. Denn eine Zero-Emission-Zone soll hier in Kraft treten. Viele weitere Städte werden dabei folgen. In einigen Fällen, wie in der Stadt von Almere, wird die ZEZ erst nach einem verschärften Verbrenner-Verbot für alle Lkw und Transporter eingeführt – und nur später, etwa ab 2030, in einer Nullemissionszone für alle Fahrzeuge umgewandelt werden.  

Auch Brüssel in Belgien verschärft nach und nach die Regeln, sodass ab 2025 auch Lkw (N2 und N3) und Krafträder (L) von den Fahrverboten betroffen sind. Ferner wird der Verkehr aller Diesel und Benziner mit der aktuell besten Abgasnorm – d.h. Euro6d – bereits 10 Jahre später, zwischen 2035 und 2036, in der Hauptstadt untersagt sein. Ob auch hier ab 2035 eine Zero-Emission-Zone eingeführt wird, sei in Moment noch unklar. Alternativ könnte sich die Stadt nämlich dafür entscheiden, den Autoverkehr nur durch die kommende Euro7-Abgasnorm zu verwalten und begrenzen.  

In Deutschland ist es hingegen die Stadt Berlin, die die Einführung einer ZEZ plant – möglicherweise ab 2030. Auf Vorschlag der Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) sollen nämlich ab dann nur noch Stromer auf den Straßen der Innenstadt fahren. Noch nicht getroffen wurde aber die endgültige Entscheidung. Ob die deutsche Metropole eine stärkere Position zum Verbrenner-Aus vertreten wird, hängt in der Tat stark von der politischen Dynamik ab, die sich in den nächsten Jahren in der Stadtregierung entwickeln wird. 

Schweden hingegen scheint in seinen Schritten zuversichtlicher zu sein. Stockholm arbeitet schon lange an umfangreichen Plänen für eine strengere Verkehrsregulierung. Damit soll der gesamte Verkehr in der Innenstadt bis zum Jahr 2030 emissionsfrei sein – und gleichzeitig ebenfalls weniger werden. Um 30 Prozent im Vergleich zu 2017 soll sich der Verkehrsfluss reduzieren.  In einem ersten Schritt sollen aber zuerst Teile der Innenstadt zur Umweltzone der Klasse 3 ab 2024 erklärt werden. Nur noch Elektroautos und die sparsamsten Benziner würden dann im Umweltzonengebiet einfahren dürfen. Ein massiver Ausbau der Elektro-Infrastruktur soll zu diesem Zweck erfolgen - mit etwa 100.000 Ladepunkten, die stadtweit errichten werden. 

Viele andere Städte weltweit sind aber gerade dabei, ähnliche Fortschritte in einer klimafreundlicheren Klimapolitik durchzugehen – mit dem Ziel, die Grenzwerte des Pariser Klima-Abkommens noch einhalten zu können. Stand jetzt haben sich 36 Großstädte weltweit dazu verpflichtet, bis 2030 emissionsfreie Zonen zu schaffen. Darunter finden wir nicht nur Städte wie Berlin, Amsterdam und Paris – deren Pläne schon bekannt sind – sondern auch Lissabon (Portugal), Mailand (Italien), Istanbul (Türkei) und viele weitere Städte auch außerhalb der EU. Verbindliche Entscheidungen wurden hier jedoch noch nicht gefunden und in den nächsten Jahren werden diese klareren Ziele für grünere Verkehrsbedingungen setzen.  Grundsätzlich ist jedoch klar, dass der Straßenverkehr in Bezug auf die Menge und die Emissionskapazität in der Regel abnehmen sollte und dass auch schwere Fahrzeuge wie Lastkraftwagen zunehmend von umweltschützenden Verkehrsmaßnahmen betroffen sein werden. 

Viele davon, wie Fahrverbote und Umweltzonen, sind jedenfalls bereits in diesen Moment in ganz Europa aktiv. Alle Informationen dazu stehen Dir wie immer auf unserer Webseite und in der Green-Zones App zur Verfügung.