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Weltweit zu hohe Luftverschmutzungswerte

Ende September 2021 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die 15 Jahre lang gültigen empfohlenen Grenzwerte für Schadstoffe massiv gesenkt. Jetzt übersteigt die Luftverschmutzung weltweit diese neuen Grenzwerte. In 93 Städten sind die Werte zehnmal höher als empfohlen.

Wir erinnern uns: Viele Fahrverbote wurden in deutschen Städten gerade erst aufgehoben bzw. nicht eingeführt, weil die Stickstoffdioxidwerte unter den EU-Grenzwerten (bis Ende September auch unter den WHO-Grenzwerten) lagen. Dies war zum Beispiel der Fall in den Städten Limburg und Frankfurt/Main. Oft lagen die gemessenen Werte allerdings nur äußerst knapp unter dem Grenzwert. Die EU hatte die Grenzwerte von der WHO übernommen, kann jetzt aber nicht mehr Schritt halten, denn ein Absenken der Grenzwerte würde in vielen Umweltzonen zu sehr plötzlichen Fahrverboten führen.

Im Einzelnen: Die Grenzwerte von Stickstoffdioxid wurden von der WHO 40 auf 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gesenkt. In der EU gilt weiterhin der Grenzwert von 40 Mikrogramm. Die Empfehlung von Feinstaub PM2.5 sank bei der WHO von 10 auf 5 Mikrogramm (EU 25 Mikrogramm), für Feinstaub PM10 von 20 auf 15 Mikrogramm (EU 40 Mikrogramm).

Brisant ist ein Beschluss des Europäischen Parlaments, der bestimmt, dass neue WHO-Leitlinien von den europäischen Ländern übernommen werden müssen. Für die neuen WHO-Werte ist eine Anpassung im Herbst 2022 geplant.  

Laut WHO gab es kein einziges Land, dass im ganzen Jahr 2021 die seit September 2021 gültigen neuen Grenzwerte eingehalten hat. Die neuen Grenzwerte für Feinstaub PM2.5 haben gerade einmal 3,4 Prozent aller untersuchten Städte eingehalten. Die dreckigste Hauptstadt ist nach wie vor Neu-Delhi. Das am stärksten verschmutzte Land ist Bangladesch. Eine Verbesserung der Luftqualität ist in den besonders betroffenen Gebieten außerhalb Europas nur in China festzustellen.

Wenn die WHO-Werte tatsächlich auch von der EU im Herbst übernommen werden, hätte das massive Fahrbeschränkungen zur Folge: In Frankreich würden immer mehr und häufiger Autos vom Verkehr in den Umweltzonen ausgenommen, in Deutschland würde es erneut eine heftige Diskussion über die Einführung von Fahrverboten geben: Tatsache ist, dass keine einzige betroffene Stadt in Deutschland bei der Schadstoffmessung unter die neuen Werten der WHO käme. Im Herbst könnte es also spannend werden.