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Paris attackiert Euro-Norm 7: „Lizenz zum Töten“

Paris und einige weitere europäische Metropolen haben eine Petition beim EU-Parlament eingereicht, in der Sie gegen die geplante Euro-Norm 7 wettern. Diese sei in ihrer abgeschwächten Form ein herber Rückschlag, ja gar eine „Lizenz zum Töten“. Man dürfe den Herstellern nicht klein beigehen – es geht schließlich um Menschenleben.

Die neue Euro-Norm 7 sollte flächendeckend schärfere Grenzwerte für alle Autotypen bringen. Ab 2025 sollten so neu produzierte Fahrzeuge noch einmal deutlich sauberer werden. Die EU hat die neue Abgasnorm im September verweichlicht. Zwar werden auch Non-Exhaust-Emissionen wie Abrieb von Bremse und Reifen erstmals mit reguliert und somit E-Autos betroffen sein. Pkw und Transporter entkommen der Verschärfung von Abgaswerte aber größtenteils. Seit der Entscheidung im September wurde der Gesetzesentwurf zur neuen Euro-Norm sogar noch einmal verwässert. Die Neuerungen sollen nun teilweise erst im Jahr 2030 kommen. Da ab 2035 ein Verbrenner-Aus beschlossen ist, scheint die EU hier in der Tat eine Entscheidung auf die lange Bank zu schieben. Letztendlich könnte die neue Euro-Norm wirklich kaum noch lohnend sein.  

Nicht nur französische Städte wie Paris, Bordeaux, Montpellier und Lyon, sondern zum Beispiel auch Rom und Brüssel haben die Petition unterschrieben. Sie fordern als Reaktion auf diese Verwässerung der Norm strengere Standards „zur Luftqualität und Emissionen von Kraftfahrzeugen“. Sie gehen sogar so weit, die neue Euro-Norm als „Lizenz zum Töten“ zu beschreiben. Sie sagen, man dürfe vor dem Druck der Hersteller nicht klein beigeben. Sie müssten ihren Beitrag zu sauberer Luft leisten.

Sicherlich geht es hierbei auch darum, dass viele der Städte auf der Unterschriftenliste weiterhin mit hoher Luftverschmutzung zu kämpfen haben. Würden also auch die neusten Autos ein Stück sauberer werden, so würde das insgesamt zu sauberer Luft beitragen, und Verschärfungen der Regeln der Umweltzonen für ältere Fahrzeuge eventuell weniger dringlich sein. Kritiker werden sagen, dass die Städte, die die Petition unterschrieben haben, einen Teil der Verantwortung abgeben möchten. Gerade in Frankreich steht wegen starker Proteste alles gegen die Umweltzonen. Wer sich um die Verschärfung von Umweltzonen-Regeln drückt, spielt wohl selbst mit der Gesundheit seiner Bürger.

Sicher haben die Städte aber auch ein Stück weit recht, mit der Aufforderung, dass auch Hersteller ihren Beitrag leisten müssen. Ob es eine Überforderung für die Hersteller in Bezug auf den internationalen Wettbewerb sein wird, sich auf schärfere Abgaswerte für Verbrenner einzustellen, während der Umstieg auf E-Mobilität weiterhin im Vordergrund stehen dürfte? Sicherlich ist dies ein Problem für die Hersteller, nicht aber für die EU oder ihre Mitgliedstaaten. Die EU als übergeordneter Gesetzgeber stellt Ansprüche an die Luftqualität seiner Mitgliedstaaten und den Schutz der Bürger. Sie sollte diese Ansprüche auch an die Industrie weitergeben!