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ÖPNV in Berlin: Kein ABC-Tarifsystem mehr?

Es sorgt für Verwirrung bei Touristen und belastet die Geldbörsen aller VielfahrerInnen, die zwischen Berlin und den Städten Brandenburgs pendeln – CDU-Politiker Kai Wegner fordert die Abschaffung der ÖPNV-Tarifzonen in Berlin.

Ende August kam das 9-Euro-Ticket zum Ende. Nun gibt es verschiedene Vorschläge von Politikern und Städten, um eine Nachfolgelösung zu finden. Die Berliner Fraktion der CDU habe sich zum Beispiel schon mehrmals für eine Monatskarte ausgesprochen - die pro Tag einen Euro, pro Monat rund 30 Euro und aufs Jahr gerechnet 365 Euro kosten würde - wie in Wien. Auch Kai Wegner, CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzender von Berlin, findet, dass ein solches Angebot dem öffentlichen Nahverkehr ermögliche attraktiv zu bleiben - und immer mehr Kunden auf Busse und Bahnen umsteigen zu lassen.  

Was aber die Stadt Berlin wirklich brauche, sei „eine verlässliche und nachhaltige Tarifpolitik“. Wegner sei nämlich der Meinung, dass es höchste Zeit sei, die unterschiedlichen Preisregelungen abzuschaffen. Zwar können temporäre Angebote wie das 9-Euro-Ticket Haushalten bei den Mobilitätskosten zum Teil entlasten, sie seien aber gleichzeitig keine langfristige Lösung, worauf Kunden sich über lange Zeit verlassen können. Ein ständiges „Hin und Her“ zwischen regulären Tarifen und Angebotszeiträumen, mache den öffentlichen Verkehr hingegen nicht attraktiver. „So verunsichert man die Menschen“, sagt der CDU-Politiker. 

Anstatt ein weiteres befristetes Angebot zu unterbreiten, schlägt er vor, ein System zu schaffen, welches eine einheitliche Verkehrsregion Berlin-Brandenburg ohne unterschiedliche Tarifzonen erlauben würde. Wegfallen würde somit der exorbitante Preisunterschied zwischen etwa einem ABC-Abo in Potsdam – das Fahrten nach Berlin nicht beinhaltet - und einem auch in der angrenzenden Stadt gültigen ABC-Abo für Berlin. Das System so neuzugestalten, würde sich vorteilhaft für viele auswirken. Vor allem Pendler, auf die Wegner ebenso verweist, würden von einer landesweiten Zeitkarte für Berlin-Brandenburg stark profitieren.    

Stützen würde sich ein solches Projekt auf verschiedenen Aspekten. Neben der neuen Tarifregelung brauche man zum einen auch Konzepte und Investitionen, um Verlässlichkeit, Sicherheit und Pünktlichkeit des ÖPNV-Netzes deutlich zu erhöhen. "Wir brauchen einen massiven Ausbau des Schienennetzes, insbesondere in die Außenbezirke, aber auch nach Brandenburg hinein“, erklärt nämlich Wegner weiter. Auch neue Busse und Bahnen sollen von den Verkehrsbetrieben angeschafft werden, um der erwarteten und dadurch steigenden Nachfrage nachzukommen.  

Dass die Verkehrswende nicht mehr so lange warten kann, sei vielen schon klar. Sowie auch inzwischen unwiderlegbar geworden ist, die zentrale Rolle, die ein attraktives ÖPNV-Angebot dabei spielt. „Das geht aber nur mit deutlich höheren Investitionen“, sagt der CDU-Chef Berlins. Wolle man wirklich den Autoverkehr in der Hauptstadt, sowie die dadurch verursachten Schadstoffemissionen, verringern, reiche es nämlich nicht, künftige Fahrverbote für Verbrenner anzukündigen – oder verschärfte Vorschriften für die schon bestehende Umweltzone. Zuverlässige, klimafreundlichere und vor allem erschwingliche Mobilitätsalternative sollen zunehmend den Bürgern zur Verfügung stehen und immer mehr Leute davon überzeugen, das Auto stehen zu lassen. Die ÖPNV-Tarifzonen für Berlin-Brandenburg abzuschaffen, könnte der nächste schlaue Zug für die Hauptstadt sein.