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Berlin: Tempolimit für die Straßenbahn?

Mit diesem Vorschlag hoffen Berliner, die Lärmbelästigung durch Straßenbahnlinien zumindest in den am stärksten betroffenen Vierteln verringern zu können. Doch bisher kommen von BVG und Senat nur Ablehnungen.

Großstädte sind oftmals laut – und zwar nicht nur wegen des Autoverkehrs. Auch Straßenbahnen sorgen für viel Lärm. Vor allem in Städten wie Berlin, wo in vielen Vierteln die Bahn geräuschvoll zwischen engen Häusern fährt, beschweren sich die Bürger zunehmend darüber. Genau aus diesem Grund haben die Bewohner des Ortsteils Adlershof die Einführung von Tempo 30 gefordert mit der Hoffnung, dass der Geräuschpegel der quietschenden Straßenbahnen somit sinken könnten. Die Senatsverwaltung und die Berliner Verkehrsbetriebe lehnen den Antrag zurzeit aber ab.  

Vor einigen Wochen hatten sich Anwohner und die lokale Wohnungsbaugesellschaft mit Vertretern der BVG an den Gleisen getroffen, um den Vorschlag für das Tempolimit vorzulegen. Dabei argumentierten sie, dass, wie auch Autofahrer in Wohngebieten ihre Geschwindigkeit auf 30 km/h reduzieren müssen, sollen auch die Straßenbahnen mit niedrigem Tempo fahren. Vor allem in Adlershof, wo die Trasse in mehreren Kurven durch ein Neubaugebiet verläuft.  

Kategorisch bleibe jedoch die Ablehnung durch Senat und BVG. „Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die prognostizierten Beurteilungspegel überschritten würden.“, so die Verkehrsverwaltung. „Demzufolge besteht kein Anlass, die zulässige Geschwindigkeit der Straßenbahn herabzusetzen und den Vorschlag zu verfolgen“, heißt es in ihrer Antwort weiter. Dass es bei der Straßenbahn - insbesondere in den Kurven - zu einem nervigen Quietschen kommen könnte, war dem städtischen Verkehrsbetrieb bewusst.  

Um das womöglich zu verhindern oder zumindest deutlich zu reduzieren, wurden ausreichende Maßnahmen nämlich bereits ergriffen. So habe die BVG beispielsweise 14 Schienenkopfkonditionierungsanlagen auf die Trassen eingebaut, welche den Kontakt zwischen den Wagen und den Gleisen leiser machen sollen. Diese werden jedoch in den kommenden Zeiten laufend überprüft. Denn es sei noch unklar, ob die Anlagen bei bestimmten Witterungsbedingungen mal versagen können. Auf der Grundlage künftiger Kontrollen wird die Senatsverwaltung dann entscheiden, ob weitere Lärmschutzmaßnahmen bei den Linien erforderlich sind.  

In jeden Fall kommt die Einführung eines Tempolimits für die Berliner Straßenbahnen momentan nicht in Frage. Vor allem im Hinblick auf die kommenden Fahrverbote, die Autos aus der Innenstadt, mit der Einführung einer Zero-Emission-Zone, verbannen möchten, spielen sie als Teil des ÖPNV-Netzes eine zu große Rolle in den Augen des Senats, um das System mit etwa einem Tempolimit zu verlangsamen. Würde eine Hochgeschwindigkeitsgrenze eingeführt werden, würden sich die Fahrzeiten nach Ausrechnungen der BVG verdoppeln – was die Straßenbahn für viele unattraktiver machen würde.  

Es ist nicht klar, wie Berlin mit dem Problem der Lärmbelastung in der Nähe von den Trassen künftig umgehen wird. Die Nachricht der Ablehnung eines Tempolimits für Straßenbahnen ist aber sicherlich keine Musik in den Ohren der Anwohner.