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Supercharger für alle

Tesla will seine Ladestationen für alle Fahrzeuge freigeben. Die Ladesäulen des amerikanischen E-Auto-Vorreiters sind anderen Modellen sowohl in Stückzahl als auch Technik weit überlegen. Das Ladesäulen-Netz würde also dank Tesla einen ungemeinen Sprung nach vorn machen. Was dabei für den Konzern rausspringt und wie die Umsetzung technisch möglich ist, ist noch nicht klar.

6039 Supercharger an 601 Standorten bringt Tesla zurzeit in Europa auf den Markt. Verglichen hierzu hat der Ladesäulen-Anbieter Ionity gerade einmal 358 Ladestationen zu bieten. Die Aussage von Tesla-Chef Elon Musk, seine Ladesäulen noch dieses Jahr für alle Fahrzeuge öffnen zu wollen, ließ E-Auto-Besitzer auf der ganzen Welt aufhorchen. Noch ist allerdings nicht klar, ob er das Vorhaben auch sofort bei den weltweit 25.000 Tesla-Ladesäulen umsetzen möchte, oder sich zunächst nur auf die USA bezieht.

Das Ziel der EU, bis zum Jahr 2030 30 Millionen E-Autos auf die Straßen zu bringen, verlangt jedenfalls eine deutlich höhere Dichte und Anzahl an Ladesäulen. Ein flächendeckendes Netz an Ladestationen, an denen jeweils genügend individuelle Ladepunkte zur Verfügung stehen, so dass das Fahren mit dem E-Auto in ganz Europa kein Problem mehr ist. Zu diesem Ziel könnte Tesla ungemein beitragen.

Wie das Öffnen der Ladesäulen auch für Fahrzeuge anderer Marken möglich ist, ist aber noch nicht klar. Während die Ladesäulen von Ionity und anderen Anbietern meist über eine App mit vorheriger Registrierung funktionieren, verbinden sich das Tesla-Auto und die Säule automatisch. Der Fahrer ist mit Kreditkarte registriert, die Abrechnung nach dem Ladevorgang erfolgt automatisch. Es wäre also auch denkbar, dass es Elon Musk mit seinem Vorstoß auf die Kundendaten abgesehen hat. Trotzdem, für E-Auto-Fahrer wäre nicht nur die verbesserte Infrastruktur ein Plus, auch der Preis ist bei den Tesla-Ladesäulen in der Regel niedriger und unterliegt weniger Schwankungen. Bei einigen Ionity-Ladesäulen liegt die Kilowattstunde zum Beispiel bei 79 Cent. 100 Kilometer (kWh) kosten dann etwa 20 Euro und sind deutlich teurer als mit einem Verbrenner. Bei Tesla liegt die kWh momentan bei 37 Cent.

Teslas Vorstoß ist auch erfreulich, da sich die deutsche Bürokratie beim Ausbau der Ladesäulen zurzeit teilweise selbst im Weg steht. Forscher der Uni Koblenz haben Schnellladesäulen entwickelt, die problemlos in Laternenpfähle eingebaut werden können, und so das Ladenetz schnell und unkompliziert deutlich voranbringen könnten. Doch die Pläne liegen zurzeit auf Eis, da die Kommunen mit den Genehmigungen nicht vorankommen.

Klar ist, das Ladenetz muss schnell deutlich stärker ausgebaut werden, damit die geplante E-Auto-Offensive ein Erfolg werden kann. Teslas Ladesäulen könnten enorm dabei helfen, das Netz für alle Fahrzeuge ein deutliches Stück zu verbessern. Es bleibt also zu hoffen, dass Musk seiner Ankündigung Taten folgen lässt, und seine Ladesäulen allen E-Autos zur Verfügung stellt.