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Deutschlands Ladenetz in der Krise

Ein Gesetz der deutschen Regierung soll für eine bessere Infrastruktur mit Schnellladesäulen sorgen und den Umstieg auf E-Autos so attraktiver machen. Trotz der geplanten Investitionen in Milliardenhöhe sind Kritiker nicht überzeugt.

Innerhalb der nächsten drei Jahre will die Bundesregierung 1000 neue Schnellladestationen installieren, um ein lückenloses Ladenetz für E-Autos zu schaffen. Dies ergibt sich aus dem neuen Schnellladegesetz mit dem etwas sperrigen Namen "Gesetz zur Bereitstellung flächendeckender Schnellladeinfrastruktur für reine Batterieelektrofahrzeuge". Fast zwei Milliarden Euro nimmt die Regierung hierfür in die Hand.

Ziel ist es, mit dem Gesetz vor allem auch weniger lukrative Standorte besser an das Ladenetz anzuschließen. So sind Bedingungen an die Finanzierung geknüpft, die verlangen, dass Ladestationen an attraktiven Standorten wie Fernstraßen nur im Paket zusammen mit solchen an abgelegenen Orten installiert werden dürfen. Die Ausschreibung geht außerdem an diejenigen Bewerber, die für den Ausbau die wenigsten Subventionen fordern.

Schnellladestationen sind vor allem für Menschen in Ballungsräumen wichtig, da diese die Autos nicht über Nacht in der eigenen Garage aufladen können. Tesla ist nicht nur bei den E-Autos generell führend. Schnellladestationen der amerikanischen Firma gibt es in Deutschland an bereits 90 Standorten. Ein Adapter, der das Laden an diesen Säulen auch für Fahrzeuge anderer Marken möglich macht, soll bald auf den Markt kommen. Teslas Schnellladestationen, wie der Supercharger-Generation V3, laden Fahrzeuge innerhalb von 5 Minuten für eine Reichweite von etwa 120 km auf. Deutsche Autobauer stehen bei dieser Technik hinten an. Immerhin, VW möchte in diesem Jahr an 10 deutschen Standorten etwa 750 neue mit Ökostrom geladene Ladestationen bauen, hierunter auch einige Schnellladestationen. Porsche und BMW erproben mit dem Projekt FastCharge eine Technik von Siemens, die in 3 Minuten eine Reichweite von 100 Kilometer und in 15 Minuten einen vollen Ladevorgang ermöglicht. Der Stand der Entwicklung der Technik ist allerdings nicht bekannt.

Der Ausbau des Netzes in Deutschland ist also längst überfällig. Mit etwa 22.000 Ladesäulen schneidet Deutschland im internationalen Vergleich eher mittelmäßig ab. Das lückenhafte Ladenetz schreckt viele Neuwagen-Käufer vom Kauf eines E-Autos ab. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft übt trotzdem Kritik an dem neuen Gesetz. Die Forderungen, die an das Gesetz geknüpft seien, gingen zu weit, und ließen gleichzeitig zu viel Spielraum. Dies würde den ohnehin schon wenig einheitlichen Markt der Ladesäulen-Hersteller weiter auseinandertreiben. In der Tat, häufig kommt es beim Laden aufgrund der Technik, der Authentifizierung des Fahrzeugs oder der Bezahlung nach dem Laden zu Problemen. Der Bundesverband E-Mobilität bemängelt, dass das Gesetz nicht nur für Pkw, sondern auch für andere Fahrzeuge von Nutzen sein müsse.

Auch die Grünen sind mit dem Gesetz nicht zufrieden. Zum einen komme es mindestens 5 Jahre zu spät. Zum anderen werden 1000 Schnellladestationen für die Mobilitätswende nicht ausreichen. Außerdem müsse nicht nur in Ladesäulen investiert werden, sondern auch die Reichweite von E-Fahrzeugen deutlich verbessert werden, um das Problem des Ladens von einer anderen Seite anzugehen.

Ob das Gesetz dem deutschen Ladenetz etwas aus der Krise helfen kann, bleibt abzuwarten. Eine wirklich lückenlose Versorgung für die Stromer dürfte aber auch nach Umsetzung der Pläne noch nicht erreicht sein. Und somit wird weiterhin der Großteil der Deutschen auf den verlässlichen alten Verbrenner zurückgreifen.