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Stromausfälle durch Wallboxen?!

Unzureichende Ladeinfrastruktur bringt immer mehr Autofahrer dazu, ihre E-Autos zu Hause aufzuladen. Jedoch könnte die steigende Anzahl an Wallboxen zu Überlastungen des Stromnetzes führen.

E-Autos werden immer populärer und überzeugen langsam auch diejenigen, die von ihren Vorteilen nicht beeindruckt waren. Im Endeffekt sind Experten darüber einig, dass Stromer unter den richtigen Umständen die umweltfreundlichste Art der individuellen Mobilität sein können.  Dabei sei aber eine ausreichende – und nachhaltige- Ladeinfrastruktur unabdingbar. Wie in einer Studie der staatlichen Kfw-Bank zum Thema „Elektromobilität in Deutschland“ angegeben, wächst der Bestand an Elektroautos jedoch „schneller als die öffentliche Ladeinfrastruktur“.

Zwar sei die Anzahl an E-Ladepunkten in Deutschland gestiegen. Von den etwa 22.600 Ladestationen im Vorjahresquartal habe nämlich die Nummer im Juni den Rekordwert von 28.600 Säule erreicht. Das sei aber noch zu wenig, um alle E-Autofahrer zufrieden zu stellen. Insbesondere auf ländlichen Regionen sei es besonders schwierig, eine freie Ladesäule zu finden.  

Nach Angaben der Bundesnetzagentur, seien durchschnittlich 13,7 E-Autos an einer einzigen Ladestation in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel angewiesen. In manchen Gebieten sei das Verhältnis zwischen verfügbarer Säule und tankenden E-Autos noch höher, wie etwa in Rheinisch-Bergischen Kreis. Hier liege der Wert bei 24,9 Fahrzeuge pro Ladestation. Nur in Düsseldorf (mit 9,7 Autos), Duisburg (9,7), Essen (6,4) und im Kreis Kleve (8,0) wird die von der Europäischen Union genannte Zielquote von maximal 10 Stromer pro öffentlichem Ladepunkt erreicht.  

Diejenigen, die nicht an den wenigen öffentlichen Ladestationen lange anstehen wollen, entscheiden sich daher oft dafür, ihre Autos mittels einer Wallbox zu Hause aufzuladen. Dabei handelt es sich um eine kleine E-Ladestation, die an der Wand angebracht wird und das Fahrzeug je nach verfügbarer Kilowattleistung in einer Zeit von etwa zwei bis elf Stunden vollaufladen kann. 

Wallboxen, insbesondere die schnellsten mit einer Ladeleistung von 22 Kilowatt, verlangen aber sehr viel Energie. Deren Stromverbrauch sei nämlich so intensiv, dass eine Genehmigung beim Netzbetreiber oft zu beantragen sei.  Denn nur so kann sichergestellt werden, dass der Strombedarf zur Vermeidung von Stromausfällen korrekt eingeschätzt werden kann. Vor allem in ländlichen Gebieten, wo immer mehr Haushalte über einen „elektrischen Stellplatz“ verfügen, sei die Gefahr der Netzüberlastung deutlich größer als in den Großstädten.  

Um das Energiesystem aufrecht zu halten, wäre daher sinnvoll bei der Anschaffung einer privaten Ladesäule über die notwendige Leistungsumfang nachzudenken. Da nicht jedes Auto unbedingt eine 22Kw-Wallbox zum Aufladen benötigt. Noch sinnvoller wäre es jedoch das öffentliche Netz auch auf dem Land zu erweitern und zu optimieren, sodass eine neue Balance im Rahmen der fortgehenden Verkehrselektrifizierung gefunden werden kann. Dabei könnten auch Förderprogramme helfen. Einige seien nämlich schon im Gange. Wie in Nordrhein-Westfalen, wo Unternehmer und Kommunen finanzielle Unterstützung bekommen sollen, um Ladesäulen in großer Menge zu installieren. Würden die neuen öffentlichen Ladepunkte reichen, könnte dies eine gute Alternative zur kosten- und stromintensiven Wallbox für viele E-Autofahrer darstellen.