< Alle Beiträge zeigen

Elektromobilität: E-Autos als Energiequelle?!

Elektrofahrzeuge hängen stark vom Stromnetz ab und leiden folglich unter den Auswirkungen der Energiekrise. Aber was, wenn das E-Auto der Zukunft selbst zur Stromversorgung beitragen könnte? Eine Studie zeigt, wie Autobatterien zu Stromspeichern werden können.

Wenn es um Elektromobilität geht, ist die Debatte zwischen Unterstützern und Kritikern besonders hitzig. Elektroautos werden oft als der Schlüssel zur Mobilitätswende bezeichnet, stoßen aber wegen ihres hohen Energiebedarfs immer häufiger auf Widerstand. Insbesondere im Zusammenhang mit der Energiekrise kommen Zweifel an der Machbarkeit der Verkehrselektrifizierung für eine umweltfreundlichere Mobilität auf. Aber was wäre, wenn E-Autos nicht nur das Stromnetz nicht mehr belasten würden, sondern auch bei Stromschwankungen helfen würden? Eine Studie der Universität Leiden und des US-amerikanischen National Renewable Energy Lab untersucht nun diese Möglichkeit. 

Den Forschern zufolge könnten Elektroautos einen erheblichen Beitrag zur Stabilisierung der Stromversorgung leisten, indem sie Energie in ihren Akkus zwischenspeichern. Was in dem Fall von erneuerbaren Quellen besonders wichtig ist, da sie kontextabhängig Strom in verschiedenen Maßen erzeugen, die für eine spätere Verwendung gespeichert oder verteilt werden soll. Sollten genügend Fahrzeughalter – sowie Hersteller – mitmachen, könnten energiespeichernde E-Auto-Batterien den weltweiten Bedarf an Energiespeichern schon 2030 allein bedienen. Und auch mit einer Zunahme des Speicherbedarfs, welche im Jahr 2050 etwa zwischen 3,4 und 19,2 Terawattstunden (TWh) liegen könnte, würden sie diesen großzügig decken. Bis zu 62 Terawattstunden Kapazität für das Netz könnte eine solche Technologie bereitstellen, ohne dass die Autobesitzer ihr Fahrverhalten dafür ändern müssen. 

Konkret können Akkus aus E-Fahrzeugen das Stromsystem auf zwei unterschiedlichen Wegen helfen. Einerseits könnten sie die Batterie aufladen, nur wenn ausreichend Strom erzeugt wird - und gleichzeitig dank des sogenannten „bidirektionalen Ladens“ Strom wieder ans Stromnetz abgeben, wenn er gebraucht wird. Anderseits könnten auch Batterien, die wegen einer reduzierten Kapazität ausgemustert wurden, gut zum Einsatz kommen. Denn auch wenn diese sich nicht mehr zum Fahrzeugantrieb eignen, könnten sie wohl als Energiespeicher angewendet werden. 

Wie viel Energie auf diese zwei Arten tatsächlich zwischengespeichert werden kann, hängt jedoch davon ab, wie schnell der Bestand an Stromern wächst. Verglichen mit den 17 Millionen E-Autos, die heute unterwegs sind, könnten rund 138 Millionen batterieelektrische Autos nach Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) im Idealfall auf den Straßen fahren. In einem weniger optimistischen Szenario würde hingegen nur die Hälfte der notwendigen Fahrzeuge zur Verfügung stehen und folglich die Beteiligung mehrerer Autobesitzer erforderlich machen. Während es im ersten Fall für den Erfolg des Projekts ausreichen würde, dass jeder fünfte Stromer-Besitzer seine Batterie als Energiespeicher verwendet, müssten im zweiten Fall 38 % der Fahrer daran teilnehmen. 

Bereits bei einer moderaten Beteiligungsquote habe das Projekt also das Potenzial, ein Erfolg zu werden - und neue Türen für die Nutzung sauberer Energien zu öffnen. Doch damit dies möglich ist, müssen bestimmte technische Anforderungen erfüllt werden. Die Grundlagen für das bidirektionale Laden müssen geschaffen werden, einschließlich der nötigen Hardware und Software, damit das Laden und Entladen funktioniert. Auch ein System zur Nachverfolgung der Energieverfügbarkeit und zur eventuellen Vergütung der Teilnehmer sollte eingerichtet werden. Bis dahin bleibt die Idee, Elektroautos als Energiequelle künftig zu nutzen, sonst nur eine vielversprechende Erfindung.