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Deutschlandweite Fahrverbote für Diesel-Pkw?

Eine Studie bringt alarmierende Ergebnisse und zeigt, dass die meisten Dieselfahrzeuge ihre tatsächlichen Emissionen durch Abschalteinrichtung eigentlich verschleiern. Bis zu 150 Automodelle verschiedener Hersteller könnten betroffen sein. Wie werden die Behörden handeln? Werden weitere Diesel-Fahrverbots- und Umweltzonen eingeführt?

Noch kein Ende ist für den jahrelangen Dieselskandal in Sicht - mit immer neuen Funden, die zunehmend Fragen über Verbrenner und ihr tatsächliches Verschmutzungspotenzial aufwerfen. Nach zahlreichen Urteilen des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) gegenüber Abschalteinrichtung, habe der internationale Umweltforschungsverbund ICCT nun eine übergreifende Analyse veröffentlicht. Mithilfe einer großen Testdatenbank und verschiedener Studien kam das Forscherteam zum schockierenden Ergebnis: Die meisten Dieselautos überschreiten noch die zulässigen Grenzwerte – und setzen vermutlich illegale Abschalteinrichtung ein, um den tatsächlichen Schadstoffausstoß zu beschönigen.  

Nicht mehr nur die Fahrzeuge der Marken, die von Anfang an unter den Protagonisten des Dieselskandals zählten, wären dann betroffen und unter Untersuchung. Bei der Auswertung von Abgasmessungen wurden nämlich stark erhöhte Stickoxidwerte bei den meisten Autos mit Dieselmotoren der Klassen Euro 5 und Euro 6 festgestellt. Gut 85 Prozent der Euro-5- und 77 Prozent der Euro-6-Diesel - heißt es konkret im ICCT-Bericht – würden „verdächtig hohe Emissionen“ beim Abgastest aufweisen. In 40 Prozent der Fälle hätten sich sogar „extreme“ Werte für gesundheitsschädliche Stickoxide (NOx) ergeben, welche die Verwendung einer Abschalteinrichtung für fast sicher erklären. Aber auch weniger erhöhte Werte deuteten laut der Studie darauf hin, dass eine Motorkalibrierungsstrategie – auch als verbotene Abschalteinrichtung eingestuft – bei zahlreichen Dieselwagen Verwendung finden konnte. Dass bis zu insgesamt 150-Automodelle mit Dieselmotor – und zwar circa acht Millionen Fahrzeugen auf den Straßen - über eine eingebaute Abschalteinrichtung verfügen würden, hält die ICCT im Grunde für „sehr wahrscheinlich“. 

Rechtliche Schritte seien bereits gegen das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) eingeleitet worden, aber schon jetzt soll das KBA sämtliche Dieselautos der Abgasnormen 5 und 6 in Deutschland mit den geltenden Bestimmungen in Einklang bringen. Dies verlange die Deutsche Umwelthilfe, zusammen mit der sofortigen Entfernung der unzulässigen Abschalteinrichtungen.  

Bevor das Problem jedoch an der Wurzel gepackt werden kann, ist es notwendig, dass die Regierung zusätzliche Maßnahmen ergreift, um den Verkehr von Dieselfahrzeugen wirksamer zu regulieren. Da die Behörden jetzt davon ausgehen können, dass die meisten Diesel-Pkw über eine illegale Abschalteinrichtung verfügen - und somit ein größeres Risiko für die Umwelt darstellen. Ein wirksamer Ansatz könnte beispielsweise die Verschärfung der Umweltzonenvorschriften und die Ausweitung aktiver Dieselfahrverbote sein.  Solche Dieselfahrverbote sind bereits in Städten wie Stuttgart, München, Hamburg und Darmstadt aktiv. Diese müssten nun bei diesen alarmierenden Studienergebnissen deutschlandweit ausgeweitet und auf Diesel Euro6 verschärft werden.  

Denn schließlich bleibt die Reduzierung von Emissionen und Umweltverschmutzung eines der wichtigsten politischen Ziele im Klimaschutz für dieses und die kommenden Jahre. Wie wird Deutschland auf die neuesten Entwicklungen im Dieselskandal reagieren?