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Betrug an Ladesäulen?

Ladesäulen, egal ob sie schnell laden oder sich mehr Zeit lassen, sollten auf jeden Fall eines nicht: Mehr Strom abrechnen als beim Verbraucher landet. Doch das ist bislang viel zu häufig der Fall, weil viele Ladesäulen nicht geeicht sind.

Eichgesetze sind in erster Linie dazu da, Konkurrenz zwischen Unternehmen ehrlich zu gestalten und Verbraucher zu schützen. Nur der tatsächliche in das Fahrzeug geflossene Strom soll bezahlt werden. Betreiber, die nicht sauber abrechnen, müssen sogar Strafe zahlen. Soweit die Theorie. In der Praxis jedoch werden die Stromverluste, die beim Laden entstehen, eben nicht korrekt abgerechnet. Das liegt einzig daran, dass die Technik zur Abrechnung noch nicht ausgereift ist. Tatsächlich gibt es im Augenblick nur vier Hersteller, deren Ladesäulen korrekt abrechnen. Einige der Modelle wurden erst im Sommer 2021 von den Behörden abgenommen.

Der Rest liefert ungenaue Angaben. Verstöße gegen das Eichgesetz werden normalerweise mit 50.000 Euro geahndet. Doch angesichts der schieren Masse an unkorrekt abrechnenden Säulen, hat man pragmatisch beschlossen, auf die fälligen Bußgelder an die Betreiber zu verzichten, denn eine Stilllegung der Säulen wäre nicht angemessen. Man beruft sich dabei auf den gesetzlich gewährten Ermessensspielraum. Denn sollten mit einem Mal alle nicht geeichten Säulen aus dem Verkehr gezogen werden, würde die ganze Infrastruktur von Ladestationen zusammenbrechen. Dies jedoch, da sind sich Juristen einig, verletze den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, da das Interesse der Allgemeinheit überwiege.

Verbraucherschützer sehen bislang auch noch keinen Anlass, gegen die Abrechnungspraxis vorzugehen. Sollte sich das Tempo beim Umrüsten der Infrastruktur jedoch verlangsamen, fordern sie Maßnahmen gegen die Betreiber. Den Betreibern bleibt also nichts anderes übrig als so schnell wie möglich ihre alten Ladesäulen umzurüsten, damit sie dem Eichrecht entsprechen. Die Investitionen geht in die Millionen: Pro Ladesäule kommen zwischen 500 Euro (bei langsamen Ladesäulen) und 6000 Euro (bei Schnellladesäulen) auf die Unternehmen zu. Manche Säulen müssen auch ganz ausgetauscht werden. Hinzu kommen die Säulen, die sowieso schon fehlen: Um den Bedarf zu decken, bräuchte man 20 mal mehr Säulen als bislang. Die Leidtragenden sind wie immer wir Verbraucher, denen nichts anderes übrig bleibt als den Betrug hinzunehmen und zu akzeptieren.