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Politiker fahren weiter Diesel

Die britische Klimabeauftragte fährt Diesel. Wie viele andere Politiker, auch in Deutschland, traut sie sich noch nicht an ein E-Auto – wegen der mangelnden Reichweite und zu langer Ladedauer. Wenn selbst die Politiker nicht überzeugt sind, warum sollten wir es dann sein?

Die Vorreiterrolle der Politiker bei der Wahl des Transportmittels lässt zu wünschen übrig. Während einige Politiker, wie der Ministerpräsident Hollands, häufig ganz auf das Auto verzichtet und mit dem Rad unterwegs sind, setzen viele andere Politiker noch nicht einmal auf ein E-Auto, sondern fahren weiterhin Diesel.

Erst kürzlich hat nun die britische Klimaabgeordnete Allegra Stratton zugegeben selbst noch einen alten VW Golf mit Dieselmotor zu fahren. Wenn sie ihre Verwandten in entfernten Teilen Englands, Schottlands und Wales besuchen wolle, so würde sie ein E-Auto mindestens einmal pro Fahrt zu einer längeren Pause zwingen, um zu laden. Mit kleinen Kindern ziehe sie es daher vor, mit einem vollen Tank zu starten und gar nicht anhalten zu müssen.

Edmund King, der Präsident des britischen Automobilverbands The AA erklärt diese Sorge als unnötig. Bei längeren Fahrten von mehreren hundert Kilometern solle man sowieso eine Pause einlegen. Zwischendurch noch einmal vollgeladen werden müsste ein E-Auto beim heutigen Stand der Technik außerdem bei solchen Fahrten nicht mehr. Eine Ladepause von 20 Minuten könnte schon reichen, um die Batterie um ein Viertel zu füllen.

Wie auch viele Politiker in Deutschland ist Stratton also kein Vorbild in Sachen Mobilitätswende. Während die Politik den Wechsel zur E-Mobilität predigt und sich darauf auch bezüglich des Klimawandels und des 1,5 Grad Ziels verlässt, möchten sie selbst doch häufig nicht den Anfang machen.

Auch die Umweltzonen haben auf den britischen Inseln in der letzten Zeit deutlich zugenommen. So sollen ältere Diesel aus den Städten ausgesperrt werden und die Bürger zum Umstieg gezwungen werden. In London gibt es zum Beispiel seit 2019 neben der Low Emission Zone auch eine Ultra Low Emission Zone, die Pkw mit Dieselmotor mit den Euro-Normen 0 bis 5 aussperrt. Zusätzlich gibt es in den Stadtteilen Islington und Hackney einige Straßen, in denen mittlerweile nur noch Elektroautos einfahren dürfen. In vielen anderen Umweltzonen wie in Bath und Glasgow sind normale Pkw zwar noch nicht betroffen, es ist aber sicherlich nur eine Frage der Zeit bis diese Städte nachziehen und die Regeln der Umweltzonen anziehen. Politiker wie Stratton werden dann mehr und mehr unter den selbst auferlegten Regeln leiden und sich für ein E-Auto entscheiden müssen.

Trotzdem wäre es schon jetzt wünschenswert, dass gerade die Menschen, die ihre Fahrzeuge vom Steuerzahler bezahlt bekommen, vielleicht ein Eigenheim haben, in dem sie ihr Fahrzeug bequem über Nacht laden können und einen Assistenten zumindest vor Dienstfahrten mit dem Auto zur Ladesäule schicken können den anderen Bürgern nicht raten, viel Geld für ein E-Auto auszugeben, wenn sie selbst noch Angst vor der geringen Reichweite und den Ladestops haben.

Wenn die Politiker den Anstoß nicht geben können, müssen es eben doch Verbote durch Umweltzonen sein, die die Mobilitätswende weiter voranbringen.