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Verschärfte Umweltzonen in Glasgow könnten Verkehr und Emissionen nur verlagern

Am 1. Juni treten in der schottischen Stadt Glasgow verschärfte Umweltzonenvorschriften in Kraft. Doch die neue Maßnahme lässt schon Zweifel aufkommen. Denn Berichte zeigen, dass die strengere Umweltzone zum steigenden Verkehrsaufkommen in anderen Stadtteilen führen könnte - und folglich klimaschädliche Emissionen nicht reduzieren, sondern nur verlegen.

Letztes Jahr wollte die schottische Stadt von Glasgow der steigenden Schadstoffbelastung in der Innenstadt entgegentreten und verschärfte Vorschriften für die bereits aktive Umweltzonen. Nun, ein Jahr später, treten die neuen Regeln in Kraft. Ob sie länger den Verkehr in der Glasgower Stadtzentrum reglementieren werden, ist aber derzeit unklar. Da sich die verschärfte Umweltzone nachteilig auf die benachbarten Straßen auswirken könnte – etwa mit jedem Mal, wenn Autofahrer versuchen, die Zone umzugehen.   

In mehreren Berichten wurde die Stadtverwaltung davor gewarnt, dass die geplante Maßnahme, emissionsreichen und älteren Autos aus dem Verkehr zu ziehen, zu einer "Zunahme des Autoverkehrs am Rande der Umweltzone" führen könnte. „Für eine Reihe von Straßen“ – heißt es in einem Bericht – „sei ein Gesamtanstieg der Stickoxide-Emissionen (NOX) aufgrund der Einführung der Umweltzone vorhergesagt“. Mit etwa einem durchschnittlichen Anstieg der NOX-Werte um 14 Prozent – und maximal 40 Prozent – sei konkret zu rechnen. Betroffen seien dabei Straßen östlich der High Street, in Glasgows West End und um Glasgow Green - sowie in Townhead.  

 Verunsichert zeigen sich Bürger und Politiker daher über die Verkehrsmaßnahme. Eine solche Zunahme des Verkehrs und die damit verbundene Steigerung der umweltschädlichen Autoabgase ist bei weitem nicht das, was die Stadt mit den neuen Vorschriften für die Umweltzonen eigentlich erreichen wollte. Ernsthafte Sorgen um die Luftqualität im Stadtzentrum hatten Glasgow dazu gebracht, das Fahrverbot in der Innenstadt auf allen Fahrzeugen auszuweiten. Nun könnten die Pläne der schottischen Behörden doch unerwünschte Nebeneffekte haben und für mehr Stau und Emissionen im Rest der Stadt sorgen.   

Selbst die Scottish Environment Protection Agency (SEPA) kann nicht über die negativen Auswirkungen hinwegsehen, die durch die Verlagerung des Verkehrs in die Außenbezirke zu erwarten sind. Laut eigener Studie sei die SEPA der Meinung, dass die verschärften Fahrverbote „für einigen wenigen Straßen ein Anstieg des Verkehrsaufkommens um bis zu 1.200 Fahrzeuge pro Tag bedeuten werden“ – was einem lokalen Anstieg der Stickoxidemissionen um bis zu 34 Prozent entspricht. Das gleiche gelte auch für Edinburgh. Dem SEPA-Bericht zufolge wird die Stickstoffdioxid-Konzentrationen (NO2) nach der Einführung der Zonen erheblich zunehmen – zumindest am Rande der für 2024 geplanten Zonen, wie zum Beispiel in der Chester Street, Drumsheugh Gardens und Palmerston Place.   

Noch lauter werden gleichzeitig die kritischen Stimmen aus dem konservativen Flügel des schottischen Parlaments. Nicht nur, da die Berichte der Stadt selbst „darauf hindeuten, dass ihre Umweltzone die Luftverschmutzung in den umliegenden Gebieten tatsächlich erhöhen könnte“ - erklärt Verkehrssprecher und Abgeordneter Graham Simpson. Sondern auch, weil „die Luftqualität in den schottischen Großstädten bereits innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegt“. Neue Zone einzuführen wäre, so Simpson weiter, „sinnlos und kontraproduktiv“ – vor allem angesichts „der Kosten und Schwierigkeiten, die diese Zonen den Bewohnern und Unternehmen auferlegen“.   

Die zwei Städte bleiben jedoch bei ihrer Meinung. Zwar sei „ein geringer Anstieg des Verkehrsaufkommens und der Emissionen im Glasgower Stadtwest zu erwarten“, zeige die Modellierung der Umweltzone einen viel stärkeren Rückgang der Konzentrationen des schädlichen Luftschadstoffs NO2 auf allen umliegenden Straßen. Die möglichen negativen Folgen für die lokale Luftqualität werden nur von kurzer Dauer und „die Vorteile des Systems werden alle negativen Auswirkungen bei weitem überwiegen“ – sagt Scott Arthur, Verkehrs- und Umweltbeauftragter in Edinburgh. Neue Überwachungssysteme sollen die Schadstofflage in Bezug auf die Fahrverbote beobachten.   

Wie sollen die Städte nun weitergehen? Werden die neuen und strengeren Vorschriften in Glasgow in Kraft bleiben? Wird die Luftqualität außerhalb des Stadtzentrums dementsprechend durch zusätzliche Verkehrsmaßnahmen geschützt? Oder wird die Opposition für die Erhebung der Vorschriften Abschaffung plädieren? Kommen die Pläne für eine Ultra-Low-Emission-Zone in Edinburgh dadurch ebenfalls zu einem Halt? Die nächsten Monate werden für die Zukunft der schottischen Umweltzonen entscheidend sein.   

Ebenso nicht zu vergessen sind alle in Schottland bereits aktive Umweltzonen - sowie im Rest Europas. Alle Informationen dazu stehen euch wie immer auf unserer Webseite und in der Green-Zones App zu Verfügung.