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Tirol: Erst Fahrgemeinschaften, dann Umweltspuren

Noch spielt der Verkehr eine zu große Rolle in der Emissionsbilanz. Das Land will mit gutem Beispiel voran gehen und startet ein Pilotprojekt an der Bezirkshauptmannschaft Schwaz.

Mit 41 Prozent ist der Verkehr in Tirol der größte Produzent von Treibhausgasen. Um den Verkehr und die dadurch entstehenden Emissionen deutlich zu reduzieren, setzt das Land zukünftig auch verstärkt auf nachhaltige Mobilität. Seit Anfang Mai möchte das Land Tirol und insbesondere der Bezirk Schwaz ein gutes Vorbild sein und fordert die eigenen Beamten zur Nutzung von Mitfahrmöglichkeiten auf.  

Dank eines Pilotprojekts in Zusammenarbeit mit der Mitfahr-App „ummadum“, können 80 Bedienstete in der Bezirkshauptmannschaft über eine Mitfahrbörse verfügen und daraus sich die passende Fahrgemeinschaft für den Weg zur Arbeit raussuchen. Großes Einsparungspotential sieht Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe eben beim motorisierten Individualverkehr. Circa 61 Prozent aller Wege werden in Tirol noch mit dem Auto zurückgelegt. Dabei sitzen aber durchschnittlich nur 1,2 Personen an Werktagen in einem Auto. Die Landesverwaltung sieht nun im Projekt „ummadum“ die perfekte Gelegenheit, den Mobilitätswandel direkt bei den Mitarbeitern beginnen zu lassen. Die Besetzungsgrade des Autos werden sich erhöhen, Fahrten werden vermieden und Emissionen werden eingespart, erklärt Felipe.  

Vom Projekt vorgesehen ist auch ein Anreizsystem. Das umweltfreundliche und klimaschonende Mobilitätsverhalten der Bediensteten wird durch die Sammlung von Mobilitätspunkten belohnt. Für jeden mit einer Fahrgemeinschaft zurückgelegten Kilometer werden die Teilnehmenden einen Mobilitätsbonus über die App bekommen. Dieser wird in eine Gutschrift umgewandelt und „kann wiederum bei regionalen Handelspartnern wie etwa Spar oder Hervis eingelöst werden“, erläutert „ummadum“-Geschäftsführer Rene Schader. Damit möchte die Politik und die 2017 gegründete App nicht nur ein Beitrag zur nachhaltigeren Mobilität leisten, sondern auch die regionale Wirtschaft im Bezirk durch das Bonussystem gleichzeitig fördern.  

Auch der Schwazer Bezirkshauptmann Michael Brandl spricht seine Unterstützung für das Pilotprojekt aus. „Es freut mich, dass wir in Schwaz erstmals ‚ummadum‘ für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anbieten können und so den arbeitsplatzbezogenen Individualverkehr reduzieren.“, sagt der Bezirkshauptmann. „Wir können durch die gebildeten Fahrtengemeinschaften einen persönlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität und zum Klimaschutz leisten.“ erklärt er weiter. Die Initiative steht nämlich im Einklang mit der Nachhaltigkeits- und Klimastrategie der Region. Mit einem so genannten VVV-Ansatz, zielt sie darauf, den Verkehr zu vermeiden, zu verlagern, zu verbessern und nun auch künftig „zu teilen“. Somit wird auch das Land seine Vision eines energieautonomen Tirols bis 2050 verwirklichen können.  

Verschieden sind die Maßnahme zur Verkehrs- und Emissionsminderung, die Österreich und Tirol bereits unternommen haben. Um Treibhausgase weiterhin senken zu können, seien aber intensivere Anstrengungen nötig, wie etwa die vom Ummadum-Projekt beförderte Reduzierung des Individualverkehrs. Dies könnte auch ein erster Schritt in Richtung Plakettenpflicht für Pkw darstellen. Denn bisher müssen nur LKW und Transporter ein Umwelt-Pickerl zeigen, um in die acht in Österreich bereits aktiven Umweltzonen einfahren zu dürfen.  

Sollte das Projekt sich als erfolgreich erweisen, könnte es landesintern auf weitere Dienststellen und Bezirke ausgeweitet werden. Anpassungen des Straßennetzes können von den betroffenen Verwaltungen ebenso überlegt werden, um den Trend der Fahrgemeinschaften zu unterstützen. Zum Beispiel könnten Fahrgemeinschaften auch in Österreich eigene Spuren bekommen, wie etwa in Frankreich oder bald auf Mallorca. Bestehen könnte auch die Möglichkeit auf Mitnutzung der Umweltspuren mit E-Fahrzeugen und ÖPNV. 

Es bleibt nur abzuwarten, ob Schwazer Beamtinnen und Beamten die Chance nutzen und den täglichen Weg zur Arbeit gemeinsam zurücklegen werden. Auf jeden Fall kann ein solches Projekt nur Hoffnung machen und daran erinnern, dass diejenige, die die Mobilitätspolitik voranbringen, die ersten sein können, um ein gutes Beispiel zu geben.