< Alle Beiträge zeigen

Straßenbelag gegen Luftverschmutzung?!

Ein innovativer titandioxidhaltiger Asphalt kommt auf der Alsfelder Schellengasse zum Einsatz und verringert Stickoxidemissionen. So will die hessische Stadt gegen überhöhte Luftschadstoffwerte kämpfen und dabei die Entwicklung umweltschützender Baumaterialien unterstützen.

Straßen werden oft als Symbole für die Luftverschmutzung angesehen, denn sie im Endeffekt eine Schlüsselrolle im umweltbelastenden Verkehrssektor spielen. Ein Pilotprojekt aus Hessen zeige nun jedoch, dass selbst die Straßenoberfläche zur Entschärfung des Schadstoffs beitragen kann - und zwar unter den richtigen Bedingungen. In Zusammenarbeit mit dem Mobilitätsdienstleister Hessen Mobil habe sich die Stadt von Alsfeld nämlich bei der Sanierung einer sehr befahrenen Strecke für einen neuen Straßenbelag entschieden, welcher dank seiner besonderen chemischen Zusammensetzung zur stattlichen Senkung der Stickoxidwerte führen kann.  

Dabei handelt es sich um eine rund 7000 Quadratmeter große Fläche auf dem 750 Meter Abschnitt der Schellengasse. Eine Straße, worüber Umweltverbände sich wiederholt beschwert hatten, da die Schadstoffwerte in der Luft, insbesondere Stickoxid (NO2), ständig über dem Grenzwert liegen – und somit nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Anwohner gefährdeten. Genau zu diesem Problem soll das neue Granulat zumindest eine partielle Lösung darstellen. Anhand der Spezialbeschichtung, welche aus einer stabilen Betonmischung mit Titandioxid-Zusatz besteht, sei es eine NO2-Minderung von 11,6 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft möglich gewesen. Das entspricht eine stattliche Abnahme von 27,5 Prozent des Stickoxids – erklärt die für den Beton verantwortliche Firma FCN Nüdling aus Fulda.  

Der Schlüssel zum Erfolg des neuen Asphalts liege in der Zugabe von Titanoxid, das "als Katalysator, dem Sonnenlicht ermöglicht, Schadstoffpartikel abzubauen“. Dieses geht keine Verbindung mit Stickoxiden ein, die etwa von vorbeifahrenden Autoabgasen ausgestoßen werden, und verbraucht sich folglich nicht. Auf diese Weise können Stickstoffe abgebaut werden und zum Nitrat umgewandelt, welches bis zum nächsten Regenfall auf dem Straßenbelag bleibt – ohne in die Atmosphäre zu gelangen.  

„Ein gutes Ergebnis“ für die Entwicklung eines nachhaltigeren Straßenbaues – so Günter Herles von Hessen Mobil - mit erheblichem Anwendungspotenzial auch bei anderen Fahrbahnerneuerungen. Nicht nur in Hessen, sondern in ganz Deutschland. Denn bestehende und kommende Verbrenner-Fahrverbote könnten vom Einsatz eines solchen Verfahrens auf zahlreichen Straßen des Landes nur profitieren. Sowie auch erleichtert wird dadurch die Einhaltung der von der Europäischen Union geforderte Grenzwerte für Luftschadstoffe. Kurz um, eine wirkungsvolle Ergänzung von effektiven, aber allein oft nicht ausreichenden Verkehrsmaßnahmen. Der neue Asphalt wäre nämlich in der Lage klima- und gesundheitsschädliche Emissionen zu reduzieren, da wo es zu NO2-Spitzenwerten trotz Fahrverboten oder Umweltzonen kommen könnte.  

Bis eine solche Nutzung in großem Maßstab möglich wird, könnte es aber noch lange dauern. Da nur eine Firma das Straßenbaumaterial aktuell anbietet. Für eine große Sanierung der Straßeninfrastruktur wären die jetzigen Verfügbarkeiten weitaus unzureichend und zugleich eine zu große Herausforderung für ein einziges Unternehmen. Immer noch besteht die Hoffnung auf die Umsetzung dieser oder ähnlicher Innovationen. Damit das Verkehrswesen nicht nur in Bezug auf die Fahrzeuge, sondern ebenfalls auf den Straßen, auf denen sie fahren, grüner und umweltverträglicher wird.