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Neue Fahrradkieze für Berlin

In Berlin versucht man das Auto zurückzudrängen und dem Fahrrad mehr Platz einzuräumen. Nicht jeder Versuch ist dabei von Erfolg gekrönt: In der Friedrichstraße will man die Fahrräder jetzt genau wie die Autos verbannen. Außerdem sollen die Straßen um die Kreuzberger Graefestraße für Autos gesperrt werden.

Nach nicht ganz zwei Jahren will man keine Fahrräder mehr auf der Friedrichstraße zulassen und sie zu einer Fußgängerzone machen. Der Versuch, Autos durch Fahrräder zu ersetzen, ist vorerst gescheitert. Auf dem autofreien Abschnitt zwischen Leipziger und Französischer Straße verschwindet der vier Meter breite Fahrradweg in der Mitte, der sich wie eine Schneise zwischen den Bürgersteigen rechts und links zieht. Für schnell fahrende Fahrradfahrer sicherlich von Vorteil, für Fußgänger zum Teil gefährlicher als zur Zeit, als hier noch Autos entlangfuhren.

Auch die Händler in der Friedrichstraße und in den umliegenden Straßen waren nicht begeistert, weil sie befürchteten, dass sich die Sperrung für Autos negativ auf ihre Verkäufe auswirken. In der Tat soll es bereits 15 Geschäftsschließungen gegeben haben. Eine Studie mit GPS-Daten belegt zudem, dass die Anzahl der Besucher  im gesperrten Abschnitt zurückgegangen ist, während in anderen Einkaufsstraßen der Stadt der Publikumsverkehr nach Corona wieder zugenommen hat.

Als Ausweichroute für die Räder ist die parallel laufende Charlottenstraße im Gespräch, die momentan noch dazu dient, den Autoverkehr der Friedrichstraße aufzufangen. Diese Aufgabe könnte sie dann natürlich nicht mehr erfüllen. Die Fahrradschneise zieht sich dann direkt neben dem Gendarmenmarkt entlang, was besonders während der Touristensaison den Fußgängerverkehr zwischen Gendarmenmarkt und Friedrichstraße erschweren könnte.

In Kreuzberg hat man noch weitreichendere Pläne. Der ganze Kiez rund um die Graefestraße zwischen Kottbusser Damm und Hasenheide soll zwar nicht für den Autoverkehr, aber für den Parkverkehr gesperrt werden. Lediglich Behindertenfahrzeuge und Fahrzeuge von Carsharing haben dann noch die Erlaubnis überhaupt zu parken. Da SPD und Grüne die Mehrheit im Bezirk haben, gilt das Vorhaben als sicher. Die 20.000 Anwohner müssen, sofern sie ein Auto besitzen, einen anderen Parkplatz suchen. Vorgeschlagen wird das Parkhaus am Hermannplatz, wo es immerhin 600 Stellplätze und das Parken bislang auch nur 30 Euro im Monat kostet. Allerdings berichten Parkende immer wieder von unsicheren Situationen im Parkhaus, vor allem am Abend. Noch ist kein Startdatum genannt, aber man darf gespannt sein, wie sich die neue Politik auf das Viertel und die Bewohner dort auswirkt. Der Versuch soll erst einmal auf zwölf Monate begrenzt werden. Dann wird sich zeigen, ob die Pläne zur Verringerung des Autoverkehrs Bestand haben oder ob sie nur eine Verlagerung des Verkehrs in die umliegenden Kieze bewirkt.