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Luftverschmutzung: Auswirkung auf Kunst

Für Klimaphysiker und -wissenschaftler ist die Industrialisierung nicht nur ein wichtiger Referenzpunkt, der den Beginn der anthropogenen – also menschengemachten – Klimaveränderungen markiert, sondern hat auch Spuren in der Kunst und berühmte Malstile hinterlassen. Welche „positiven“ Auswirkungen hat die Luft- und Umweltverschmutzung auf unser Leben?

Um die von Menschen verursachte Erderwärmung und den negativen Effekt der Luftverschmutzung zu berechnen, werden heutige Emissionswerte mit denen aus der Vor- oder Anfangszeit der Industrialisierung verglichen. Das Problem sind die fehlenden Daten, da, anders als heute, keine flächendeckenden Messungen durchgeführt wurden. Somit müssen aussagekräftige Daten also auf andere Weise ermittelt werden – ein neuer Ansatz ist die Malerei.

Klimaphysiker und -wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Impressionismus im 19. Jahrhundert seinen besonderen Malstil nicht zuletzt der Umweltverschmutzung in den Großstädten verdankt. Der Impressionismus mit seinen verschwommenen Konturen und Pastelltönen hat die Luftverschmutzung festgehalten.

Die Gemälde des Impressionismus mit ihren Pastelltönen und verschwommenen Umrissen wären augenscheinlich ohne die rauchenden Schlote während der frühen Industrialisierung nicht denkbar gewesen – oder hätten zumindest ganz anders ausgesehen. Zu diesem Schluss kommen eine Klimaphysikerin der Pariser Sorbonne und ein Klimawissenschaftler der Harvard Universität in einer Studie. In der Studie haben Anna Lea Albright und Peter Huybers untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen der Industrialisierung und den Veränderungen im Malstil von Malern des Impressionismus besteht. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem Franzosen Claude Monet und dem Engländer William Turner, die beide in ihren Hauptstädten und deren direkter Umgebung die Umwelt festgehalten haben. Mithilfe von Gemälden der beiden Künstler, die Landschaften und Stadtansichten abbilden, sowie einem Algorithmus, der die Menge der Aerosole bestimmen kann, die das Bild trüben, zeigte sich Erstaunliches. Der Grad der Luftverschmutzung, der auf den Gemälden herrschte, entsprach jenem, der für den jeweiligen Entstehungszeitpunkt des Werks auch geschätzt worden war. Untersuchungen aus Eisbohrkernen und Jahresringen von Bäumen bestätigen diese Annahme.

Zudem sind ihre Bilder deutlich verschwommener als die Bilder von Malern, die auf dem Lande weit weg von Emissionen aus den Fabriken gemalt wurden. Festgestellt wurde auch die langsame Entwicklung immer stärkerer Luftverschmutzung. Während Ende 18. Jahrhundert, als die Industrielle Revolution in Großbritannien einsetzte, seine Bilder noch deutliche Umrisse haben, verschwimmen seine Bilder im Laufe der nächsten Jahre immer mehr.

Damit ist der Impressionismus die erste künstlerische Entwicklung, auf die die Luftverschmutzung einen direkten Einfluss hat. Der Impressionismus kann somit auch als der kreative Impuls der Industrialisierung und als Zusammenspiel von Kunst und Umwelt bezeichnet werden. Wie wird sich die Kunst und die Stilrichtungen in Zukunft verändern – zum Beispiel durch weniger Luftverschmutzung, aufgrund von Fahrverboten, Umweltzonen und Verbrenner-Verbot?