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Frankfurt: Wieder freie Fahrt am Mainufer!

Das autofreie Mainufer in Frankfurt ist Geschichte, nach 12 Monaten Laufzeit werden dort bald wieder Kraftfahrzeuge zugelassen sein. Die Stadt wird darüber hinaus die geforderte Sanierung und Ausweitung der dortigen Radwege nicht durchführen.

Das Projekt war von Beginn an umstritten. Hastig beschlossen, ohne nennenswerte Visionen zur Nutzung des neugewonnenen Platzes, von vielen kritisiert: nun ist Schluss mit dem Trauerspiel Mainufer ohne Autos. Wie die Regierung in Frankfurt verlauten ließ, wird das Unternehmen mit einer Laufzeit von 12 Monaten nicht verlängert. Teil des Projekts war die Sperrung des Streckenabschnitts zwischen zwei Brücken, die den westlichen mit den östlichen Stadtteilen verbinden (Alte Brücke bis Untermainbbrücke). 

Besonders peinlich und zugleich traurig ist die Tatsache, dass das Mainufer nun auch keine neuen und verbreiterten Radwege, wie ursprünglich angedacht, bekommen wird. Gerade jetzt, wo der Zeitgeist in vielen internationalen Metropolen Städteplaner dazu inspiriert, den Radfahrern mehr Aufmerksamkeit zu schenken und somit auch mehr räumlichen Platz zur Verfügung stellen, stellt das halbherzige Vorgehen in der deutschen Bankenmetropole einen fragwürdigen Gegentrend dar. Das Nein zu breiteren und modernisierten Radwegen am Ufer des Main kommt einem „verkehrspolitischen Desaster“ gleich, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Entscheidung bezeichnet. Es ist zudem überraschend, da sich knapp 60 Prozent der Delegierten im Rathaus bereits für eine dauerhafte Sperrung ausgesprochen hatten. Für Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) ist die Abstimmung und deren Ergebnis ein klares Zeichen für den Wunsch einer autofreien Innenstadt; ein Projekt, was momentan in vielen Städten der Welt als Vorschlag auf den Schreibtischen der Regierenden liegt. 

Doch woher kommt jetzt diese negative Entwicklung in Frankfurt, die im Gegensatz zum internationalen Trend steht? Bei einer repräsentativen Umfrage Anfang des Jahres 2020 waren ungefähr ein Drittel der befragten Personen gegen eine dauerhafte Sperrung des Straßenabschnitts. Somit ist sowohl die Mehrheit der in der Verantwortung stehenden Politiker als auch der Großteil der Bürger für ein autofreies Mainufer.

 

Der Wunsch der Bevölkerung der Millionenmetropole scheint Oesterlings Parteigenosse, Oberbürgermeister Peter Feldmann, momentan relativ egal zu sein – zumindest bis zur nächsten Wahl, wo es dann um sein politisches Überleben gehen wird.