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Schweiz: Fahrverbote für E-Autos

Aus Sorge vor einem Winter mit zahlreichen Stromausfällen bereitet das Land eine Reihe von Spar- und Notfallmaßnahmen vor. Darunter auch Fahrverbote für Stromer. Könnte es auch in Deutschland zu Einschränkungen bei der Elektromobilität kommen?

Fahrverbote gehören zum Verkehrsmaßnahmen-Katalog vieler Länder. Oft geht es dabei darum Schadstoff- und Lärmemissionen zu reduzieren und sie unter Kontrolle zu behalten. Aber nicht diesmal in der Schweiz, wo mögliche Fahrverbote eher auf eine irreguläre Energieversorgung zurückzuführen sind. In der Regel importiert die Schweiz während der Wintermonate nämlich Stromprodukte aus anderen Ländern, wie zum Beispiel aus Frankreich und Deutschland. Da aber auch die Nachbarländer in diesem Winter mit Schwierigkeiten bei der Stromversorgung – vornehmlich aufgrund der aktuellen Energiekrise – voraussichtlich zu rechnen haben werden, fürchtet die Schweiz ein erhöhtes Blackout-Risiko. Folgt die Erlassung einer Serie von Stromsparmaßnahmen, die dem Land dabei helfen sollen, die nächsten schwierigen Monate zu überstehen. Maßnahmen, die oft als drastisch empfunden werden könnten.

Laut eines Entwurfs der Schweizerischen Eidgenossenschaft von Ende November seien umfangreiche Regeln „zum Betrieb elektrischer Geräte im gewerblichen und privaten Bereich“ – wie etwa Waschmaschine, Kühlschränke oder Saunen und Dampfbäder – vorgesehen. Im Fall von Energiemangel sollen diese nur eingeschränkt benutzt werden und immer mit Blick auf deren Stromkonsum. Ebenso umfasst die Notfall-Verbotsliste Beschränkungen für den Autoverkehr. Zum einen soll das Tempolimit auf Schweizer Autobahnen von 120 km/h auf 100 km/h laut Sparplan gesenkt werden.

Überraschend, aber im Rahmen eines Energiemangels vielleicht noch vertretbar, sind die Auswirkungen, die die schweizerischen Energiesparpläne auf Fahrer von Elektrofahrzeugen haben könnten. Sie hätten bei Strommangellage Fahrverbot. Nur bei „zwingend notwendige Fahrten sei die private Nutzung von E-Autos gestattet“, hieß es in dem Entwurf. Ein erschreckendes Szenario für viele. Denn immerhin rund 110.000 Autofahrerinnen und Autofahrer würden in der Schweiz von dem Fahrverbot betroffen. Gleichzeitig würde das Inkrafttreten einer solchen Maßnahme dem Hochlauf der Elektromobilität einen schweren Schlag versetzen – mit immer weniger Neukäufen, die sich für einen Wechsel zu Stromern entscheiden würden. Dass Fahrverbote für Elektroautos nur bei „höchste Eskalationsstufe“ erfolgen sollen, sei aber soweit die Stellung der Behörden.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Land sich überlegt, das Fahren und das Ladeverhalten von Elektroautos wegen Stromnetzauslastungsproblemen einzuschränken. Etwa in Kalifornien - nach einer Reihe Blackouts am Labour-Day-Wochenende im letzten September - wurde die Bevölkerung ebenso unter anderem darum gebeten, Elektrofahrzeugen nur begrenzt aufzuladen. Immer noch ist dies das erste Mal für europäische Länder, dass es zur Erlassung von spezifischen Fahrverboten für elektrisch-betriebene Fahrzeuge kommen könnte.

Dass dies kein isoliertes Ereignis bleiben wird, sei außerdem gerade eine begründete Furcht für viele Länder. Auch in Deutschland könnten Sparmaßnahmen, einschließlich solcher Elektro-Fahrverbote, bei kritisch niedriger Stromverfügbarkeit auf dem Tisch kommen. Experten rechnen momentan jedoch nur damit, dass im Notfall zuerst nur Ladebeschränkungen drohen würden. Die Wahrscheinlichkeit von regelrechten Fahrverboten für Elektroautos, wie in der Schweiz, bleibt für Deutschland zunächst gering – zur Erleichterung der vielen E-Autofahrer hierzulande.

Schließlich sind Autofahrer in Deutschland bereits mit Fahrverboten in Umweltzonen konfrontiert. In der Schweiz gibt es diese nur in Genf, die wetterbedingt aktiviert wird. Werden in Zukunft die Umweltzonen in Europa auch E-Autos betreffen und bei kritischer Stromlage, diese aus den Zonen verbannen - wie es jetzt schon mit Verbrennern ist?