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Plastik in den Lungen

Niederländische und britische Forscher haben zum ersten Mal Plastikpolymere in menschlichem Blut nachgewiesen. Bei Verstorbenen hatte man schon seit Längerem winzige Plastikteilchen im Körper nachgewiesen, jetzt also hat man auch bei lebenden Menschen Plastik in der Blutbahn gefunden. Das Problem daran: Noch ist das Eindringen von Plastik in den menschlichen Körper unumkehrbar.

Bei Operationen an der Lunge wurde 13 Patienten Gewebe entnommen, das auf Plastik hin untersucht wurde. Das Ergebnis ist erschreckend: In elf Gewebeproben konnte Plastik nachgewiesen werden. Plastik kann über die Luft oder die Nahrung aufgenommen werden. Nachgewiesen wurden zwölf verschiedene Arten von Plastik, von denen Polypropylen und Polyethylenterephthalat (PET) die häufigsten waren. Ebenfalls auffällig: Bei den männlichen Patienten war der Anteil sehr viel höher gewesen als bei den weiblichen.

Wie kommen diese kleinen Plastikteile in den menschlichen Körper? In dem am 7. April von der gemeinnützigen Meeresschutzorganisation Plastic Soup Foundation veröffentlichten Bericht „The Hidden Beauty“ wurden rund 7700 verschiedene Pflegeprodukte und Kosmetika untersucht. 87 Prozent der Produkte enthalten demnach Plastikteilchen. Dazu zählen synthetische Polymere, aber auch abbaubares Plastik. Nur 13 Prozent der Produkte wiesen keinen Plastikanteil auf. In der Kosmetik bezieht sich der Begriff „Mikroplastik“ auf alle Arten von winzigen Kunststoffpartikeln, die kleiner als 5 Millimeter sind und Kosmetikprodukten absichtlich zugesetzt werden, wo sie als Emulgator oder als reiner und billiger Füllstoff verwendet wird.

In Laborexperimenten wurde festgestellt, dass Mikroplastik die menschlichen Zellen schädigt. Wissenschaftler sind der Meinung, dass es deshalb europaweite Regelungen geben muss. Genau wie bei chemischen Stoffen sollte auch für synthetische Polymere die Regel gelten: Keine Daten, keine Vermarktung, d.h. erst wenn die Folgen von Plastik im Körper herausgefunden wurden, kann man sich für oder gegen eine Vermarktung von plastikhaltigen Produkten entscheiden. Es gibt bereits in verschiedenen Länder ein Verbot von Plastikmikropartikeln in Kosmetika, die durch Abspülen in die Umwelt gelangen: Dazu gehören das Vereinigte Königreich, Irland, Frankreich, Italien und Schweden. Deutschland, Österreich und die Schweiz gehören  nicht dazu. Außerhalb Europas haben sich Argentinien, Kanada, die USA, Taiwan, Südkorea, Thailand Indien und China gegen den Zusatz solcher Plastikpartikel entschieden.

Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) gibt an, dass jede Minute ungefähr sieben Kilo an Plastik in die europäische Umwelt abgegeben wird. Es bleibt zu hoffen, dass wir irgendwann mal in der Lage sein werden, das Plastik aus der Umwelt, aus unseren Lungen und unserem Blut herausfiltern können. So lange dies noch nicht der Fall ist, ist die einzige Lösung ein Plastikverbot in Pflegeprodukten, die direkt ins Wasserkreislauf gespült werden. Plastik ist jedoch nicht der einzige Fremdstoff, der in den menschlichen Körper gelangt. Auch Feinstaub und Reifenabrieb werden von den Lungen aufgenommen und belasten den Körper zusätzlich.