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Neue Umweltzonen gegen Mikroplastik?

Abrieb von Reifen, Bremsen und der Straße lässt viel Mikroplastik entstehen. Dieses sammelt sich nicht nur in Böden und Gewässern, sondern wird auch in die Luft abgegeben, wo es über die Atemwege vom Menschen aufgenommen wird. Neben Feinstaub muss also auch Mikroplastik schnellstens reguliert werden. Könnte es schon bald Umweltzonen gegen die kleinen Plastikteilchen geben?

Umweltzonen für alte Fahrzeuge mit Benzin- und Dieselmotor sind in Europa die Norm. Hybrid- und Elektrofahrzeuge dürfen die Umweltzonen generell befahren. Sie gelten als deutlich emissionsärmer. Dies ist richtig, zumindest für die Auspuff-Emissionen. Doch schon seit einiger Zeit fordern Experten, dass die Non-Exhaust-Emissionen, also der Abrieb von Reifen, Bremsen und der Straßen reguliert werden müssen. Immer schwerer werdende Hybrid- und Elektro-Fahrzeuge wie SUVs und Luxuslimousinen führen zu immer höheren Non-Exhaust-Emissionen.

Neue Forschungsergebnisse der Cornell Universität in den USA haben nun bestätigt, dass nicht nur Feinstaub, sondern auch Mikroplastik durch die Non-Exhaust-Emissionen in die Luft gelangt. Die kleinen Plastik-Partikel gelangen zwar über die Straße in den Boden und die Gewässer und von dort ins Meer. Sie werden aber auch direkt von der Straße in die Luft abgegeben, oder gelangen über die Meeresgischt dorthin.  Die Ergebnisse zeigen, dass etwa 84% des in der Luft vorhandenen Mikroplastiks direkt von der Straße in die Luft gelangt, 11% über die Meeresgischt und 5% über Staub von landwirtschaftlich betriebenen Feldern.

Die Air Quality Expert Group (AQEG) hatte im letzten Jahr die Mikroplastik-Emissionen eines Reifens getestet. Neuwertig und mit vorgeschriebenem Druck gab dieser etwa 5.8 Gramm Mikroplastik pro Kilometer an die Luft ab. Die Emissionen des Auspuffs waren mit etwa 4.5 Milligramm pro Kilometer um den Faktor 1.000 geringer. Wenn die Reifen älter sind, oder nicht den vorgeschriebenen Druck haben, könnten die Emissionen des Reifens sogar noch höher sein.

Die Studie zeigt, dass nicht nur Verpackungen und Plastikwaren die Hauptursache für Mikroplastik in der Umwelt sind. Die Mikroplastik-Emissionen der Fahrzeuge sind aber noch vollkommen unreguliert und meist unbekannt, da sie schwer zu messen sind. Die EU muss also schnell handeln und den Autobauern Vorschriften auferlegen und die Luftqualitätsrichtlinien anpassen. Dann könnten neue Regeln in den Umweltzonen entstehen, die nicht nur auf die Auspuff-Emissionen, sondern auch auf Feinstaub und Mikroplastik von Reifen und Bremsen abzielen. Viele der schweren Hybrid- und Elektro-Fahrzeuge könnten dann ein Einfahrverbot bekommen.

Während dies hart klingt, würden solche Regeln in den Umweltzonen dazu führen, dass die Autoindustrie das große Problem der Non-Exhaust-Emissionen anginge, zum Beispiel durch leichtere Fahrzeuge, langlebigere Reifen oder Filtersysteme. Bei den jetzigen Hybrid- und Elektrofahrzeugen wurde das Problem der Emissionen nur vom Auspuff auf die Reifen und Bremsen verlagert.