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Glasgow: Bringt die Umweltzone Taxis (und Frauen) in Gefahr?

Seit gestern dürfen die meisten Verbrennerfahrzeuge – einschließlich Taxis - nicht mehr straffrei in die Glasgower Umweltzone einfahren. Eine grüne Umrüstung der Branche sei nicht mehr zu verschieben. Allerdings soll die Stadt alternative und sichere Mobilitätslösungen anbieten, um die Verdrängung tausender Taxis zu kompensieren.

Zunehmend wird die Regierung der schottischen Großstadt in letzter Zeit wegen seiner Haltung gegenüber emissionsmindernden Maßnahmen kritisiert. Hauptsächlich die seit diesem Monat in Glasgow in Kraft getretenen Verschärfung der Umweltzonenvorschriften verbreitet Sorgen unter der Bevölkerung. Alle Fahrzeuge, die nicht mehr die neuen Standards erfüllen – und zwar alle Diesel mit Zulassung vor 2015 und Benziner mit Zulassung vor 2006 – werden demnach in der Umweltzone nicht mehr fahren dürfen. Für viele Autofahrer droht bei einem Verstoß eine 60 Pfund Strafe – auch für Taxi-Fahrer. 

Taxi-Verbände hatten sich in den letzten Monaten mehrfach an den Stadtrat gewandt, um ihn davon zu überzeugen, die Einführung des strengeren Fahrverbots um mindestens ein Jahr zu verschieben - und damit die umweltschädlichsten Fahrzeuge, wie in anderen schottischen Städten erst Mitte 2024 zu verbieten. Diesen Anträgen wurde jedoch nicht nachgegangen. Taxis sind nun ebenfalls von den derzeit aktiven Verkehrsregelungen in Glasgow offiziell betroffen. Bis zu 1.000 Taxifahrer werden somit von der Straße gedrängt – was nicht nur der Branche schaden, sondern auch verheerende Auswirkungen auf die Sicherheit auf die Straßen haben könnte. Davor hatte die Gewerkschaft Glasgow Unite Cab Sektion die lokale Behörde nämlich gewarnt und betonte die wichtige Rolle, die das Taxigewerbe dabei spielt, Menschen wie Frauen und Partygänger sicher nach Hause zu bringen. Weniger Taxis unterwegs aufgrund der Einschränkungen bedeutet im Endeffekt weniger sichere Fahrmöglichkeiten, um in der Nacht nach Hause zu kommen.  

Genau deswegen wurde eine neue Initiative ins Leben gerufen. Im Rahmen der Kampagne „Get Me Home Safely“ sollen Alternativen zum Taxigewerbe etwa dem Personal des Gastgewerbes, sowie Frauen angeboten werden - und zwar vornehmlich, wenn der öffentliche Verkehr nach Mitternacht eingestellt wird. Der Initiative nach sollen die Arbeitgeber idealerweise die Kosten für diesen nächtlichen Heimtransport bezahlen, unterstützt durch die Stadtverwaltung. Der Stadtrat habe sich dafür schon ausgesprochen. Doch zu spät hätte dieser die möglichen negativen Auswirkungen der Umweltzone erkannt. „Die SNP-Grünen haben es völlig versäumt zu erklären, wie die Frauen geschützt werden sollen, wenn 1.000 Taxifahrer von der Straße gedrängt werden“ – kritisiert nämlich Thomas Kerr, Vorsitzende der schottischen Tory-Fraktion in Glasgow.  

Die Stadtverwaltung wehrt sich allerdings gegen diese Vorwürfe und erklärt, dass Ausnahmeregelungen für Taxifahrer tatsächlich geplant sind. "Kein öffentliches Taxi sollte infolge der Umweltzone von der Straße verschwinden, wobei die Flexibilität für die Betreiber bis zum 31. Mai 2024 durch vorübergehende Ausnahmeregelungen gegeben ist“, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Bei jedem Schritt sagt sie weiter, haben die Glasgower Behörden den Übergang zur Einhaltung der Normen der Low-Emission-Zone unterstützt. Das heißt auch, vorläufige Ausnahmen für die Betreiber zu erlauben – und diese gleichzeitig dazu ermutigen, alle verfügbaren Mittel zu nutzen, um Teil einer saubereren Zukunft zu werden. 

Über die nächsten Monate werden die Behörde die Emissions- und Sicherheitslage auf die Straße weiterhin beobachten. Es ist daher im Moment noch ungewiss, welches System langfristig eingeführt wird, um ein Beförderungsangebot zu ermöglichen, welches mit Blick auf die Umwelt die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen in Glasgow erfüllen kann. Sicherheit und Umweltschutz sollten Hand in Hand gehen.