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Deutschland und Frankreich: Mehr autofreie Innenstädte

Weniger Autos und motorisierter Verkehr, mehr Platz für Bürger und Umwelt – Autofreie Innenstädte sollen künftig in Berlin und Stuttgart, aber auch in der französischen Hauptstadt Paris, den Unterschied machen und die Metropolen für die grüne Verkehrswende vorbereiten. Die sogenannten ZTL finden in immer mehr Ländern Platz.

Mehr Platz zum Flanieren, neue Läden entdecken und die Viertel zu Fuß durch verkehrsberuhigte und verkehrsfreie Bereiche erkunden – für Einheimische und Touristen gleichermaßen. Dies ist der Trend, welcher sich europaweit zunehmend abzeichnet. In Italien und Spanien gibt es die ZTL (verkehrsberuhigten Zonen) bereits seit Jahren. Die deutschen Städte von Berlin und Stuttgart, aber auch Paris im Nachbarland Frankreich, planen aktuell ihre nächsten Schritte, um den umweltschädlichen Autoverkehr aus den Innenstädten künftig zu verbannen. 

Letzte Woche gab die Berliner Bezirksverordnetenversammlung Mitte nämlich grünes Licht für die Umgestaltung des Hackeschen-Marktes und angrenzender Straßen zu einem Fußgängerbereich. Nachdem der Projektvorschlag trotz Kritik von Parteien wie CDU, FDP und AfD die Prüfung mehrerer Ausschüsse bestanden hat, wurde dieser nun mit 28 Ja- und 15 Nein-Stimmen angenommen. „Mit bis zu 7500 Besucher, die sich pro Stunde in den Einkaufsstraßen um den Hackeschen Markt tummeln“, erklärt die Grünen-Fraktion, eignet sich die Gegend unweit vom Alexanderplatz besonders gut als Fußgängerbereich. Im Rahmen des Projekts soll bald das Quartier attraktiver gestaltet werden und für den Autoverkehr gesperrt bleiben. Nur noch etwa Anwohner und Lieferanten, sowie auch wenige andere Ausnahmen, werden weiterhin mit dem Auto in der Zone fahren können. Bestehen wird aber der Tramverkehr, um das ÖPNV-Angebot allen Fahrgästen noch zu gewährleisten.  

Wann die autofreie Zone zustande kommen wird, steht noch nicht fest. Bereits klar ist aber der Bereich, den diese künftig abdecken soll. Die Zone – heißt es im Beschlusspapier – soll mit der Oranienburger Straße beginnen und sich bis zur Großen Hamburger Straße ziehen. Genau der Abschnitt zwischen der Großen Hamburger Straße und dem Monbijouplatz soll zum Fußgängerbereich umgestaltet werden – sowie die Neue Schönhauser Straße und die Rosenthaler Straße bis zur Sophienstraße. Aber auch für weitere Straßen des Viertels sei Verkehrsberuhigung vorgesehen, jedoch noch in genauer Planung. 

Schritte gegen den Autoverkehr nimmt auch Stuttgart vor. Die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg plant nämlich einen Superblock im Westen der Stadt, der zur Verkehrswende beitragen soll. Motorisierte Fahrzeuge werden dann ab dem Frühjahr 2024 aus dem Superblock in der Augustenstraße verbannt. Nur noch über einen Umweg werden Auto- und Lkw-Fahrer sowie der Lieferverkehr ans Ziel kommen. Eine unbequeme Lösung für viele hinter dem Lenker, aber nicht für Anwohner und Umwelt. Denn das Konzept, welche europaweit in anderen Städten wie Berlin und Barcelona bereits getestet wurde, ziele hauptsächlich auf die Verkehrsberuhigung ab. Es soll die Aufenthaltsqualität für die Bürger erhöhen, mehr Platz im Grünen für diese schaffen – und vor allem die durch den Verkehr verursachte Schadstoffbelastung senken. 

Auch außerhalb Deutschlands, zum Beispiel in der französischen Hauptstadt, sollen Bewohner und Touristen bald zu Fuß oder per Fahrrad ungestört unterwegs sein können - und das nicht mehr nur am ersten Sonntag des Monats, wie es derzeit der Fall ist. Paris will im Zentrum den Autoverkehr weiter einschränken und den Platz dafür drastisch minimieren. Schon Anfang nächsten Jahres soll eine verkehrsberuhigte Zone im Herzen Paris geschaffen werden - kündigte Bürgermeisterin Hidalgo neulich an. Die Initiative sei der nächste Schritt der Stadt in ihren Bemühungen für die grünere Umgestaltung des Verkehrs. Anhand von Fahrverboten, autofreien Gebieten und die Einführung einer Tempo30 Zone fast überall im Stadtzentrum, treibe die Metropole seit Jahren die Verkehrswende voran. 

Zahlreiche Ballungszentren gehen schließlich zunehmend stärker gegen den Autoverkehr vor – um die Luftqualität zu verbessern und die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Berlin, Stuttgart und Paris seien nur einige der Städte, die zur Einrichtung von autofreien Zonen und grünen Superblocks greifen. Wie die Verkehrsberuhigungsprojekte dort verlaufen werden, wird jedoch die Politik europaweit beeinflussen und bestimmen, welche Richtung sie einschlagen sollte, um ihre Städte einer grüneren Zukunft näherzubringen. Nur die Zeit wird es zeigen, wie viel Potenzial im Sinne der Verkehrswende in autofreien Viertel wirklich steckt. Allein die Ansicht einer Verringerung der Motorabgase und damit der Schadstoffbelastung kann für die Bürger und die Umwelt aber nur eine gute Nachricht sein. Wo in Europa überall ZTL und Umweltzonen eingeführt werden, erfährst du bei uns oder auch in unserer Green-Zones App.