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Umweltzonen schützen vor Lungenkrebs und Demenz

Feinstaub einzuatmen, ist gefährlich– mit gesundheitlichen Spätfolgen, die die Betroffenen lange Zeit plagen können. Studien decken nun auf, wie Feinstaub zu Lungenkrebs und Demenz führen kann. Ist es Zeit für schärfere Grenzwerte- im Interesse der Gesundheit und der Umwelt?

Dass die Luftverschmutzung sich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirkt, ist schon länger keine Überraschung mehr. Autos mit deren Abgasen und Reifenabrieb, Kraftwerke und sogar Heizungen sind verantwortlich für Feinstaub in der Luft, eine der gefährlichsten Schwebstaube. So landen dann die feinen Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern (PM2.5) in die Atemwege und schädigen nachhaltig die Lunge. Bekanntermaßen folgen oft Atemwegserkrankungen und Kreislaufprobleme. Dennoch unklar ist die Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen längerer Belastung durch schlechte Luft und einigen bestimmten Krankheiten. Welcher Mechanismus liegt zugrunde? Und wie schädlich ist wirklich die Einatmung von luftbelastenden Abgasen und Schadstoffen? Aktuelle Studie wollen genau das entdeckt haben.  

Nach Angaben einer aktuellen Studie, an der Wissenschaftler aus der ganzen Welt mitgearbeitet haben, erhöhe die Luftverschmutzung durch Feinstaub das Lungenkrebsrisiko. Das ergibt sich aus den Analysen von Daten über mehr als 32.000 Personen in England, Südkorea, Taiwan und Kanada. Dabei könnte die Forscher feststellen, dass eine erhöhte Konzentration von Feinstaubpartikeln (PM 2,5) in der Umgebungsluft bei den Studienteilnehmenden – die bereits einer mit Krebs assoziierten Genmutation aufwiesen - mit einem zunehmenden Risiko für Lungenkarzinom einhergeht. Demzufolge sei Feinstaub nicht der Verursacher von Mutationen im Gewebe, sondern vielmehr löse dieser Entzündungsprozesse aus, die die Entstehung bösartiger Tumore durch bestehende Mutationen begünstigen – auch bei Nicht-Rauchenden. Bereits eine Feinstaubbelastung über drei Jahre könnte insofern ausreichen, um das Risiko der Entwicklung von Lungenkrebs zu erhöhen, so die Studie weiter.  

Aber auch das Gehirn, und vor allem sein kognitives Zentrum, leidet stark unter der Umweltverschmutzung – mit langfristigen Folgen für beispielsweise das Denkvermögen, die Sprache und die Motorik. Wie eine Studie aus Großbritannien verdeutlicht, erhöht die Feinstaubbelastung – neben Krankheiten der Atemwege und des Kreislaufs, ebenfalls das Demenzrisiko. Indem diese Blut-Hirn-Barriere schädigen und Entzündungsreaktionen im Gehirn begünstigen kann, bis hin zum Absterben von Nervenzellen. Dem Forschungsbericht nach, könnte schon eine geringe Erhöhung von Feinstaubwerten, und zwar auch Partikel-Konzentrationen deutlich unterhalb der in der EU geltenden Grenzwerte, zu neurodegenerativen Krankheiten führen. Dass Feinstaub tatsächlich zu Demenz beitrage, sei aber bisher nur ein fundierter Verdacht. Die Studie zeigt jedoch, wie dieser Schadstoff schon unterhalb gängiger Grenzwerte bedenklich ist.  

Eine ähnliche Schlussfolgerung zu der, die bei der Studie über den Zusammenhang zwischen Feinstaub und Krebs gezogen werden konnte. Auch hier betonten die Forscher die Dringlichkeit, die Luftbelastung auch durch politische Maßnahmen weltweit senken zu müssen. In Wissenschaftskreisen wird nämlich immer öfter die Einführung strengere Grenzwerte für Feinstaub gefordert. Dadurch - erklärt Petros Christopoulos, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Heidelberg – wäre es möglich, den gesundheitsschädlichen Effekt der Luftverschmutzung zu minimieren. Und somit jedes Jahr Tausende von durch schlechte Luft verursachten Krankreiten weltweit verhindern.  

Ob die Erlassung von schärferen Vorschriften zur Reduzierung der Luftverschmutzung nicht länger aufgeschoben werden kann? Wird die Politik häufiger auf strenge Verkehrsvorschriften wie Umweltzonen und Fahrverboten zurückgreifen, um Luftverschmutzung-Faktoren effektiver entgegenzutreten? Schließlich würde jede positive Auswirkung auf die menschliche Gesundheit von erheblichen Vorteilen für die Umwelt begleitet – sicherlich ein wichtiger Effekt im Rahmen des Kampfs gegen den Klimawandel.