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Norwegen: E-Auto-Bann auf Schiffen

Nicht sicher genug seien Elektro-, Plug-in-Hybrid- und Brennstoffzellenautos, um befördert zu werden. Die norwegische Fahrgesellschaft will sie jetzt von ihren Fähren verbannen.

Obgleich Norwegen als einer der größten Öl- und Gasexporteure weltweit gilt, gehört das Land sicherlich zu denjenigen, wo die Elektromobilität am stärksten zugenommen hat. Fast 80% der Neuzulassungen bestanden 2022 nämlich aus Elektrofahrzeugen, welche dank Wasser- und Windkraft nahezu CO₂-neutral fahren können. Aber diese Fahrzeuge können nun nicht mehr überall hinfahren – nachdem eine der beiden großen norwegischen Fährschiffslinien die Schranken am Kai aus Sicherheitsgründen vor ihnen geschlossen hat. Denn auch wenn die Schiffe selbst über einen Hybridantrieb verfügen, um so weit wie möglich in den Fjorden klimaneutral zu fahren, sei die Beförderung von Elektrofahrzeugen an Bord eine komplett andere Geschichte.  

Eine Risikoanalyse für die Reederei Havila Kystruten habe neulich ergeben, dass Batteriebrände in Elektro-, Plug-in-Hybrid- und Brennstoffzellenautos an Bord nicht zu beherrschen sein könnten. In ihren neuen Beförderungsbedingungen schließt die Schifffahrtsgesellschaft nun jedes Fahrzeug mit Elektro-, Hybrid- oder Brennstoffzellenantrieb aus. Nur noch E-Scooter und Pedelecs seien weiterhin auf den Schiffen von der Fahrgesellschaft erlaubt – sowie Diesel und Benziner. Doch auch hier stellt Havila einige neue Mitnahme-Kriterien fest und beschränkt die Beförderung von fossil angetriebenen Autos ausschließlich auf den Abschnitt zwischen den Häfen von Bergen und Kirkenes.  

Die Entscheidung stamme aus einer reinen Sicherheitsbewertung und sei keinesfalls als eine negative Haltung zur Elektromobilität zu interpretieren – erklärt Havila-Chef Bent Martini. Denn zwar ist die Feuergefahr bei Verbrennern höher als bei elektrisch-angetriebenen Fahrzeugen, sind Benzinbrände – vor allem angesichts der am Bord verfügbaren Ausrüstung zur Brandbekämpfung - einfacher zu löschen als Akkubrände. Ein Szenario, das vielleicht unwahrscheinlich, aber sicher nicht unmöglich ist. Zumal angesichts davon, was sich letztes Jahr auf einem Schiff in der Nähe der Azoren ereignet hat. Diese hatte zum Zeitpunkt des Unfalls eine Ladung von Fahrzeugen an Bord, darunter sowohl Verbrennerautos als auch Elektrofahrzeuge. Ein Feuer, welches wahrscheinlich – aber noch nicht mit Sicherheit zu sagen – einer Elektrobatterie zurückzuführen ist, habe sich schnell ausgebreitet und den Autotransporter zum Sinken gebracht.  

Dieser Fall, wie auch viele andere, die auf dem Festland registriert wurden, hätten bei der Reederei einen Eindruck hinterlassen und sie dazu geführt, eine Entscheidung zu treffen, die die Wirtschaftlichkeit der Fahrgesellschaft gefährden könnte. Die Sicherheit der Passagiere und der Besatzung hat hier Vorrang. Für Havila bleibt es nur zu hoffen, dass Autos mit Elektromotoren bald wieder an Bord zugelassen werden – und somit den Fahrbedürfnissen der Bevölkerung, die so stark auf Elektroautos angewiesen ist, wieder gerecht werden zu können.  

Idealerweise habe die Fährschiffslinien Zeit eine langfristige Lösung zu finden, aber nur noch bis Norwegen seine Pläne für das Verbrenner-Aus in die Tat umsetzen wird. Ab 2025 werden nur noch Elektroautos nämlich zugelassen und immer weniger Verbrenner würden dann eine Fahrt mit Havila buchen – eine gute Nachricht für die Umwelt, aber im Moment vielleicht ein Unglück für die Reederei.