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Schweiz: Zu viele defekte Diesel unterwegs

Im Rahmen zahlreicher Abgastest wurden Mängel am Dieselpartikel-Filter vieler Verbrenner festgestellt. Der schweizerische Autogewerbeverband (AGVS) schlägt Alarm: Jeder fünfte Dieselwagen könnte die Luft mehr verpesten als im Sinne der Emissionsgrenzwerte erlaubt ist.

Im Hinblick auf den jahrelangen Abgasskandal werden noch oft Überschreitungen der zulässigen Ausstoß-Grenzwerte bei Dieselfahrzeugen festgestellt. Doch auch unter anderen Bedingungen können Dieselautos erhöhte Emissionen außerhalb der vorgesehenen Lage aufweisen. Technische Defekte können zum Beispiel auch zu einer unzureichenden oder falschen Emissionsregelung beim Fahrbetrieb führen. Genau damit sehen sich zunehmend Schweizer Autofahrer konfrontiert. Denn der schweizerische Autogewerbeverband (AGVS) warnt vor defekten Partikelfiltern und der damit möglich verbundenen Überschreitung der zulässigen Schadstoffwerte.  

Immer mehr Autos würden nämlich aufgrund von kleinen Rissen im Dieselpartikel-Filter den Abgastest nicht bestehen. Jeder fünfte Dieselwagen sei laut Schätzungen des AGVSs betroffen. Etwas optimistischer ist hingegen das Lagebild, das die schweizerischen Straßenverkehrsämter zeichnen. Als Ergebnis ihrer Abgastests würde etwa jedes zehnte Fahrzeug die Emissionsprüfung nicht erfolgreich absolvieren. Ein besorgniserregendes Ergebnis, welches die Frage sicherlich aufwirft, wie viele Fahrzeuge – zum Teil sogar in Unkenntnis ihrer Filterdefekte - mehr zu den Luftemissionen beitragen als erwartet und erlaubt. Vor allem, im Vergleich zum zulässigen Ausstoß von bis zu 250.000 Teilchen, ermittelten die geeichten Messgeräte eine viel höhere Schadstoffmenge von Millionen von Partikeln. Die Behörden des Landes, sowie die Autoindustrie, sollen daher rasch handeln, wollen sie die freigegebenen Schadstoffe wieder in den Griff bekommen.  

Nicht so einfach lässt sich jedoch das Problem der defekten Filteranlagen lösen. Keine Warnung durch Kontrollleuchten – erklärt das Straßenverkehrsamt vom Kanton St. Gallen - kommt beispielsweise vom Bordcomputer, wenn die Leistung des Abgasfilters nachlässt oder ganz ausfällt. Nur der zum Jahresbeginn eingeführte Abgastest sei dabei in der Lage, den Zustand des Filtergeräts zu überprüfen und sicherzustellen, dass dies ordnungsgemäß funktioniert.  Und auch wenn ein Mangel in der Werkstatt zur Kenntnis genommen wird, ist der Austauschprozess des Bauteils ein langwieriges und kostspieliges Vorgehen. Zwischen 2.000 bis 4.000 Euro pro Wagen liegt der Kostenanschlag dafür und lange Wartezeiten von circa fünf Monaten machen ebenfalls das Leben der betroffenen Autobesitzer schwer. Bei einigen Herstellern sei sogar die Verfügbarkeit des Filterteils für nicht früher als 2024 erwarten.  

Klar ist aber, dass dies nicht belanglose Folgen für die Umwelt und natürlich für die Autofahrer hat. Vor der entsprechenden Reparatur und Wartung des Partikelfilters dürfte das Dieselauto überhaupt nicht weitergefahren werden. Eine unangenehme Entscheidung für die Bürger, dennoch notwendig, um einem massiven Anstieg der Schadstoffwerte zu entkommen. Obwohl es in der Schweiz tatsächlich nur eine Umweltzone gibt – und zwar die in Genf aktive wetterbedingte Luftschutzzone – trägt auch die Alpenrepublik im Endeffekt eine Verantwortung für die Reduzierung der Luftverschmutzung und den Schutz der Luftqualität. Für die Umwelt als auch für die Gesundheit ihrer Bürger.  

Werden die Behörden nun angesichts der großen Zahl von Autos, die möglicherweise die Emissionsgrenzwerte überschreiten, beschließen, das Tempo der Kontrollen zu erhöhen und die Industrie zu zwingen, schneller Ersatzteile zur Verfügung zu stellen? Können neue Umweltzonen zumindest vorübergehend eingeführt werden, in denen die umweltschädlichsten Fahrzeuge nicht verkehren dürfen? Es bleibt nur, die Situation in der Schweiz mit Interesse zu verfolgen – da das Gleiche schließlich auch in vielen anderen Ländern geschehen könnte.