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Berlin: Neue Versuche für autofreie Straßen

Trotz des Flops bei dem Projekt für eine Friedrichstraße ohne Autos, setzt die Hauptstadt erneut mit Hoffnung auf autofreie Straßenabschnitte. In Spandau und Mitte soll der zweite Anlauf zunächst Platz finden.

Mehr Busse und Tram, erweiterte Streckennetze und mehr Platz im Allgemeinen für Öffis – das ist der Plan des Berliner Verkehrssenats bezüglich der Mobilitätsgestaltung der Zukunft. Doch all dies braucht Zeit, Ressourcen und letztendlich Platz auf den Straßen. Weniger Autos sollen zu diesem Zweck in Berlin unterwegs sein, um solche Pläne durchsetzen zu können. Und genau das plant Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne), als sie die Sperrung für den Autoverkehr von einigen Strecken in der Hauptstadt ankündigt.  

Etwa in Spandau soll die Verkehrsdynamik sich leicht ändern. Die Neuendorfer Straße soll zum Beispiel bis zur Streitstraße eine Einbahnstraße werden – und gleichzeitig zwischen Jagow- und Triftstraße für Autos gesperrt bleiben. Nur noch Räder und Busse sollen sich dann frei auf der Strecke bewegen können – alle anderen Fahrzeuge müssen sich dann auf die anderen Seitenstraßen verlagern. Eine Umfahrung von Askanierring bis Falkenseer Damm soll dies ermöglichen. Für Pendler aus dem angrenzenden Brandenburg wird das sicherlich eine unerfreuliche Umstellung, verbunden mit viel Stau. 

Unklar ist noch, wann genau keine Autos auf der Strecke der Neuendorfer Straße fahren dürfen. Schon jetzt ist die Entscheidung des Verkehrssenats jedoch stark kritisiert. „Die Neuendorfer Straße ohne Not für den Autoverkehr auf einer Länge von 100 Metern komplett sperren zu wollen, ist Irrsinn“, sagt nämlich CDU-Baustadtrat Thorsten Schatz dazu. Nur Veränderungen, die „eine größtmögliche Akzeptanz bekommen“, seien laut Schatz umzusetzen. Denn schließlich brauche die Stadt „keine Spandauer Friedrichstraße“.  

Sicherlich eine passende Parallele, denn auch diese soll nach den Plänen von Jarasch bald teilweise für den Verkehr erneut gesperrt werden. Nach dem relativ misserfolgreichen zwei-jährigen Versuch, will Berlin nämlich noch einmal die Möglichkeit einer autofreien Friedrichstraße erkunden und testen. Endgültig will die Grüne-Senatorin Teile der Straße zu einer Fußgängerzone machen und Verkehrsumleitungen dafür schaffen. Schon ab Montag könnten Autos auf dem etwa 500 Meter langen Teilabschnitt zwischen der Leipziger und der Französischen Straße nicht mehr zugelassen werden - und damit grünes Licht für einen zweiten Anlauf für eine autofreie Friedrichstraße geben. 

Doch genau wie in Spandau wird auch das Projekt in Berlin-Mitte in einem negativen Licht gesehen. Auch wenn dies, unter den richtigen Bedingungen, den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes und umweltfreundlichere mobile Alternativen vielleicht begünstigen könnte. In vielen Städte weltweit finden Autos immer weniger Raum - oder zumindest Fahreinschränkungen und -verbote etwa durch Umweltzonen. Nicht so abwegig könnte daher die Entscheidung der Hauptstadt sein, erneut zu versuchen, auf autofreie Straßen zu setzen. Zwar habe das erste Experiment bei der Friedrichstraße viele Schwachstellen gezeigt, bedeutet das aber nicht, dass das Konzept von autofreien Straßen im Allgemein komplett zur Seite zu legen ist. Vor allem, da sie auch Vorteile aufweisen, welche im Sinne der Einhaltung der Klimaziele im Verkehrssektor einfach nicht ignoriert werden können: Keine Autos bedeutet weniger Verkehr - und folglich weniger Schadstoffemissionen.