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Berlin: Autofreie Sommerstraßen kommen

Der Verkehrssenat gab die geplante Einführung einiger verkehrsfreien Straßen für nächsten Sommer bekannt. Die grüne Fraktion in Pankow schließt sich bereits der Initiative an und nennt die ersten Orte.

Vor einigen Wochen hat Berliner Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) ihren Plan für die Einrichtung von autofreien Sommerstraßen in der Hauptstadt angekündigt. Sie sollen temporär für den motorisierten Verkehr gesperrt bleiben und somit mehr Raum für die Gemeinschaft entstehen lassen – sowie gleichzeitig einen großen Beitrag zum Umwelt- und Gesundheitsschutz leisten. Wo Anwohner nämlich zu sehr unter schädlichen Motorabgasen und erhöhten Luftschadstoffwerten leiden, können sie hingegen im Rahmen des Projekts „den Straßenraum ohne die heute vorwiegende Dominanz des Kfz-Verkehrs erleben“ - erklärt die Senatsverwaltung für Mobilität. 

Für die Behörden ist in Zusammenarbeit mit den Kiezen und Bürgervereinen aber viel zu erledigen, bevor die Initiative im kommenden Sommer an den Start gehen kann. Nur das Bezirksamt Pankow scheint klarere Vorstellungen zu haben und nennt bereits die ersten Straßen, die sich daran beteiligen könnten. Anders als etwa die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Tempelhof-Schöneberg, wo zum Jahresanfang noch keine genauen Pläne vorlagen, habe die Grüne-Fraktion im Prenzlauer Berg schon eine eigene Straßenliste.  

Die folgenden Verkehrswege, so Fraktionsvorsitzende Hannah Wettig, könnten dafür zur Auswahl stehen, und zwar: Stargarder Straße im Abschnitt zwischen Schönhauser Allee und Pappelallee, Oderberger Straße zwischen Eberswalder Straße und Kastanienallee, Hufelandstraße im Abschnitt zwischen Greifswalder Straße und Bötzowstraße und schließlich Rykestraße im Abschnitt zwischen Sredzkistraße und Knaackstraße. Zusätzliche Spielstraßen und andere verkehrsberuhigte Bereiche könnten ebenfalls in Frage kommen.  

In Pankow ist dies im Übrigen der zweite Versuch, eine solche Verkehrsaussperrung auf den Weg zu bringen – mit dem Ziel, Fahrzeugausstöße zu mindern, wo sie besonders in den warmen Zeiten für schlechte Luft sorgen. Eine Art „hitzeresistente Infrastruktur“, einschließlich die nun sogenannten Sommerstraßen, zum Schutz der Bevölkerung vor gesundheitsschädlicher Wärme und Autoabgasen. Nach dem vorübergehenden Scheitern einer ähnlichen Initiative für eine autofreie Friedrichstraße gibt es jedoch viele Zweifel daran, ob sie auch auf andere Teile Berlins ausgeweitet werden sollten – auch wenn im Fall der Sommerstraßen sich nur um ein saisonales Fahrverbot handelt. 

Ist die komplette Aussperrung von Autos für die Sommerwochen wirklich die effektivste Maßnahme, die die Stadt gegen die Luftverschmutzung und den Klimawandel unternehmen kann? Wie lassen sich die Vorteile für Gesundheit und Umwelt gegenüber den dadurch erbrachten Nachteilen für Autofahrer abwiegen? Können Bürger und Klima hingegen besser davon profitieren, wenn die Berliner Behörden andere Verkehrsmaßnahmen, wie etwa verschärfte Umweltzonen, beschließen würden? Denn diese könnten nämlich bei ständiger Gültigkeit den schadstoffreichsten Fahrzeugen die Einfahrt in das Gebiet verbieten, ohne komplett den Verkehr stillzulegen. Andere Länder, wie Italien und Frankreich, setzen bereits seit Jahren auf die Kombination aus permanenten und zusätzlichen temporären Umweltzonen, die entweder nur bei Überschreitung von Schadstoffgrenzen oder während der Wintermonate aktiviert werden. In Paris und Bordeaux wird jeden ersten Sonntag im Monat in der Innenstadt ein Fahrverbot für Fahrzeuge ausgesprochen – mit Erfolg und großer Akzeptanz. 

Anfangs gibt es aber immer viel Kritik, wenn es um Maßnahmen geht, die den Verkehr und das Fahrverhalten der Bürger einschränken. Unbestreitbar ist jedoch das Nutzen, die den Bezirk Pankow und den Rest Berlins dazu veranlassen, erneut über die Einführung von Sommer- und autofreier Straßen nachzudenken. Ob und welche sie am Ende sein werden, bleibt noch abzuwarten.