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Deutschland: Verkehrssektor verfehlt Klimaziele

Noch zu hoch lagen die vom Verkehr verursachten Emissionswerte im Jahr 2022 und drängen die Bundesrepublik davon ab, ihre Klimaschutzvorgaben zu erreichen. Grund dafür? Unter anderem auch, die Abschaffung einiger Umweltzonen und Dieselfahrverbote?!

Nachdem gut 3,1 Millionen Tonnen Kohlestoffdioxid zu viel im Jahr 2021 ausgestoßen wurden, ist die Lücke zwischen Soll- und Ist-Werten 2022 noch größer geworden. Denn auch im letzten Jahr wurden die im Klimaschutzgesetz für den Verkehrssektor festgelegten Ziele auf den deutschen Straßen nicht erreicht. 150 Millionen Tonnen CO2 wurden nämlich statt den erlaubten 139 Millionen Tonnen freigesetzt, was eine Überschreitung von 11 Millionen Tonnen CO2 der gesetzlich vorgeschriebenen Menge entspricht.  

Eine Klimabilanz, die sich von den guten Ergebnissen in anderen Sektoren abhebt und eine Abkehr von den Trends der letzten beiden Jahre sicherlich darstellt. Vor allem, da ein normalisiertes Verkehrsaufkommen sich wieder etablierte und folglich zu den leichten Anstiegen der ausgestoßenen Emissionen führte. Gleichzeitig haben weitere Faktoren zur schlechten Klimabilanz laut Klimaexperten beigetragen.  

Unzureichend habe die Regierung - so das Thinktank Agora Verkehrswende in seinem Bericht – auf politische Maßnahmen gesetzt, die Verkehrs- und Schadstoffminderungen nach sich ziehen sollten. Etwa der Elektromobilitätsbereich wurde ausgebaut, aber noch als nicht ausreichend gilt dabei das Tempo, um die erforderliche Reduktion bei der Emissionsentwicklung zu bewirken. Weitere Maßnahmen, die die Bürger zur verstärkten Nutzung klimafreundlicherer Verkehrsmittel einladen sollten, wie das 9-Euro-Ticket, trugen auch nicht genügend dazu bei, Emissionen konsistent zu reduzieren.  

Ein Jahresfazit, welches im Endeffekt die Experten nicht wundert. Da viele klimaschützende Verkehrsmaßnahmen 2022 ebenfalls ausfielen. Etwa in Balingen (Baden-Württemberg) wurde die Umweltzone schon Anfang 2020 nämlich abgeschafft und auch in Berlin wurden alle Dieselfahrverbote im September 2022 aufgehoben.  Städte wie Frankfurt und Mainz haben ebenso kein Schritt zur Verbesserung ihrer Luftqualität genommen und verschoben hingegen auf unbestimmte Zeit die Einführung von Dieselfahrverbotszonen. Weitere Aufhebungen der Umweltzonenvorschriften seien sogar für die nahe Zukunft geplant – wie etwa in Baden-Württemberg, wo Karlsruhe, Heidelberg und Pfinztal dem Beispiel von Balingen folgen und sich von den Umweltzonen verabschieden möchten. 

Obwohl die Verbotsaufhebungen in Baden-Württemberg auf der erreichten Verbesserung der Luftqualität und der Verringerung der Luftschadstoffwerte beruhen, läuft das Land damit trotzdem die Gefahr, Kontrolle über die Emissionslage zu verlieren. Um die von der Bundesregierung - und international von der Europäischen Union - gesetzten Klimaziele zu erreichen, reicht es nicht aus, Klimaschutzmaßnahmen nur beizubehalten, um die Werte unter der Akzeptanzschwelle zu halten. Vielmehr sollten Städte und Gemeinden stärker darauf hinwirken, die Emissionen dort stärker zu reduzieren, wo es möglich ist - und somit einen echten und wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. 

Es bleibt also abzuwarten, ob die baden-württembergischen Städte und andere Regionen diese Fahreinschränkungen weiterhin als etwas ansehen, das so schnell wie möglich abgeschafft werden muss - oder stattdessen als ein weiteres Instrument auf dem Weg in eine sauberere Zukunft. Und wer weiß, vielleicht wird der Klimabilanz im nächsten Jahr für den Verkehrssektor viel positiver ausfallen.