Die Entwicklung des intermodalen Güterverkehrs, Schlüssel zur Verkehrswende in der Logistikbranche, wird von regulatorischen und technischen Hürden zurückgehalten. EU-Rechnungshof kritisiert den Mangel eines zentralisierten Plans zu Ausbau und Förderung. Was will die EU nun machen, um den Gütertransport nachhaltiger zu gestalten?
Entscheidend ist die Dekarbonisierung des Verkehrs, um die EU-Klimaziele im Sinne des europäischen „Grünen Deals“ zu erreichen und Treibhausgasemissionen verringern zu können. Das ist der gemeinsame und gängige Standpunkt bei den Behörden der Europäischen Union. Dabei, so erinnert auch Rechnungshofmitglied Annemie Turtelboom, „spielt Intermodalität eine zentrale Rolle“. Doch genau in dieser Hinsicht ist der Gütertransport in der EU „noch nicht auf dem richtigen Kurs“. Schuld seien regulatorische Hindernisse, sowie die Ermangelung eines zentralisierten Plans für die Entwicklung und Förderung des intermodalen Verkehrs.
Einem aktuellen Bericht des Rechnungshofes zufolge wird die intermodale Logistik sogar ausgebremst. EU-Regeln und bürokratische Schwierigkeiten würden demnach genau dazu führen, dass der Anteil des umweltschädlicheren Güterverkehrs auf der Straße weiter steigt – wenn eigentlich dieser für eine umweltverträgliche Gestaltung der Branche abnehmen sollte. Im Vergleich zu anderen Transportmöglichkeiten wie Zügen liegt der Einsatz von Lkw bei rund 77 Prozent, mit noch steigender Tendenz. Vor allem fehlte der EU jedoch eine spezielle Strategie für den intermodalen Güterverkehr, also Transporte durch zwei unterschiedliche Verkehrsträger, wie etwa in Kombination von Zug und Lkw – bemängeln die europäischen Rechnungsprüfer. Auf europäischer Ebene sollen Entscheidungen genommen werden, um in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten die Bedingungen für einen zukunftsfähigen intermodalen Verkehr zu schaffen. Und somit die Welt von Logistik und Transport unter anderen nachhaltiger und effizienter zu gestalten.
Auch die Infrastruktur muss in mehreren Schritten modernisiert und erweitert werden, um ein erfolgreiches intermodales Verkehrssystem überhaupt zu ermöglichen. Denn in seiner derzeitigen Form sei das Güterverkehrsnetz in Europa dafür noch nicht geeignet. Der Einsatz von größeren, 740 Meter langen Zügen, könnte eine attraktive Strategie für die Schienen darstellen, doch nicht überall könnten solche Züge fahren. Nur auf der Hälfte der wichtigsten Langstreckenverbindungen könnten diese derzeit eingesetzt werden. Mehr muss in das Schienennetz also investiert werden, um dem notwendigen Ausbau den Weg freizumachen. Dafür planen Länder wie Deutschland die Einführung einer höheren Lkw-Maut mit einem noch nicht festgelegten Wert, sodass die dadurch gesammelte finanzielle Ressourcen dem Zugverkehr zur Verfügung gestellt werden können. Laut der Ampel-Koalition sollen 80 Prozent der Maut-Einnahmen in Modernisierung und Ausbau des Bahnsektors fließen.
Ohne einen klaren Richtungswechsel durch die Verabschiedung neuer rechtlicher Vorgaben zur Förderung der Entwicklung des Sektors, als auch anhand von konkreten Maßnahmen, kann die Unzulänglichkeit des Eisenbahnsektors niemals behoben werden. Was auch die Zukunftsentwicklung des Verkehrswesens zu einem effizienten und rentablen System, welches gleichzeitig im Sinne des Klimaschutzes die Umwelt respektiert, ebenso beeinträchtigt. So sehr es auch möglich ist, die Umweltbelastung durch große Verbrennerfahrzeuge wie Lastkraftwagen mittels Verkehrsmaßnahmen wie Fahrverboten und Umweltzonen zu verringern, wäre es sinnvoller, direkt die Wurzel des Problems zu beseitigen. Und zwar, den Bestand an auf dem Kontinent verkehrenden Lastwagen so weit wie möglich zu verringern. Was die Union nun auf der Grundlage des Rechnungshofberichts allerdings beschließen wird, bleibt abzuwarten.