Fast 300 Kameras, die die Umweltzone in London überwachen, wurden bereits beschädigt oder gestohlen. Die Polizei fahndet nach den Tätern und hat nun das Bild eines mutmaßlichen Täters veröffentlicht. Sein Gesicht ist das Sinnbild einer entrüsteten Stadt.
Die Londoner Ultra Low Emission Zone (ULEZ) wird stark ausgeweitet. Ab 29.08.2023 wird sie mehr als 1500 Quadratkilometer umfassen, da dann auch die äußersten Gebiete der Metropole Buckinghamshire, Essex, Hertfordshire, Kent and Surrey von den strikten Regeln betroffen sind. Auch eine Klage der Gegner konnte diesen Schritt nicht verhindern.
Selbst Fahrzeuge, die den Regeln entsprechen, also zum Beispiel Diesel-Fahrzeuge, die die Euro-Norm 6 haben, müssen vor der Einfahrt registrieren werden, um eine Strafe zu vermeiden. Zu alte Fahrzeuge zahlen £12,50 pro Tag, um einfahren zu dürfen. Wer im Stadtgebiet arbeitet und täglich einfahren muss, kommt so schnell auf einige Hundert Pfund im Monat. Strafen betragen bis zu £2000. Londoner Bürger können Subventionen von bis zu £2000 bekommen, um ihr nicht-ULEZ-konformes Auto auszutauschen. Bürger außerhalb von London bekommen keinen Zuschuss.
Die schnelle Umsetzung der Ausweitung in Zeiten von steigenden Lebenshaltungskosten sorgt für viel Unmut in London. Selbst in den am meisten von Luftverschmutzung betroffenen Gebieten stehen die Bürger nicht hinter der ULEZ. Nun geht ein wütender Mob gegen die Umweltzone vor, auf eigene Faust. Hunderte der Kameras wurden bereits außer Gefecht gesetzt.
Die Situation zeigt, dass die Einführung und Ausweitung der Umweltzone mit der Brechstange durchgeführt wurde. Die Umweltzone in London ist deutlich strikter als die Zonen in den meisten anderen Ländern Europas. In Deutschland sind Diesel-Fahrzeuge mit Euro-Norm 4 weiterhin erlaubt. In Frankreich gibt es zwar von Stadt zu Stadt unterschiedliche Regeln, aber die Euro-Normen 4, 5 und 6 sind auch dort in den meisten Zonen erlaubt. In Dänemark werden zum Herbst erstmalig Pkw von den Umweltzonen betroffen sein. Euro 5 wird dann vorerst weiter einfahren dürfen.
Die Regierung in London hat also über die Köpfe der Bürger hinweg sehr strikte Regeln auf einer enorm großen Fläche eingeführt. Vielleicht hat sie zuvor zu lange tatenlos zugeschaut. Jetzt rennt ihnen die Zeit weg und sie müssen dringend gegen die Luftverschmutzung vorgehen. So bestraft sie ihre Bürger, die sich jetzt eindeutig gegen die Stadt wenden und mit aller Gewalt die Umweltzone versuchen zu sabotieren.
Auch wenn die Regeln im restlichen Teil Europas noch weniger streng sind, gibt es Widerstand. Dieser könnte sich, gerade wenn es neue Verschärfungen gibt, schnell in Gewalt wandeln. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Menschen auch andernorts auf die Barrikaden gehen, oder die Politik die Bürger vom Nutzen der Fahrverbote zur Verbesserung der Luftqualität überzeugen kann.