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Trucker ins Büro!

Nicht erst seit der Pandemie stellen wir einen Mangel an Fernfahrern fest. Wer ist noch bereit, stunden- und tagelang Güter durch Europa zu fahren, gegängelt von Umweltzonen, die manch schwerer Lkw mit der falschen Plakette umfahren muss. In Zukunft könnten die Brummifahrer zum Dirigieren der Fahrzeugflotte nur einen Bildschirm und einen Sessel benötigen.

Ein Schlaglicht auf die Misere richtete noch einmal der Brexit: Im gesamten Königreich herrscht mittlerweile solch ein Mangel an fähigen Fahrern, dass das Weihnachtsgeschäft bedroht ist. Doch wer sich darüber lustig macht, kennt die kontinentaleuropäischen Zahlen nicht. Auch hierzulande wird der Beruf des Fernfahrers von immer weniger Menschen gewählt: Zu schlecht sind die Arbeitsbedingen, zu gering auch die gesellschaftliche Anerkennung, die in den Brummifahrern vor allem Umweltsünder sieht.

Ein Münchener Unternehmen hat für diese Probleme eine Lösung: halbautomatische Lkw, die sich fernsteuern lassen. Das Unternehmen mit dem Namen Fernride lenkt seine Flotte via Computer, der Fahrer sitzt dabei im Büro vor dem Bildschirm und nicht mehr auf dem Bock in der Fahrkabine. Das Fahrzeug fährt und lenkt, beschleunigt und bremst. Der Fahrer selbst kontrolliert und greift ein, wenn etwas Unerwartetes geschieht: Wenn ein Sensor am Fahrzeug defekt ist oder es gilt, einem Hindernis auf dem Weg auszuweichen. Der Vorteil: Der Fahrer kann bis zu 50 Lkw gleichzeitig kontrollieren und führen, wo ansonsten weitere 49 Kollegen hinter dem Lenkrad nötig wären.

Allerdings fahren die schweren Fahrzeuge bislang noch nicht auf offener Straße, sondern in abgegrenzten Bereichen verschiedener Logistikunternehmen. Denn die Technik ist nicht nur für Gütertransporte geeignet, sondern auch für Gabelstapler und andere Baumaschinen. Voraussetzung ist, dass das Fahrzeug über eine so genannte Drive-by-Wire-Technik verfügt, d. h. die Technik funktioniert nicht nur mechanisch, sondern auch elektronisch. Die Technik verlässt sich dabei auf eine verlässliche Mobilfunkverbindung, um Kontakt zum Fahrzeug zu halten. Auf einem Werksgelände oder Containerterminal ist dies immer vorhanden, auf freier Strecke gibt es noch zu viele Funklöcher, als dass man sich auf die Technik 100-prozentig verlassen könnte.

Bis es soweit ist, bis alle Schwerlaster per Funk geführt werden, dürfte daher noch eine ganze Weile vergehen. Bis dahin müssen wir uns auf die erfahrenen Männer in der Fahrerkabine verlassen. Wenn Sie jedoch wissen wollen, wo Sie mit Ihrem Fahrzeug nicht fahren dürfen, können Sie sich auf die Green-Zones App verlassen!