Mit abgasreichen Traktoren und Lastern werden Faschingswagen in den deutschen Städten auch dieses Jahr angetrieben - auch in München, wo seit Anfang des Monats neue Fahrverbote für Verbrenner in Kraft sind. Ob die Faschingstradition in den kommenden Jahren auch grüner wird?
Nach zweijähriger Pause fährt wieder der traditionsreiche Faschingsumzug der Damischen Ritter durch die Münchener Altstadt. Mit Konfetti, Kostüme und bunt geschmückten Paradewagen konnte gestern auf den Straßen der bayerischen Landeshauptstadt gefeiert werden. Das Problem? So magisch die Atmosphäre auch sein mag, es waren keine Zaubersprüche, die Karnevalswagen zum Leben gebracht haben - sondern echte, schmutzige Verbrennungsmotoren.
Es kommen nämlich immer viele Diesel- und Benzinfahrzeuge wie Traktoren und Kleinlaster bei deutschen Faschingsumzügen zum Einsatz. Rund 40 wurden durch Münchens Altstadt am letzten Sonntag etwa von Dieselantrieben gezogen. Letztendlich keine Überraschung. Denn seit langer Zeit sind große, emissionsreiche Wagen Teil von Karnevalsumzügen. Nicht nur in Deutschland sind sie für ihren farbenfrohen Anblick beliebt. In München habe jedoch für sie nun die letzte Stunde geschlagen. Dieselgetriebene Faschingswagen hätten im Lichte der neuen Gesetze an der Parade überhaupt nicht teilnehmen dürfen.
Seit 1. Februar gilt nämlich in München ein neues Dieselfahrverbot, welches Fahrzeuge der Euronorm 4 und schlechter die Fahrt innerhalb des Mittleren Rings untersagt. Ein Emissionsstandard, welcher von den vielen Festwagen sicherlich nicht eingehalten werden kann – was daher eine Sondererlaubnis vonseiten der Stadt erfordert hätte. Eine spezielle Genehmigung, die die Umzügler so kurz nach Inkrafttreten des Verbots nicht rechtzeitig beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) beantragen konnten. „Kurzzeitig befürchteten wir, der Faschingsumzug könne nicht wie geplant stattfinden“, gibt Alexander Spannruf von den Damischen Rittern an. Eine Übergangslösung konnte jedoch gefunden werden - zur Freude aller Faschingsfans, aber nicht der Umwelt. Alle Diesel-Fahrer wurde es ausnahmsweise vom KVR erlaubt, am Karnevalsumzug teilzunehmen - solange über ihren Antrag auf eine Sondergenehmigung noch nicht entschieden wurde. Es genügt, so das Kreisverwaltungsreferat, die Bestätigung einer passenden Antragsstellung.
Nur dieses Jahr, und zwar für die Anfangszeit des Verbots, wurden solche Zugeständnisse gemacht. Beim nächsten Fasching brauchen die bunten Wagen dann eine Genehmigung, um durch die Stadt zu dieseln. Noch besser wäre es jedoch, wenn in den nächsten Jahren diese Tradition ebenfalls durch eine ökologische Wende gehen würde. Mit grüneren Fahrzeugen und alternativen Antriebsarten könnten die Städte zur Faschingszeit experimentieren, um den Karnevalsgeist am Leben zu erhalten, ohne die Umwelt hierfür zu schädigen.
Werden immer mehr umweltfreundliche Faschingswagen künftig auf die Straßen kommen? Oder wird eine offizielle Genehmigung noch lange ausreichen, um Umweltzonenvorschriften und Dieselfahrverbote zu ignorieren - und die Luft folglich weiterhin zu verschmutzen? Die Antwort wird erst mit den künftigen Karnevalsumzügen kommen.