Reifenabrieb stellt für Elektroautos mittlerweile ein großes Problem dar, vor allem, wenn es um schwere Autos geht. Denn je schwerer ein Fahrzeug, desto größer der Abrieb. So geben Elektroautos zwar immer weniger Schadstoffe ab, aber der Feinstaub der Reifen landet in der Luft und auf der Straße.
Wer in Paris oder Montreal mit der U-Bahn fährt, kennt den ständigen Gummigeruch in den Schächten und Tunneln. Der Geruch stammt von den Gummireifen alter U-Bahn-Waggons, die eigentlich dafür sorgen sollen, dass sich das Fahren weniger holprig anfühlt. Doch was früher als Fortschritt galt, stellt heute ein Problem dar. Denn der Abrieb ist gesundheitlich sehr bedenklich. Daher hat die französische Umweltorganisation „respire“ den U-Bahn-Betreiber RATP verklagt, denn die unterirdische Luft, die die Fahrgäste einatmen, ist mit 100 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter dreimal so hoch wie oberirdisch. Das französische Unternehmen Tallano hat eine technische Lösung entwickelt, die direkt den Abrieb an der Quelle absaugt. Beim Bremsen wird Unterdruck erzeugt, durch den bis zu 85 Prozent der abgeriebenen feinen Partikel abgesaugt werden. Bei der Pariser S-Bahn RER ist bereits ein Prototyp mit dieser Technik ausgerüstet.
Das Filtersystem eignet sich aber nicht nur für Eisenbahnen, sondern auch für Autos, Busse und Nutzfahrzeuge. Und das ist wichtig, denn mittlerweile stammt aus den Auspuffen moderner Autos weniger Feinstaub als von den Reifen und vom Straßenbelag. Lediglich zwölf Prozent des Feinstaubs kommen noch aus dem Auspuff. Es ist davon auszugehen, dass bei der Entwicklung einer neuen Euronorm 7 ab 2025 diese Art von Verschmutzung ebenfalls mit einbezogen wird. Leider ist eine Nachrüstung mit der Technik bei Autos schwierig, da der Stauraum fehlt. Anders sieht es bei Zügen aus, bei denen es meistens mehr Platz für eine Nachrüstung gibt.
Ein ähnliches Produkt wird auch vom deutschen Filterhersteller Mann + Hummel entwickelt. Größter Unterschied ist jedoch, dass das System die Partikel nicht aktiv absaugt, sondern passiv einsammelt. Auch mit diesem System lassen sich bis zu 80 Prozent des Abriebs auffangen. Wichtig ist bei beiden Systemen, dass der Bremsvorgang nicht negativ beeinflusst wird. Eine andere Herangehensweise versucht man beim Unternehmen Bosch: Es entwickelt Bremsscheiben mit einer Beschichtung aus Wolframcarbid, das extrem abriebfest ist. Der Maschinenhersteller HPL Technologies hingegen wendet wiederum ein Verfahren an, bei dem die Beschichtung mit dem Bremsbelag verschmilzt und so 90 Prozent des Feinstaubs verhindert wird.
Die Zeit drängt: Auch wenn in Deutschland die Feinstaubgrenze in den letzten Jahren nicht überschritten wurde, ist doch zu erwarten, dass europaweit über kurz oder lang die viel strengeren Grenzwerte der WHO übernommen werden. Das könnte im schlimmsten Fall zu strengeren Umweltzonen und weiteren Fahrverboten in Europa führen.