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Lärmblitzer in Paris

Im Kampf gegen Lärm rüsten sich die Städte. Paris will nun nach der Einführung eines generellen Tempo 30 in fast der ganzen Stadt und der Einrichtung vieler Radwege und Zonen mit Vorrang für Fußgänger nun mehr Ruhe in die Stadt einkehren lassen.

Schon die Einführung von Tempo 30 in diesem Jahr zielte auf eine Reduzierung des Lärms ab, doch jetzt soll er auch gemessen werden. Hierzu werden Mikrofonsysteme aus den USA verwendet, die ursprünglich dazu dienen sollen, unrechtmäßigen Waffengebrauch aufzuspüren. In Paris werden diese Systeme nun installiert, um zu prüfen, welche Motorräder und Fahrzeuge zu laut sind, um in der Stadt zu fahren.

Lärm zählt in Frankreich neben schlechter Luft schon länger zu den Hauptursachen von Krankheiten. Diese führten dazu, dass die Produktivität sinkt und die Kosten steigen. Schätzungen zufolge kostet dies dem französischen Staat bis zu 150 Milliarden Euro im Jahr. Zwei Drittel davon entfallen dabei auf den Verkehr, davon 55 Prozent auf den Straßenverkehr, acht Prozent auf den Schienenverkehr und vier Prozent auf den Flugverkehr. Zumindest der Lärm auf der Straße soll jetzt zurückgedrängt werden. Mit Hilfe von Lärmmessern mit dem Namen „Medusa“ soll nun der Lärm gemessen werden. Dies wurde in den letzten Jahren bereits in den Vorstädten getestet. Insgesamt vier Mikrofone und zwei Bildsensoren an einem Gerät sollen in der Lage sein, die Quelle des Lärms genau zu orten. Überschreitet der Lärm einen gewissen Pegel, kann Medusa auch die Nummernschilder der Geräuschquelle aufnehmen. In diesem Fall erschließt sich eine neue und lukrative Geldquelle für die Stadt. Doch noch ist es nicht soweit. Ab November werden die Geräte in Paris und anderen Städten installiert. Zuerst werden sie nur alle paar Sekunden die Umgebungsgeräusche aufnehmen und orten. Später soll eine Kamera zur Feststellung der Nummernschilder hinzugefügt werden. Ab 2022 könnten dann die ersten Knöllchen automatisch verteilt werden. 2023 soll der Lärmradar flächendeckend aufgestellt sein.

Auch in anderen europäischen Städten hat man genug vom Lärm. In Amsterdam richten sich die Messungen vor allem gegen zu laute Motorräder, die immer wieder zu Beschwerden führen. Doch auch zu laute Autos sollen identifiziert werden und aus dem Verkehr gezogen werden. In Nizza sollen Warnschilder aufgestellt werden, die bei zu hohen Lärmwerten an die Auto- und Motorradfahrer appellieren langsamer, und daher leiser, zu fahren. In Tirol in Österreich wurden bereits auf besonders bei Motorradfahrer beliebten Strecken Fahrverbote erteilt, wer mehr als 95 Dezibel von sich gibt, muss 220 € Buße zahlen. Auch in Deutschland werden Strafen für zu laute Motoren diskutiert. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis in ganz Europa Fahrverbote und Umweltzonen für zu laute Fahrzeuge eingerichtet werden.