< Alle Beiträge zeigen

Köln: Autofreie Deutzer Freiheit auf der Probe

Seit dem 10. Juni ist die Einkaufsstraße großenteils von Autos befreit. Allerdings werden auch einige kritische Stimmen unter den Bürgern laut.

Weniger Autos auf den Straßen der Innenstadt. Dies will die Stadt Köln, als sie den Startschuss für den zwölfmonatigen Verkehrsversuch für eine autofreie Deutzer Freiheit gibt. Nach der Ehrenstraße wird sie nämlich die nächste Einkaufsmeile sein, auf der Fußgänger und Radfahrer nun Vorrang haben werden. Beschlossen wurde dies Ende 2021, nach einem Bürgerantrag einer Initiative der Anwohner des westrheinischen Viertels. 

Vorläufig hat Köln eine Fußgängerzone eingerichtet. Im Rahmen des Projekts fielen ebenso Parkplätze weg. An deren Platz sollen stattdessen sogenannte "Stadt-Terrassen" entstehen. Auch weitere Sitzmöglichkeiten und Pflanzkübeln werden für die Verbesserung des Erscheinungsbildes der Prachtstraße sorgen. Die vorgenommenen Änderungen bedeuten für den Viertel natürlich auch eine Umstellung des Verkehrsstroms. Bis zur Anbringung fester Wegweisungen, wird eine mobile Beschilderung die neue Verkehrsführung zunächst anzeigen. Wenn auch nicht so wirksam wie eine Umweltzone, solle die Umwandlung der Straße in einer großenteils autofreien Zone dazu zu weniger Lärm- und Luftverschmutzung führen.  

Lediglich Anwohner dürfen die Deutzer Freiheit während des Versuchs befahren. Ebenso bleibt der Zugang auf die Straße auch für Fahrräder weiterhin frei. Nur die Querung ist ansonsten Autofahrern erlaubt, damit die angrenzenden Wohnstraßen noch erreicht werden können. Eingeschränkt auch der Lieferverkehr, der die Fußgängerzone nur an Werktagen von 6 bis 11 Uhr befahren kann. Vom Projekt ausgenommen nur der Abschnitt zwischen Neuhöfferstraße und Graf-Geßler-Straße. Dieser soll den Verkehrsfluss gewährleisten, in dem Fahrzeuge aus der Neuhöfferstraße nämlich nur über die Deutzer Freiheit abfließen können. Auch dort soll aber der Straßenraum durch die Umwandlung von Stellplätzen an Aufenthaltsqualität gewinnen.  

Das Verkehrsexperiment soll über die nächsten zwölf Monaten zeigen, ob die angebrachten Maßnahmen im Rahmen der Autofreiheit erfolgreich funktioniert haben. Insbesondere sei das Ziel, die Verkehrssituation vor und während der Versuchsphase zu analysieren und vergleichen. Wichtig auch die Untersuchung der Auswirkungen auf die Lebensqualität der Anwohner. Wie die Stadt selbst mitteilte, sei Ziel des Tests eben auch die Untersuchung und Evaluierung der „Auswirkungen einer autofreien Deutzer auf die Abwicklung des Quartiersverkehrs, auf die Lebensqualität der Menschen vor Ort, sowie auf die Geschäfte und Gastronomie“. Um Bürgerinnen und Bürger in die Entscheidungen noch stärker einzubeziehen, werden Umfragen und Podiumsdiskussionen während der Versuchsphase stattfinden.  

Obwohl alles mit einer Bürgerinitiative begann, begrüßen nicht alle Kölner das neue Projekt. Und auch wenn für manchen seien die Vorteile bezüglich Verkehrs- und Lärmreduzierung schon klar, zeigen sich viele Anwohner vom bisherigen Fortschritt enttäuscht.  Stand jetzt scheine die Deutzer Freiheit, deren Meinung nach, noch als unfertig und sogar ästhetisch nicht anspruchsvoll. Heftige Diskussionen über das neue Erscheinungsbild der Meile seien nämlich im Netz entstanden. Am meisten kritisierte die Farbgestaltung und die ungünstige – und hoffentlich temporäre- Platzierung mobiler Toilettenkabinen.  

In der Kritik geraten auch ähnliche Projekte in anderen deutschen Städten. Zum Beispiel hat die Umwandlung der Berliner Friedrichstraße in einer autofreien Zone schon die möglichen Nachteile einer solchen Initiative gezeigt. Belegt hat nämlich eine Studie, dass die Autofreiheit die Besucheranzahl deutlich reduziert hat und dabei für weniger Kunden für die dort ansässigen Geschäfte gesorgt. 

Wird das Verkehrsversuch in Köln sich jedoch als erfolgreich erweisen und unter der Bevölkerung auf große Zustimmung stoßen, wird die Fußgängerzone höchstwahrscheinlich dauerhaft bleiben. Somit könnte die  Deutzer Freiheit das nächst große Beispiel einer gelungenen Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Stadtverwaltungen für eine menschengerechte und umweltfreundlichere Innenstadt sein.