Am 22. März 2024 hat der Bundesrat seine Zustimmung zur Zulassung von klimaschonenden Dieselreinkraftstoffen gegeben. Die Hoffnungsträger dieser neuen Ära sind HVO100, kurz für Hydrotreated Vegetable Oil. Dieser Kraftstoff, der aus der Umwandlung von Pflanzenölen oder wiederverwertbaren Abfallstoffen hergestellt wird, soll ab dem 13. April 2024 an deutschen Tankstellen erhältlich sein.
Während der Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. von einer Revolution an der Zapfsäule spricht und den HVO100 als "Game-Changer" im Kampf gegen fossile Brennstoffe bezeichnet, wirft die Einführung dieses neuen Kraftstoffs auch eine Reihe von Fragen und Bedenken auf.
Wird der neue Kraftstoff dazu beitragen, Fahrverbote für Dieselmotoren leichter durchzusetzen? Die Antwort darauf ist alles andere als sicher. Denn obwohl HVO100 deutlich umweltfreundlicher ist als herkömmlicher Diesel – er produziert bis zu 90 Prozent weniger Treibhausgase und ist nahezu frei von Schwefel, Sauerstoff und Aromaten –, bleibt er doch ein Verbrennungskraftstoff. Daher wird er weiterhin zu Luftverschmutzung und gesundheitlichen Problemen beitragen, wenn auch in geringerem Maße. Jedoch könnte zukünftig der herkömmliche, dreckigere Diesel bald in Umweltzonen verboten werden, um mehr Menschen zum Umstieg auf HVO100 oder Elektrofahrzeuge zu bewegen. Es scheint unrealistisch, dass die Regierung ein solches Verbot durchsetzen könnte, ohne auf massiven Widerstand zu stoßen. Schließlich sind Millionen von Menschen in Deutschland auf ihre Dieselfahrzeuge angewiesen und nicht jeder kann oder will sich ein neues Fahrzeug leisten. Möglich wäre es dennoch.
Ist HVO100 erstmal akzeptiert und wird breit genutzt, könnte die Regierung eine zusätzliche Steuer auf HVO100 erheben. Dies könnte durchaus sein, da die Regierung stets auf der Suche nach neuen Einnahmequellen ist und Elektrofahrzeuge durch ihren Strom keine Mineralölsteuer zahlen. Allerdings könnte eine solche Steuer auch dazu führen, dass die Menschen wieder auf herkömmlichen Diesel zurückgreifen, was die Umweltbelastung wieder erhöhen würde.
Die Einführung von HVO100 ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung ist, der aber noch viele Fragen offen lässt. Hoffen wir, dass HVO100 tatsächlich dazu beiträgt, die Umweltbelastung durch den Straßenverkehr zu reduzieren. Bis dahin bleibt es jedoch ein Kraftstoff mit viel Potenzial, aber auch vielen Unbekannten.