Vielerorts in Belgrad stehen nun mit Algen gefüllte Wasserbehälter, welche CO2 binden können. Mit den sogenannten "flüssigen Bäumen" will das Pilotprojekt LIQUID 3 der starken Luftverschmutzung entgegenwirken und fehlende Grünfläche kompensieren. Ob diese Innovation auch in anderen Städten eine Zukunft hat? (Bild: LIQUID 3)
Striktere Abgasnormen, Fahrverbote, Umweltzonen und autofreie Sonntage – Dies sind nur einige der Maßnahmen, die Städte und Länder ergreifen, um die schädlichen Emissionen des Straßenverkehrs zu verringern. Gleichzeitig versuchen Forscher aus aller Welt immer noch, eine Lösung für eine andere Seite der Medaille zu finden: Was geschieht mit den doch freigesetzten Emissionen? Gibt es eine effiziente Möglichkeit, die nun in der Luft befindlichen Schadstoffe abzufangen? Forscher der Universität Belgrad antworten mit einem Ja. Denn ihre Innovation die Luftqualität in der serbischen Hauptstadt erheblich verbessern könnte.
An mehrere Orte in Belgrad stehen nämlich seit neustem sogenannte „flüssige Bäume“, und zwar urbane Fotobioreaktoren, die von Wissenschaftlern der lokalen Universität in Rahmen eines Pilotprojekts entwickelt werden konnten. Dabei händelt sich um keine echten Pflanzen, sondern um mit Wasser befüllte Glaskästen, welchen Mikroalgen hinzugefügt werden. Es sind genau diese Mikrophyten, die eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Schadstoffbelastung zugeschrieben wird. Mithilfe von Solarenergie befördert eine Pumpe die schmutzige Stadtluft in den Behälter. Dort machen die Algen mittels Fotosynthese aus dem aufgefangenen CO2 Sauerstoff.
Anders gesagt, ähnelt die Funktionsweise der von natürlichen Bäumen - mit dem zusätzlichen Vorteil, dass die Mikroalgen eigentlich sogar mehr Kohlendioxid als ein Baum binden können. Sie sind 10- bis 50-mal effizienter. Dafür wollen die Wissenschaftler der Universität Belgrad jedoch keine Bäume ersetzen, sondern diese bei deren Aufgabe der Luftreinigung unterstützen. Vor allem da, wo im Stadtgefüge nicht genügend Platz für neue Bäume und Pflanzen vorhanden ist oder wo diese so stark unter der Luftverschmutzung leiden, dass nur schwer große Mengen an CO2 binden können.
Eine interessante Lösung, die in vielen Städten tatsächlich von Nutzen sein könnte und sie einen Schritt näher zu einer sauberen Zukunft bringen. Zwar stimmt es, das obere Ziel vieler Regierungen die Verringerung von Emissionen und Schadstoffen bleibt. Dies bedeutet aber nicht, dass keine umweltschützenden Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die Luftqualität womöglich zu verbessern und somit Spätfolgen für die Gesundheit der Bürger ebenso zu vermeiden. Im Endeffekt ist die Luft in Großstädten – trotzt erfolgreicher grünen Verkehrsmaßnahmen – noch stark durch die vielen Abgase verschmutzt. Vielerorts fehlen Grünfläche, um die schadstoffreiche Luft ertragbarer zu machen.
Bei Erfolg hat das Pilotprojekt aus Belgrad daher das Potenzial, positiv zur Luftqualität zu beitragen. Doch noch einen größeren Unterschied könnte LIQUID 3 machen, sollen die „flüssige Bäume“ auch in der Lage sein, neben CO2 auch weitere Schadstoffe zu binden – wie etwa Feinstaub und Stickoxide. Deren Einsatz würden dann die Schadstoffbelastung erheblich verhindern und somit anderen Maßnahmen wie Umweltzonen ergänzen – oder sogar im Laufe der Zeit ersetzen. Wird LIQUID 3 mehr als Kohlenstoffdioxid künftig filtern können? Und werden andere Städte ebenso in flüssigen Bäumen investieren?