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Europäisches Ladenetz mangelhaft

Bis zum Jahr 2025 soll es in Europa eine Million Ladesäulen für Elektroautos geben. Nur so kann die angestrebte flächendeckende Versorgung für E-Autos beim Reisen über den Kontinent gewährleistet werden. Der EU-Rechnungshof sieht das Ziel in Gefahr.

Mit dem E-Auto in den Urlaub und dabei einmal quer durch Europa? Das ist im Moment noch kaum denkbar, wie ein deutsches Ehepaar vor kurzem schmerzlich feststellen musste. Bei ihrer Fahrt von Deutschland in den Süden Frankreichs fanden sie meist defekte oder nicht geeignete Ladesäulen vor, und das obwohl Deutschland und Frankreich zu den am besten aufgestellten Ländern in puncto Ladesäulen gehören.

Das Ziel der EU, bis zum Jahr 2030 30 Millionen Elektrofahrzeuge auf die europäischen Straßen zu bringen, um die Klimaziele zu erreichen, bedarf einer logistischen Großanstrengung. Bis zum Jahr 2025 sollen hierfür eine Million Ladesäulen entstehen. Der EU-Rechnungshof hat nun Bedenken geäußert, dass dieses Ziel bei derzeitiger Weiterentwicklung des Netzes kaum zu schaffen sei. Seit dem Jahr 2014 war die Zahl der Ladesäulen von 34.000 auf 250.000 im Jahr 2020 gewachsen. Die fehlenden 750.000 Ladestationen müssten nun aber mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit installiert werden. Jährlich würden etwa 150.000 neue Ladesäulen benötigt – pro Woche sind dies 3.000 Stück.

Ein weiteres Problem ist die lückenlose Verteilung der Ladestationen. Von 10 Ladesäulen in Europa entfallen 7 Stück auf die drei Länder Frankreich, Deutschland und die Niederlande. In Mittel- und Osteuropa gibt es sie hingegen kaum. Auch die gehäufte Anzahl von Säulen auf beliebten Routen und in Ballungszentren steht einem enormen Mangel an Ladesäulen in ländlichen Gebieten gegenüber.

Um das Problem in den Griff zu kriegen fordert der Rechnungshof eine umfassende Analyse des bestehenden Netzes, sowie Mindeststandards für die Betreibung der Ladestationen sowie einheitliche Bezahlsysteme. Zu häufig könnten E-Auto-Fahrer Ladesäulen nicht nutzen, da die Software der Fahrzeuge nicht mit der der Ladestation zusammenpasse. Ein erster Schritt zur Besserung sei die nun getroffene Einigung auf einen einheitlichen Stecker-Standard.

Ebenfalls kritisch, so der deutsche Rechnungshof, sei die Versorgung mit Elektrizität der E-Autos in der nahen Zukunft. 30 Millionen E-Autos in Europa – hierzulande ist das Ziel 7 bis 10 Millionen Stück - bedeuteten eine enorme Mehrbelastung für das bestehende Netz. In Deutschland müsse deutlich mehr investiert werden, um den Bedarf zu sichern.

Die EU sowie die Länder selbst müssen also nachbessern, um die benötigte Infrastruktur für die elektrische Mobilitätswende bereitzustellen. Nur so können die Menschen davon überzeugt werden, beim nächsten Autokauf auf einen Verbrenner zu verzichten. Bis dahin werden Diesel und Benzin die bevorzugte und verlässliche Antriebsart bleiben.