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Europa kämpft gegen Verkehrslärm

Nicht nur die Luftverschmutzung setzt den Bürgern in Ballungsgebieten zu. Auch der durch den Verkehr verursachte Lärm ist gesundheitsschädlich. Viele Länder wollen dem ein Ende setzen.

Durch die Lärmschutz-Richtlinie der Europäischen Union wurden in den Mitgliedsländern Lärmkarten erstellt. So sollten Hotspots der Lärmverschmutzung erkannt werden. Während die Implementierung von Maßnahmen gegen das Problem in den letzten Jahren nur schleppend voranging, sagen nun immer mehr Länder der EU dem Lärm den Kampf an.

Auf Münchens Autobahnen gelten seit neustem striktere Tempolimits. Betroffen sind 5 Autobahn-Abschnitte, auf denen die Höchstgeschwindigkeit um jeweils 20 km/h reduziert wurde. Auf einigen Strecken darf man nun nur noch 60 km/h fahren. Die Verkehrsministerien Kerstin Schreyer (CSU), hatte die Maßnahme eingeführt, um Anwohner in den Randgebieten Münchens vor dem Lärm zu schützen.

Im Gelbachtal in Rheinland-Pfalz startet unterdessen ein Projekt des ADAC, das Motorradfahrer für die Lärmbelästigung sensibilisieren soll und auf umsichtiges Fahren der Biker setzt. So wurden Schilder in der Region aufgestellt, die mit der Aufschrift „Leise fahren. Lärm ersparen! Rücksicht kommt an. Danke!“ auf das Problem aufmerksam machen sollen. Vor allem aufgemotzte Motoren, die absichtlich und illegaler Weise lauter gemacht werden, tragen zu dem Problem bei. Der Bundesrat hatte sich bereits für zeitlich beschränkte Verkehrsverbote für Motorräder eingesetzt, die zum Beispiel an Sonn- und Feiertagen ausgesprochen werden könnten.

Auch in anderen Ländern Europas wird immer mehr gegen den Straßenlärm getan. In der Schweiz will sich der Nationalrat dafür einsetzen, die Kontrolle und Ahndung von zu lautem Motorenlärm einfacher zu machen. Häufig ist es schwierig, den Lärm zu kontrollieren. Im Vergleich zu Tempoüberschreitung, wo die Messung einfach ist, sind beim Lärm häufig Umgebungsgeräusche nicht eindeutig vom Motorenlärm zu trennen. Lärmblitzer wären die Lösung. Hierfür gibt es aber noch keine Zulassung auf Bundesebene.  

In Barcelona nehmen Eltern und Schüler das Zepter gegen Luft- und Lärmverschmutzung selbst in die Hand. Sie fordern verkehrsberuhigte Zonen rund um die Schulen. „Es geht nicht nur um die Luft. Der Verkehrslärm beeinflusst auch die Konzentration der Kinder und damit das Lernverhalten“, erklärt Guille López, Vater zweier Schüler und Teil der initiative „Eixample Respira“. Jeden zweiten Freitagnachmittag blockieren sie Straßen rund um 67 Grundschulen der Stadt für eine halbe Stunde, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

In Tirol gibt es auf einigen beliebten Biker-Strecken bereits Fahrverbote für Motorräder. Diese Fahrverbote könnten sich in den kommenden Jahren immer weiter in Europa durchsetzen. Dann würden die Städte nicht nur durch eine Reduzierung der Luftverschmutzung sondern auch des Lärms wieder lebenswerter werden.