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Elektroförderung in Europa

In der EU soll es bis zum Jahr 2030 30 Millionen E-Autos auf den Straßen geben. Die Länder und auch die EU selbst kurbeln den Markt daher mit Prämien und Steuervorteilen ordentlich für E-Auto-Fahrer an. Hier ein Überblick.

Die Kaufprämie

In vielen Ländern der EU gibt es eine Förderung von E-Autos über direkte Prämien beim Kauf eines Neuwagens. Europaweit ist Rumänien hier Spitzenreiter. Etwa 10.000 Euro kann man dort als Zuschuss zum neuen Stromer bekommen. Auch in Kroatien gibt es rund 9.100 Euro. In Deutschland gibt es mit der kürzlich beschlossenen Verlängerung des Innovationsbonus einen verdoppelten Umweltbonus und damit etwa 9.000 Euro, in manchen Fällen sogar bis zu 11.000 Euro beim Kauf eines E-Autos.  Noch 2019 lag die Prämie in Deutschland bei nur 4.000 Euro. Im Schnitt lag der Verkaufspreis eines E-Autos damit etwa 17% unter dem Standardpreis. In Norwegen bekam man die Fahrzeuge zur gleichen Zeit im Schnitt ganze 35% günstiger. Auch die Einfuhr- und Mehrwertsteuer entfällt in Norwegen. Somit ist ein E-Auto dort deutlich günstiger als ein vergleichbarer Verbrenner. Diese monetären Vorteile spiegeln sich auch im Marktanteil der E-Autos im Vorreiterland Norwegen wider: Im letzten Jahr waren dort über 50% der Neuwagen E-Autos. In Belgien und Dänemark, wo es keine Kaufprämie gibt, hinkt der E-Auto-Markt weit hinterher. In Polen, wo erst Mitte 2020 eine Kaufprämie eingeführt wurde, ist der Marktanteil der E-Autos noch sehr gering. Die Einführung der Prämie ist aber ein Erfolg. Im Jahr 2020 ist der Anteil von E-Autos bei der Neuzulassung von Pkw um 53% gestiegen. Die Prämie liegt bei 15% des Kaufpreises, darf aber etwa 4.200 Euro nicht überschreiten. In Frankreich und Slowenien sind die Prämien mit etwa 7.000 Euro etwas geringer als in Deutschland. Die Länder sind gefolgt von Italien, Spanien, Schweden und Irland, wo sie zwischen 5.000 und 6.000 Euro liegen. Die Höhe der Prämien ist in den letzten Jahren in vielen Ländern angehoben worden, nachdem die Länder einen tatsächlichen Erfolg bei dem Umschwung auf grünere Mobilität gespürt haben.

 

In Deutschland

Erst kürzlich hat die EU ein Förderprogramm für Unternehmen gebilligt, die ihre Fahrzeugflotte und Firmenwagen auf grüne Alternativen umstellen möchten. Das deutsche Bundesverkehrsministerium (BMVI) hatte einen Antrag in Höhe von 507 Millionen Euro gestellt. Mit der Maßnahme können nun etwa 80% des Preisunterschieds zwischen einem Verbrenner und einem E-Auto von den Firmen ausgeglichen werden. Auch die Installation von Tank- und Ladesäulen wird mit 80% unterstützt, allerdings müssen die Unternehmen diese Infrastruktur nicht nur ihren Mitarbeitern, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Das Ziel der deutschen Regierung ist es, bis zum Jahr 2030 7 bis 10 Millionen E-Autos auf den Straßen zu haben. Außerdem sollen diesen Fahrzeugen 1 Million Ladestationen zur Verfügung stehen. Bis Ende 2022 sollen hiervon bereits 50.000 installiert sein. Für private Haushalte gibt es zudem eine Förderung für die Anschaffung einer Lademöglichkeit. Auch die Flottenumstellung von Handwerkern, dem Lieferverkehr, Taxibetrieben und Mietwagen- oder CarSharing-Firmen wird unterstützt, um einen großen Anteil der gewerblich genutzten Fahrzeuge in Deutschland auf grünere Antriebe umstellen zu können.

Die eben erwähnte Prämie beim Neukauf eines E-Autos wird in Deutschland zunächst bis 2025 weitergeführt. Der zuvor bereits bestehende Umweltbonus wird nun durch den Innovationsbonus ergänzt, so dass die Förderungen erheblich gestiegen sind. Steuervorteile unterstützen E-Auto-Fahrer zusätzlich.

Im öffentlichen Raum fördert die Bundesregierung den Umstieg auf emissionsfreie Busse. 600 Millionen Euro aus den Energie- und Klimafonds stehen hierfür seit 2018 zur Verfügung. Die Anschaffung der E-Busse muss pro Antrag bei mindestens 5 Stück liegen, dann werden die zusätzlichen Kosten, ähnlich wie bei den Zuschüssen für Unternehmen, mit 80% gefördert. Die Förderung geschieht bevorzugt in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung, also zum Beispiel in Ballungsgebieten, in denen auch eine Umweltzone eingerichtet ist.

Neben diesen Förderungen investiert Deutschland in Forschungs- und Entwicklungsprogramme zur E-Mobilität. Diese beziehen sich zum Beispiel auf den Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz der Fahrzeuge sowie deren Beitrag zur Erhöhung der Lebensqualität und einer nachhaltigen Stadtentwicklung.

 

In Frankreich

Nachdem die Automobilindustrie während der Corona-Pandemie in Frankreich, wie auch in anderen Ländern, stark gelitten hat, geht die französische Regierung mit einem umfangreichen Förderprogramm in die Offensive. Die Kaufprämie für Privatpersonen wird um 1.000 Euro auf insgesamt 7.000 Euro erhöht. Für Firmen liegt sie bei 5.000 Euro pro Fahrzeug. Öffentliche Stellen müssen in Zukunft bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen bei mindestens 50% auf Elektro-, Hybrid- oder Wasserstoffantrieb setzen. Ein zinsloses Darlehen wurde eingeführt, um Bürger zu unterstützen, die ihr Fahrzeug wegen der verschärften Regelungen in den Umweltzonen nicht mehr nutzen können. Fahrzeuge, für die ein Darlehen genehmigt wird, dürfen höchstens 50 g/km CO2 ausstoßen, müssen also rein elektrisch oder mit Hybridantrieb ausgestattet sein.   

Um das vermehrte Aufkommen von E-Autos auf den Straßen zu unterstützen, soll zudem die Anzahl von Ladestationen bis zum Ende 2021 auf 100.000 erhöht werden. Dieses Ziel war ursprünglich für Ende 2022 angesetzt. Gemeinden und Kommunen sollen außerdem vermehrt Anreize für E-Auto-Fahrer schaffen.  

Des Weiteren will der französische Staat 1 Milliarde Euro in die Förderung der E-Auto-Technologie investieren. Produktionsketten sollen digitalisiert, die Automobilindustrie ökologisch umgebaut werden. So soll die Herstellung der Fahrzeuge innerhalb der nächsten Jahre CO2-neutral stattfinden können.  Zusätzlich verpflichtet sich die französische Automobilindustrie, die Produktion von Elektro-, Plug-in-Hybrid- und Hybridfahrzeugen auf 1 Million Fahrzeuge bis zum Jahr 2025 zu erhöhen. Sie wollen außerdem selbst 1 Milliarde Euro in die alternativen Technologien investieren und so die Entwicklung von batterie- und wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen voranbringen.

Bezüglich der neuen Gesetze zu den Umweltzonen bleibt der französische Staat hart. Senatoren, die die neuen Auflagen für Ballungsgebiete angefochten haben, blieben erfolglos. Demnach müssen alle Ballungszentren mit über 150.000 Einwohnern in Frankreich bis Ende 2024 eine Umweltzone einrichten. Für die Gegenden, in denen die Luftverschmutzung besonders stark ist, wird außerdem vorgeschrieben, wann sukzessive weitere Umweltplaketten verboten werden müssen: die Plakette der Kategorie 5 und Fahrzeuge ganz ohne Plakette werden ab Anfang 2023 verboten. Die Plakette 4 ab 2024 und die Plakette 3 ab 2025. Dies heißt, dass dann nur noch Diesel-Pkw mit Euro 5 oder 6, und Diesel-Lkw und -Busse mit Euro 6-Standard einfahren dürfen.

 

In Belgien und den Niederlanden

In den Niederlanden gibt es sowohl eine Prämie beim Kauf als auch Steuererleichterungen für E-Autos. Auch für Firmen gibt es, ähnlich wie in Deutschland, Subventionen, um die Firmenflotte auf alternative Antriebe umzustellen. Zudem wird auch hier viel Geld in Forschung und Entwicklung der Technologie, aber auch Demonstrationsprojekte investiert, die Verbraucher von der E-Mobilität überzeugen sollen.  In Belgien gibt es, wie oben erwähnt keine generelle Kaufprämie. In den Jahren 2016 bis 2020 wurden reine Elektromodelle mit einer Prämie unterstützt, diese wurde aber wieder abgeschafft. Einzelne Regionen fördern E-Autos für Privatpersonen aber trotzdem. In der Stadt Gent gibt es seit diesem Jahr bis zu 4.500 Euro. Des Weiteren gibt es in Belgien diverse Steuererleichterungen. In der Region Flandern, in der auch die Umweltzonen Antwerpen und Gent liegen, ist ein E-Auto komplett von der Steuer auf Straßennutzung sowie der Kfz-Steuer befreit. In der Wallonischen Region inklusive der Stadt Brüssel mit seiner Umweltzone zahlt man mit einem E-Auto nur den jeweiligen Mindestsatz der Steuer auf Straßennutzung und der Kfz-Steuer. Auch der Kaufpreis und der Strom eines E-Autos sind in Belgien zu 100% von der Steuer absetzbar.

 

Auf dem richtigen Weg

Die dargestellten Länder setzen meist auf eine Kombination von Förderung durch Prämien, sowie Steuererleichterung und anderer Vorteile. Hier nicht erwähnt sind die Vorzüge, die E-Autos in manchen Gegenden genießen. Dies meint mitunter das kostenlose Parken, das Befahren von Busspuren und Vergünstigungen bei der Maut auf Autobahnen und in den Städten. In Ländern wie in Norwegen, in denen der Anteil an E-Autos enorm gestiegen ist, nehmen diese Vorteile wieder ab, da der Staat hierdurch zu viel Geldeinbußen verzeichnet.

Insgesamt zeigt sich, dass die Elektroförderung durchaus Erfolg hat. In Vorreiter-Ländern wie Norwegen ist der Anteil der E-Autos mittlerweile enorm hoch. Den positiven Effekt einer Prämie sieht man am Beispiel von Ländern wie Polen, die nach ihrer Einführung einen deutlichen Anstieg von E-Autos am Markt verzeichnen konnten. In Belgien und Dänemark, wo es keine standardmäßige Prämie gibt, hinken die E-Autos hinterher. Steuervorteile und andere Anreize geben dem Autofahrer Vorzüge auch nach dem Kauf des E-Autos und sind daher von längerer Dauer als die Prämie. Zuschüsse für Firmen helfen zudem, auch dienstliche Flotten umzustellen. Es ist eindeutig, dass die Stärke der Förderung in der Vielfalt liegt. Durch eine große Bandbreite von Vorteilen werden unterschiedliche Personen angesprochen und vom Umstieg auf die E-Mobilität überzeugt.

Die Zunahmen der elektrischen Neuwagen in den Ländern in der EU gibt der Politik Recht. Die Förderung hat Erfolg. Wir sind auf einem guten Weg zu grünerer, alternativer Mobilität. Nun bleibt zu hoffen, dass der Trend anhält, und dass ein flächendeckendes Netz von Ladestationen in Europa die E-Mobilität zum Erfolg macht. Hierzu ist auch die Umstellung des Stroms hin zu mehr Ökostrom dringend erforderlich, damit die Emissionen nicht nur von der Straße zu den Energiewerken verlagert werden.