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Eine Liebesgeschichte – Bundesregierung und ihr Diesel

Paradoxer könnten sich die deutschen Politiker wohl kaum verhalten: Die Bundesregierung umwirbt die Mobilitätswende und den Umstieg auf Elektroautos, fährt aber selbst lieber Diesel. Besonders schlecht schneidet gerade das Verkehrsministerium ab. Als Vorbild ist es gescheitert.

Ein neuer Bericht zur Elektrifizierung der Fahrzeugflotte der Bundesregierung macht sprachlos. Nur 2,4 Prozent der Fahrzeuge sind Elektroautos. Und das obwohl die Regierung von den Bürgern verlangt, auf Elektro umzusteigen.

Vor allem das Verkehrsministerium um Andreas Scheuer (CSU) schneidet enorm schlecht ab. Es liegt mit einem Anteil von 6,3 Prozent auf dem vorletzten Platz. Zwar sind im Ministerium selbst alle Fahrzeuge elektrisch, in den zum Ministerium gehörigen Ämtern sind unter den 2.100 Fahrzeugen aber gerade einmal etwa 5 Prozent grün. Noch schlechter als das Verkehrsministerium schneidet das Verteidigungsministerium mit lediglich 1,6 Prozent ab.

Am besten schneiden dem Bericht zufolge das Entwicklungsministerium mit einer komplett elektrischen Flotte, das Auswärtigen Amt mit 82,4 Prozent und das Umweltministerium mit immerhin noch 57,9 Prozent ab.

Doch nicht nur die Art der Fahrzeuge, die unsere Politiker fahren, auch ihre ständige Nutzung lässt Solidarität mit den Bürgern vermissen. Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) fährt zwar einen Tesla – im Übrigen ein Auto von dem die meisten Deutschen nur träumen können und was sicherlich der Steuerzahler finanziert hat - sie lässt sich in diesem aber durch einen Chauffeur zu jedem Termin herumkutschieren. Auf Nachfrage, warum Frau Günther nicht Fahrrad fahre, sagte sie, dass sie dies ja privat schon viel tue, und sie einfach zu viele Akten dabei habe, um diese auf dem Fahrrad mitzunehmen. Zudem müsse Sie ständig vertrauliche Gespräche führen, was Sie auf der Rückbank des komfortablen Tesla natürlich viel besser tun könne. Hart arbeitende Bürger, die mit Laptop morgens auf dem Rad zur Arbeit fahren und nebenbei schon das erste Gespräch führen können da wahrscheinlich nur den Kopf schütteln. Im März 2019 sagte Sie noch: „Wir möchten, dass die Menschen ihr Auto abschaffen.“ Damit meinte Frau Günther wohl nicht ihr eigenes.

Der Frust über die Verkehrswende in Deutschland kann so nur immer größer werden. Menschen, die sich tagtäglich auf ihr Auto verlassen, weil es in vielen Städten nur schlechte Alternativen gibt, werden immer mehr Steine in den Weg gelegt. Parkplätze sind eh schon rar, nun sollen die Parkpreise in Berlin erhöht werden, um das Fahren mit dem Auto noch unattraktiver zu machen. Wo parkt eigentlich Frau Günther? Die Menschen, die gern ein Elektroauto, oder zumindest einen Hybrid fahren möchten, finden ein lückenreiches Ladenetz mit unterschiedlichsten Anbietern, Apps und Preisen vor.

Die Deutschen lieben ihr Auto. Um dies zu ändern muss es vernünftige Alternativen geben und die Hürden, die sich für Menschen im alltäglichen Leben ohne Auto stellen, müssen von der Politik endlich ernst genommen werden. Sie selbst muss Solidarität zeigen und zum Vorbild werden. Im Moment sieht es anders aus: Andere Länder schaffen den Diesel ab, die deutsche Regierung fährt ihn.