Nach Kritik wegen der tatsächlichen Beteiligung fossiler Energieträger bei den Herstellungs- und Ladeprozessen zeigt eine Studie, dass Elektroautos immer noch viel sauberer sind als Verbrenner – mit Potential noch grüner zu werden.
Oft wird die Umweltbilanz von Elektroautos infrage gestellt. Der Herstellungsprozess für die Batterien sei zu energieaufwendig, die Ressourcen dafür knapp und wenn die Autos auf die Straße kommen, werden sie häufig mit Kohlestrom aufgeladen – dies sind die Hauptpunkte in den Augen vieler Kritiker. 2019 kam sogar eine Studie zu dem Ergebnis, dass unter diesen Bedingungen ein Auto mit Dieselmotor sauberer als ein vergleichbarer Stromer sein könnte. Nun beweist eine neulich publizierte Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT), dass E-Autos doch mit Abstand die geringsten Emissionen aller Kraftfahrzeuge aufweisen.
Bei der ICCT-Auswertung wurden unterschiedliche Faktoren in Betracht gezogen, welche die Schadstoffemissionen über die gesamte Betriebsdauer des Fahrzeugs beeinflussen können – von etwa der Gewinnung von Rohstoffen bis hin zum Recycling der Autokomponenten. Dabei wurden die Daten aus dem europäischen, US-amerikanischen, chinesischen und indischen Markt gesammelt, da diese Regionen rund 70 Prozent der globalen Gesamtverkäufe bei Neuwagen ausmachen.
Signifikant umweltfreundlicher als Diesel und Benziner zeigen sich die Autos mit Elektromotor in allen untersuchten Absatzgebieten. Beispielweise lässt sich der größte Unterschied bei den Emissionen in der Europäischen Union erkennen. Hier erzeuge ein mittelgroßes Elektroauto nämlich zwischen 66 und 69 Prozent weniger Kohlendioxid und andere Treibhausgase als ein vergleichbarer Verbrenner. Folgen die USA mit einer ähnlichen Größenordnung - und zwar mit einer Emissionsdifferenz von 60 bis 68 Prozent. Geringer zeigen sich stattdessen die Zahlen in den indischen und chinesischen Markt, wo Elektroautos maximal zu einer Verringerung das schädliche Ausstoßen von 34 bis hin zum 45 Prozent beitragen. Bei Plug-In Hybriden liegt der Unterschied zu Verbrennern hingegen nur bei rund 20 Prozent.
Die Studie prognostiziert ebenfalls eine weitere Zunahme der Emissionsvorteile solcher Fahrzeuge. Da ein größerer Anteil an erneuerbaren Energiequellen bei der Stromerzeugung in den kommenden Jahren angewendet werden soll. „Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Dekarbonisierung des Stromnetzes neben der Elektrifizierung von Fahrzeugen“, erklärt der für Europa zuständige ICCT-Geschäftsführer Peter Mock. Denn würden Länder und Städte in der Lage sein – wie eigentlich in Ansicht der Klimaziele vieler Regierungen eingeplant – die Stromversorgung auf grünere Energiemixe umzustellen, können Stromer ihr wahres Umweltpotenzial aufzeigen. Nach Schätzungen der ICCT könnten 2039 die Emissionsvorteile bei 77 Prozent zum Beispiel in der EU und in den USA liegen.
Ob die Daten der Studie nur Vorhersagen bleiben oder doch zur Realität werden, sei noch abzuwarten. Es ist jedoch klar, dass die E-Mobilität weitere Maßnahme erfordert, um sich durchzusetzen. Um diese zu fördern und somit strenger bei den Schadstoffemissionen einzugreifen, können neue Umweltzonen ins Leben gerufen werden – auch in Ländern, wo sie bisher keinen Platz gefunden haben. Gleichzeitig könnte die Umwelt von Ergänzungen und Vorschriftenverschärfungen bei den bereits aktiven Umweltzonen profitieren. Denn grundsätzlich erlaubt sei der Verkehr von E-Autos in solchen Gebieten. Würden sich jedoch klare Unterschiede zwischen verschiedenen Elektrofahrzeugen bei dem fossilen Fußabdruck im Verkehr zeigen, könnte es in der Zukunft eine gute Idee sein, durch strengere Regelungen auch einigen E-Autos und vor allem Plug-In Hybride aus den Umweltzonen zu verbannen.