Seit geraumer Zeit klagen Anwohner eines Bahnhofs im Norden Wiens über laute und stinkende Dieselloks: Die Züge stehen bei laufendem Motor direkt vor einem Wohnblock, manchmal Stunden, manchmal sogar Tage. Jetzt reagieren die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).
Schon vor einem Jahr machten Anwohner des Bahnhofs Jedlersdorf im Wiener Bezirk Floridsdorf darauf aufmerksam, dass Dieselloks schon damals seit mehreren Monaten immer wieder auf den Gleisen stehen und Diesel verbrennen. Luft- und Lärmverschmutzung in höchster Güte, ganz geballt für die Bewohner einer Siedlung direkt neben den Gleisen.
Eine Anwohnerin berichtete sogar von einem ganzen Wochenende, an dem der Motor lief, die Lok stillstand und unbesetzt war. Vorbeifahrende Züge würden, so wird von den Betroffenen betont, nicht stören. Schließlich war der Bahnhof mehr als 100 Jahre eher da, und man wusste, dass dort auch Zugbewegungen stattfinden.
Doch warum dürfen Dieselloks im Leerlauf parken, während jeder Autofahrer, der seinen Motor auf dem Parkplatz laufen lässt, mit 100 bis 200 Euro Strafe rechnen muss? Zumal die stehenden Loks, die nähere Umgebung mitunter stundenlang zum Vibrieren bringen.
Die Problematik erinnert an Hafenstädte wie Hamburg oder Marseille, wo die Menschen in Hafennähe noch mehr Dieselabgasen ausgesetzt sind als die Menschen in Floridsdorf. Zum Vergleich: Ein Dieselauto verbraucht in der Stunde je nach Motor bis zu 1,5 Liter Kraftstoff, eine Diesellok schon 7,6 Liter und ein großes Kreuzfahrtschiff sogar 12.000 Liter – im Leerlauf.
Nun ist es tatsächlich so, dass Dieselloks nicht einfach an- und ausgeschaltet werden können. Denn technische Komponenten in der Lok müssen vor dem Start anwärmen und nach dem Stopp abkühlen. Die ÖBB kann die Loks aus Platzmangel auch nicht direkt woanders zum Aufwärmen oder Abkühlen abstellen. Dies erklärt allerdings nicht, dass die Motoren zum Teil Tage laufen. Bei den ÖBB versprach man nun Besserung: Bei den moderneren Modellen wird eine neue Software eingebaut, die die Lärmbelastung erheblich senkt. Doch in Floridsdorf lärmen und stinken meist die alten Dieselloks. Diese sollen nun nach und nach gegen Hybridloks ausgetauscht werden.
Kleintransporter und Lkw benötigen im gesamten Wiener Stadtgebiet mindestens die Euroklasse 4 und ein Umweltpickerl für die Umweltzone. Umso ärgerlicher, wenn man tagsüber einen sauberen Lkw fährt, und bei der Heimkehr stundenlang den Dieselabgasen vor seinem Fenster ausgesetzt ist.