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Die Schattenseite der E-Autos

In den letzten fünf Jahren haben verschiedene Länder der EU versucht, die gesamte Wertschöpfungskette einer Produktion so zu gestalten, dass sie mit Menschenrechten und Umweltschutz vereinbar ist. Das Europäische Parlament hat im März 2021 einem Bericht zugestimmt, die Sorgfaltspflicht auch bei Unternehmen mit weniger als 1000 Mitarbeitern einzufordern. Dies gilt als Aufforderung an die EU-Kommission, ein entsprechendes Gesetz auszuarbeiten.

Ziel ist es, Waren vom europäischen Markt zu verbannen, die mit Zwangsarbeit produziert wurden. Besonders Waren und Rohstoffe aus China und Afrika fallen hierunter. Betroffen ist auch der Rohstoff Kobalt, der in den allermeisten Lithium-Akkus steckt. Die Hälfte des Rohstoffs steckt im Boden Kongos und dort wird er oft durch Kinderarbeit gewonnen. Und so lässt sich leicht ausrechnen, dass es viele Elektroautos auf unseren Straßen gibt, die nur dank Kinderarbeit fahren.

Mitte des Jahres wurde ein Lieferkettengesetz im Bundestag verabschiedet. Ab 1. Januar 2023 muss jedes Unternehmen mit mehr als 1000 Arbeitern dieses Gesetz beachten. Ein Jahr später müssen auch solche mit weniger Beschäftigten das Gesetz anwenden.

Doch die Konsequenzen scheinen zu den Unternehmen nicht wirklich durchgedrungen zu sein. Die Wirtschaftskanzlei GvW hat ausgerechnet, dass rund 46 Prozent Probleme wegen ihrer Lieferkette bekommen werden, da ihre Lieferanten weder Menschenrechts- noch Umweltstandards einhalten. Doch darüber sind sich nur wenige im Klaren. Mehr als 70 Prozent gehen davon aus, dass es für sie ein nur geringes bis mittleres Risiko gibt. Das ist erstaunlich, denn jedes dritte Unternehmen hat mehr als 100 Lieferanten, viele sogar bis zu 1000. In der Bekleidungsindustrie sind es durchschnittlich 146 Lieferanten.

Auch die Durchsetzung und Prüfung des Gesetzes ist nicht ganz einfach. Fast 60 Prozent der Unternehmen machen Geschäfte mit China und es ist fraglich, ob sich chinesische Firmen durch ein Gesetz in Europa so stark unter Druck setzen lassen, dass sie ihren Mitarbeitern plötzlich Menschenrechte zugestehen. Strafen für die Unternehmen, die ihre Lieferketten nicht im Auge haben, können bis zu einer Höhe von zwei Prozent des Umsatzes gehen.

Die größte Herausforderung kommt jedoch erst noch, und zwar 2024, wenn die Europäische Kommission eine Richtlinie verabschiedet, die die zivilrechtliche Haftung bei Verstößen gegen die Sorgfaltspflicht vorsieht. Spannend wird es auch, wenn man feststellt, wie viel Leute tatsächlich bereit sind, viel mehr für ein Produkt zu zahlen. Schließlich ist es durchweg teurer, Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten. Auch der Markt für E-Autos könnte sich verändern, zumal die Frage im Raum steht, ob das angepeilte Ziel, aus dem Verbrenner auszusteigen und den Verkauf von E-Autos zu fördern, noch einzuhalten ist.