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City-Maut für deutsche Städte?

In vielen europäischen Ländern gibt es sie bereits: Die City-Maut sorgt in Norwegen, Großbritannien, Schweden und Italien in manchen Städten bereits für weniger Verkehr und für mehr Einnahmen. Verkehrsexperten fordern nun auch für deutsche Städte die Einführung einer Maut.

Während der Automesse IAA Mobility, die in diesem Jahr zum ersten Mal in München stattfand, wurden die Stimmen für eine City-Maut wieder laut. Experten des Ifo-Instituts , der TU München und des Autoherstellers BMW sind sich sicher:  Mit einer Maut für die deutschen Innenstädte könnten die Verkehrsprobleme besser gelöst werden. Am Beispiel München ist errechnet worden, dass eine Maut in Höhe von 6 Euro täglich für eine Verringerung des Verkehrs in der Innenstadt um 23 Prozent sorgt. Schätzungen gehen davon aus, dass eine Maut allein für München 600 Millionen Euro in die Stadtkasse spülen würde. Allerdings zahlen dann alle Autofahrer ohne Ausnahme, selbst Anwohner würden zur Kasse gebeten. Die Einnahmen könnten zum Ausbau des Nahverkehrs verwendet werden oder um Geringverdiener zu unterstützen. Pendler, die keine finanzielle Unterstützung bekommen, müssten bei 6 Euro am Tag bei einer 5-Tage-Woche und 25 Tagen Urlaub rund 1410 Euro im Jahr bezahlen. Das sehen viele der durch steigende Mieten in die Außenbezirke getriebenen Pendler als zu hoch an. Bedenken äußern auch Händler und Ladenbesitzer, die befürchten, dass die Maut potentielle Kunden abhalten könnte, in die Innenstadt zum Shoppen zu kommen. Denn wer eine City-Maut und eine Parkgebühr zahlen muss, fährt vielleicht doch lieber ins Umland zu den großen Einkaufszentren, wo es vieles unter einem Dach gibt. Statt für eine feste Gebühr, plädieren andere deswegen für eine dynamische wie etwa in Norwegen und Schweden, wo die Maut zu den Hauptverkehrszeiten höher ausfällt.

Ein anderes Problem ist die Abrechnung. Während üblicherweise Kameras die Nummernschilder lesen und registrieren, plädiert der Leiter des BMW-Kompetenzzentrums Urbane Mobilität auf eine Kontrolle per Mobiltelefon: Man muss sich beim Einfahren mit seinem Smartphone einloggen und kann durch die Verkehrskontrolle dann überprüft werden. Wichtig ist, dass nicht der ganze Weg des Fahrzeugs dokumentiert und abgerufen werden darf. Grund: der Datenschutz.

Einen anderen Ausweg würde eine allgemeine Mobilitätsgebühr für alle Fahrzeuge bieten. Der Vizepräsident des Handelsverbands Deutschland spricht sich daher dafür aus, auch die Einfahrt von Fahrrädern, E-Scootern und E-Rollern zu bepreisen. Schließlich bekämen sie neue und breitere Spuren, während für Autos Parkplätze und Fahrspuren wegfielen.

Einig sind sich die Experten, dass an einer Maut, in welcher Gestalt auch immer, in den nächsten Jahren in Deutschland kein Weg vorbei führt.